Ausgangssperre und Böller-Verkaufsverbot: So feiern die Odenwälder Silvester
Von Caspar Oesterreich
Mosbach. Die Tradition, das Jahr mit einem großen Spektakel zu beenden, geht auf die alten Germanen zurück. Sie glaubten, dass ihr gefürchteter Kriegsgott Wotan am 31. Dezember mit seinem wilden Gespenster-Heer durch die Lüfte zieht und hatten Angst vor dieser Nacht. Deshalb ließen sie brennende Holzräder ins Tal rollen und machten dabei so viel Lärm wie möglich, um die Dunkelheit und die bösen Geister zu vertreiben. Gegen das Coronavirus hilft das alles nicht.
Zum Jahresabschluss gilt diesmal Ausgangssperre und ein Verkaufsverbot von Feuerwerk. Die RNZ hat bei Passanten in der Mosbacher Fußgängerzone nachgefragt, wie sie dennoch die bösen Geister dieses einzigartigen und so herausfordernden Jahres vertreiben und Silvester feiern wollen.
> Piy Körner (18, aus Schefflenz): "Ich denke, ich bleibe dieses Jahr an Silvester nicht einmal bis Mitternacht wach. Bringt ja nichts. Normalerweise starten wir mit der ganzen Familie ins neue Jahr. Das wären aber mehr als zehn Personen. Jetzt werde ich den letzten Abend in 2020 nur mit meinen Eltern verbringen. Ein besonderes Erlebnis wird das nicht. Zumal es ja auch kein Feuerwerk am Himmel gibt. Das ist schon ein bisschen schade, finde ich. Die Stimmung an Silvester wird eine ganz andere als sonst zu Neujahr sein."
> Claudia Strenger (44, aus Mosbach): "Wir planen trotz Lockdown und Ausgangssperre eine kleine Feier. Mein zweitältester Sohn hat an Silvester Geburtstag. Der Tag hat also doppelte Bedeutung für uns. Weil wir eine ziemlich große Familie in unserem Haushalt sind – ich habe sieben Kinder – wird es bestimmt trotz der ganzen Einschränkungen eine schöne Geburtstags- und Silvesterfeier werden. Zwar kann mein Sohn keinen seiner Freunde einladen – ein bisschen Tischfeuerwerk werde ich für ihn aber besorgen. Alleinstehende Menschen haben es in dieser Zeit bestimmt schwerer als wir als Großfamilie, in der eigentlich immer Trubel herrscht."
> Beate Bauer (59, aus Gundelsheim): "Ich werde an Silvester gemeinsam mit meinem Mann etwas Leckeres kochen. Den Abend verbringen wir dann gemütlich beim Essen und spielen vielleicht noch Karten. Und wenn ich bis Mitternacht durchhalte, stoßen wir bestimmt auch noch zu zweit an. Mehr wird am Silvesterabend aber nicht passieren. Durch die Corona-Pandemie wird es ein ruhiger Jahresabschluss. Dass es diesmal kein Feuerwerk geben wird, stört mich allerdings nicht. Viel mehr werde ich es dagegen vermissen, nicht gemeinsam mit unseren Freunden zusammenzusitzen oder mit den Nachbarn um Mitternacht auf der Straße anzustoßen, um ins neue Jahr zu starten."
> Anton Prokein (82, aus Sulzbach): "Ich weiß nicht, ob ich Silvester nach diesem von der Pandemie getriebenen Jahr genießen kann. Eigentlich wollten wir uns wie immer mit Verwandten treffen, jetzt werden nur ich und meine Frau gemeinsam am Tisch sitzen und etwas Gutes essen. Das ist auch schön, aber das alljährliche Spektakel am Nachthimmel wird mir fehlen. Ich bin neugierig, ob sich wirklich alle an das Feuerwerksverbot halten, oder nicht doch der ein oder andere Raketen steigen lässt. Ich hoffe es sogar ein bisschen, muss ich zugeben, denn dann wird Silvester nicht ganz so langweilig wie erwartet. Von meinem Fenster aus habe ich einen guten Ausblick auf die anderen Billigheimer Ortsteile und werde das in den Abendstunden genau beobachten."
> Katerina Stamoulis (19, aus Mosbach): "Bei uns wird es ganz klassisch Raclette zu Silvester geben. Ansonsten wird der Jahresabschluss aber anders als gewohnt. Meine Mutter plant jetzt ein gemütliches Beisammensein – mit Brettspielen und Unterhaltungen. Das ist auch mal schön und kommt im Alltag ja meist zu kurz, aufregend wird der Abend aber dadurch nicht wirklich. Normalerweise mache ich mit meinen Freunden immer eine Party, die Stimmung werde ich vermissen. Raketen und Böller mochte ich allerdings noch nie so wirklich – das ist ja auch ziemlich umweltschädlich – und kann auch gut darauf verzichten."
> Philipp Bauer (21, aus Osterburken): "Ich habe mir noch nichts für Silvester überlegt. Ob ich mir am Handy, vor dem Fernseher oder mit Netflix die Zeit vertreibe – eine große Vorplanung braucht das nicht. Normalerweise bin ich immer mit Freunden unterwegs. Mit Ausgangssperre und ohne Feuerwerk wird Silvester diesmal schon ein harter Einschnitt – der aber sein muss. Auch wenn die Feierei mit dem eigenen Haushalt nicht ganz so spannend wird, wie sonst mit meinen Kumpels.