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Декабрь
2020

Neckar-Odenwald-Kliniken: Was die Klinik-Chefs gerne mit Querdenkern tun würden

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Von Rüdiger Busch

Neckar-Odenwald-Kreis. Ihr letzter "normaler" Arbeitstag liegt lange zurück: Für die über 1000 Beschäftigten der Neckar-Odenwald-Kliniken war 2020 ein Jahr im Ausnahmezustand. Im Gespräch mit der RNZ blicken Pflegedienstleiter Kurt Böhrer (59) und der Ärztliche Direktor, Privat-Dozent Dr. Harald Genzwürker (50), auf das Corona-Jahr aus Sicht der Kliniken zurück.

Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat den Begriff "Corona-Pandemie" zum Wort des Jahres 2020 gekürt. Was wäre ihr Wort des Jahres?

Genzwürker: Zuversicht – denn trotz aller Sorgen, Nöte und Probleme sollten wir uns als Gesellschaft den nötigen Optimismus nicht nehmen lassen.

Böhrer: Mitarbeiterflexibilität – denn nur dadurch war es möglich, die enormen Herausforderungen der Patientenversorgung während der Pandemie zu bewältigen

Gibt es für Sie auch ein Unwort des Jahres?

Genzwürker: Das größte Ärgernis des Jahres hat für mich einen Namen: Querdenker!

Böhrer: Genau! Diese Menschen würde ich gerne mal 14 Tage auf einer Isolierstation einsetzen.

Erinnern Sie sich noch, wann Sie zuletzt einen Arbeitstag hatten, den Sie als "normal" bezeichnen würden?

Genzwürker: Ja, es war Mittwoch, der 19. Februar. Einen Tag später war Schmutziger Donnerstag, und da herrschte, wie jedes Jahr, närrischer Ausnahmezustand. Danach hatte ich einige Tage Fastnachtsurlaub, und als ich zurückkam, beherrschte Corona und die Frage, wie wir damit umgehen, schon meinen Alltag. Am 28. Februar hatte uns dann der erste Vorbote im Kreis erreicht: ein Verdachtsfall in einem Buchener Hotel.

Böhrer: Anfang März – seitdem hat uns die Pandemie in den Kliniken im Griff.

Ab dann herrschte Ausnahmezustand?

Böhrer: Spätestens ab Mitte März. Inzwischen müssen bereits sechs Isolierstationen mit hohem Personalaufwand betrieben sowie die Intensivstationen situationsgerecht unterstützt werden.

Genzwürker: Ja, wobei es im Sommer auch eine Phase mit niedrigen Zahlen gab, bei der es so etwas wie einen Routinebetrieb unter Pandemiebedingungen gab. Zur Wahrheit gehört aber auch: Es gab seit Ende Februar keinen Tag, an dem ich mich in den frühen Morgenstunden nicht ins Intensivregister eingeloggt und unsere Daten eingegeben habe – auch nicht im Urlaub.

Sind die Kliniken für eine weitere Zunahme der Patientenzahlen gewappnet? Wo liegt die Grenze?

Genzwürker und Böhrer: Es ist so gekommen, wie wir befürchtet haben: Die Situation spitzt sich zu, es ist deutlich schlimmer als im Frühjahr, und wir haben den Höhepunkt wohl noch nicht erreicht. Was die Grenze angeht: Wir haben Räume und Betten genug. Unser engagiertes Personal ist der Dreh- und Angelpunkt. Solange wir genügend gesunde Mitarbeiter haben, können wir einiges stemmen. Durch krankheitsbedingte Ausfälle mussten wir kurz vor Weihnachten externe Hilfe durch die Hilfsorganisationen und sogar durch die Bundeswehr erbitten.

Wie nah ist Ihnen das Virus in den letzten Monaten gekommen?

Genzwürker: Manches Mal sehr nah: Ich habe Respekt, aber keine Angst vor dem Virus. Als Notarzt oder im Bereich der Intensivmedizin lässt sich manchmal der unmittelbare Kontakt gar nicht vermeiden. Hier nutze ich alle möglichen Schutzvorkehrungen. Mehr Sorgen bereiten mir Situationen, bei denen ich auf die Vernunft anderer angewiesen bin. Ansonsten reduziere ich meine Kontakte, wo es geht. So war das – leider – auch über Weihnachten. Nahegegangen sind mir auch Schicksale einzelner Covid-19-Patienten. Ein Bekannter ist infolge einer Corona-Infektion gestorben, andere haben die Infektion einigermaßen gut überstanden. Aber die "Einschläge" kommen näher.

Wie stark hat die Pandemie den Klinikalltag belastet?

Böhrer: Die Pandemie hat die Kliniken in ohnehin angespannter Situation sehr stark belastet. Der Betrieb von derzeit drei Isolierstationen an jedem Standort führt zu einer sehr hohen Belastung der Mitarbeiter. Alle sind über die Maßen engagiert, um die Versorgung der Bevölkerung in dieser Pandemie sicherzustellen.

