Umstrukturierung der Neckar-Odenwald-Kliniken: Konzentriert soll’s besser fließen
Von Ursula Brinkmann
Mosbach. Ab 1. Januar 2021 wird der nächste Schritt im Umstrukturierungsprozess der Neckar-Odenwald-Kliniken vollzogen. Er setzt Schwerpunkte in den chirurgischen Abteilungen. Am Standort Buchen wird dann die Allgemein- und Viszeralchirurgie (des Bauchraumes) sein, in Mosbach Unfallchirurgie und Orthopädie. Was auch heißt, dass kleinere (Routine-)Eingriffe der Fachrichtungen an jeweils beiden Standorten weiterhin möglich sind und auch Sprechstunden angeboten werden.
Wer eine Platzwunde hat oder sich das Handgelenk bricht und damit eigentlich nach Mosbach "gehört", wird also weiterhin im Krankenhaus Buchen erstversorgt werden können und gegebenenfalls zur Weiterbehandlung nach Mosbach gebracht. Umgekehrt bleiben in Mosbach fünf bis sieben Betten für Patienten bestehen, die etwa am Blinddarm oder der Galle, wegen Krampfadern oder eines Leistenbruchs operiert werden müssen.
Wenn’s komplexer und komplizierter wird, "große" Operationen anstehen, dann sind die Spezialisten in den beiden Häusern gefragt. Onkologische Eingriffe bei Krebserkrankungen oder solche wegen Verletzungen, Entzündungen und Fehlbildungen im Bauchraum werden dann ausschließlich in Buchen vorgenommen, größere Knochenbrüche etwa der Hüfte oder Schulter, Gelenkersatz und sportmedizinische Eingriffe haben ihren Platz in Mosbach.
Dort, und nur dort ist ab 2021 das Trauma-Zentrum, wo polytraumatisierte Patienten in einem Schockraum behandelt werden können. Der in Buchen entfällt künftig. Wer aktuell auf der Homepage der Kreiskrankenhäuser unter "Kliniken und Abteilungen" nachschaut, findet Allgemein- und Viszeral-, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie sowie Orthopädie an beiden Orten aufgelistet. Ein "Wirbelsäulenzentrum" gibt’s bis dato in Buchen. Das aber soll nach Mosbach umziehen – jedoch frühestens Ende 2021.
Die Doppelstrukturen zurückzufahren, das ist wesentlicher Teil des Konzepts, mit dem die Neckar-Odenwald-Kliniken aus ihrer hochdefizitären Lage manövriert werden sollen. Dieses "Zukunftskonzept", so Landrat Dr. Achim Brötel in einer Pressekonferenz in der Mensa am Ärztehaus, habe der Kreistag am 29. Januar einstimmig beschlossen. Mit Blick auf die Strukturänderungen, die bereits vollzogen sind und vor allem die (umstrittene) Konzentration der Gynäkologie und Geburtshilfe am Standort Buchen, stellte der Landrat fest, dass dort erfreulicherweise die Geburtenzahlen deutlich stiegen.
Kliniken-Geschäftsführer Frank Hehn verkündete beim Pressetermin stolz: "Heute um 9.55 Uhr hatten wir in Buchen die 669. Geburt." Dass man in diesem Jahr sicher noch die 700er-Marke schaffen werde, damit habe man nicht gerechnet. Landrat Brötel belegte zudem mit aktuellen Zahlen, dass "wir unser wirtschaftliches Jahresziel nicht nur erreichen, sondern höchstwahrscheinlich – vielleicht sogar deutlich – unterbieten werden." Mit dem November-Ergebnis falle der auf maximal 7,7 Millionen Euro festgelegte Jahresverlust um voraussichtlich 900.000 Euro geringer aus.
Aber man will ja nicht nur die Verluste verringern, sondern mit den nun angekündigten Veränderungen weitreichende Verbesserungen erreichen – im medizinischen Angebot für die Patienten als auch für das Klinikpersonal. Die beiden Chefärzte der "neuen Kliniken" beschrieben sie aus Sicht der Mediziner. Dr. Bernd Gritzbach ist dann für die Orthopädie, Unfall- und Wirbelsäulenchirurgie in Mosbach zuständig und konstatierte: "Alles wird flüssiger werden." Er geht davon aus, dass Qualität und Betreuung sich verbessern werden, weil Personal und auch Geräte an einem Standort konzentriert sind, wodurch Abläufe optimiert werden können.
Sein Kollege Dr. Thomas Hüttenhain leitet künftig die Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie in Buchen; auch er sieht mit der größeren Routine Qualitätsverbesserungen einhergehen. "Räume und Geräte können besser ausgenutzt werden, für Ärzte und Pflegekräfte fallen zeitraubenden Fahrten zwischen Mosbach und Buchen weg, persönliche Absprachen werden an einem Ort getroffen."
Nun gilt es, die neue Schwerpunktbildung bekannt zu machen und (in den Köpfen aller) zu verankern – in den Praxen der niedergelassenen Ärzte, bei den Rettungsdiensten, in der Bevölkerung. Dabei soll jede Anfrage am Empfang, in den Aufnahmen entsprechend beantwortet und weitergeleitet werden. "Alles ist abgestimmt. Unser Personal ist intern geschult, die Mitarbeiter sind in den Umstrukturierungsprozess involviert", sagte Frank Hehn über die Zeit der Vorbereitung, "die sind hoch motiviert und ziehen mit." Im Kopf und in manchen Fällen eben von Buchen nach Mosbach oder von Mosbach nach Buchen.