Genzwürker: Die Zahl der verschobenen Eingriffe lässt sich nicht exakt beziffern, aber das ist nur ein Aspekt. Wir merken an den OP-Zahlen im Vergleich zum Vorjahr, dass auch seitens der Patienten abgewogen wurde, ob sie sich derzeit operieren lassen oder nicht – zum Beispiel auch, weil ja eine notwendige Anschluss-Reha derzeit nicht problemlos möglich ist.

Wie waren die Auswirkungen auf die Belegungsquote?

Böhrer: Während wir im Jahr 2019 bis November ca. 88.000 Pflegetage an den beiden Standorten dokumentiert hatten, waren es 2020 zu diesem Zeitpunkt etwa 65.000 Pflegetage.

Genzwürker: In diesem Jahr entfielen davon über 7200 auf die Patienten mit positivem Sars-CoV-2-Befund oder -Verdachtsabklärung. Die Fallzahl über alle Abteilungen war bis November um 3450 niedriger als im Vorjahr.

Die Versorgung der Infizierten und der Verdachtsfälle ist sehr aufwendig. Wie viele Masken, Handschuhe und Schutzkittel wurden verbraucht?

Genzwürker: Von 1. März bis Mitte Dezember haben wir etwa 71.000 Schutzkittel, 59.000 FFP-2-Masken und 1,7 Millionen Handschuhe verbraucht.

Böhrer: Unser Einkauf macht da im Hintergrund ganz tolle Arbeit, um jederzeit alle benötigten Materialien in entsprechender Menge zur Verfügung stellen zu können. Schnelltestbestellungen liegen bei uns im fünfstelligen Bereich, um auch bei Lieferengpässen Reserven zu haben.

Mitte Dezember vermeldeten die Kliniken den 1000. Patienten mit Corona-Bezug. Was war der jüngste, was der älteste Patient? Wie lange war die durchschnittliche Verweildauer?

Genzwürker: Unser jüngster Verdachtsfall war 16 Jahre alt, der jüngste Patient mit Positivbefund 21. Der älteste war 100. Durchschnittlich lagen die Patienten 8,1 Tage in der Klinik, im Einzelfall waren es zwischen einem und bis zu 52 Tagen.

Böhrer: Über die reinen Zahlen hinaus ist es uns wichtig, dass wir trotzdem jeden Einzelfall als solchen betrachten. Neben der Behandlung leisten insbesondere die Pflegekräfte etwas, das unbezahlbar ist: viele Gespräche mit den besorgten Patienten. Aufgrund der Isolationsmaßnahmen benötigen sie viel Zuwendung, die durch die Angehörigen und Freunde leider nicht vor Ort geleistet werden kann.

Wie hat sich die Therapie der Covid-19-Patienten im Laufe des Jahres weiterentwickelt?

Genzwürker: Wir sind unverändert alle noch in der Lernkurve, aber es gibt vielversprechende therapeutische Ansätze. Bei manchen Patienten hilft Remdesivir, bei anderen Kortison. Das größte Problem ist die Sauerstoffversorgung: Wenn das Atmen so anstrengend wird, dass die Patienten nach Luft ringen, dann müssen die Maschinen helfen. Einerseits ist es faszinierend, was die Intensivmedizin heute zu leisten vermag. Andererseits haben wir kein Allheilmittel gegen diese Erkrankung, die von einer hohen Sterblichkeitsrate geprägt ist.

Böhrer: Gerade bei Beatmungspatienten ist die Bauchlagerung ein wichtiger Ansatz. Vielleicht können Sie sich vorstellen, dass es auch eine körperliche Belastung darstellt, einen am Beatmungsgerät angeschlossenen Patienten vom Rücken auf den Bauch und zurück zu drehen – und das mit kompletter Schutzkleidung.

In unserem Interview im März haben Sie beide vorhergesagt, dass im Herbst die zweite Welle kommen wird – und damit leider recht behalten. Wie geht es jetzt weiter? Wird der Lockdown die zweite Welle brechen? Droht uns dann nach den nächsten Lockerungen eine dritte Welle?

Böhrer: Die große Hoffnung heißt Impfung. Bis dahin müssen die Menschen akzeptieren, dass sich die Normalität verschoben hat. Wir werden noch lange Mund-Nasen-Schutz tragen und uns an die Hygiene- und Abstandsregeln halten müssen.

Genzwürker: Der unbeschwerte Besuch eines Rockkonzerts oder eines Volksfestes wird so schnell nicht möglich sein. Und die "Faschenacht"? Da hoffe ich auf 2022.

Wie schnell kann ein Impfstoff helfen?

Böhrer: Wenn sich bis Spätsommer 60 Prozent der Menschen impfen lassen, sind wir für den nächsten Herbst vorbereitet. Es geht darum, die unkontrollierte Ausbreitung zu stoppen.

Genzwürker: Eines ist klar: Wer sich nicht impfen lässt, wird ein Risiko für alle anderen sein, die sich bis dahin noch nicht impfen lassen konnten. Wir brauchen die Impfung, denn Vernunft alleine genügt bei uns in Deutschland leider nicht; das haben die letzten Wochen und Monate gezeigt.

Was soll aus Ihrer Sicht das Wort des Jahres 2021 werden?

Genzwürker und Böhrer: Normalität – und um die zu erreichen, braucht es Solidarität.




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