Sinsheim/Kraichgau: Sternsinger dürfen den Segen nicht an die Haustüre bringen
Von Ralf März
Sinsheim/Kraichgau. In den Tagen nach Weihnachten bereiten sich die Sternsinger normalerweise auf ihren Einsatz vor: Gewänder werden anprobiert, die großen Sterne gerichtet und der ein oder andere Beitrag wird für den Gottesdienst zur Sternsingeraussendung vorbereitet. Weit über 200 Jungen und Mädchen zogen im vergangenen Jahr rund um den Dreikönigstag im Januar durch die Straßen der katholischen Seelsorgeeinheit Sinsheim-Angelbachtal.
Doch auch die gewohnte Sternsingeraktion wird es im Jahr der Corona-Pandemie nicht geben: Die kleinen Könige werden nicht von Haustür zu Haustür ziehen, um den Segensspruch "20 * C + M + B + 21” über die Stiege zu schreiben. Buchstaben, die als Abkürzung für die lateinischen Wörter "Christus mansionem benedicat" stehen, was auf Deutsch so viel wie "Christus segne dieses Haus" bedeutet. Bisher brachten die Sternsinger die Buchstaben mit gesegneter Kreide an den Türen an.
Momentan sei es lediglich möglich, dass eine kleine Gruppe oder ein einzelner Sternsinger-Repräsentant am Gottesdienst in den Gemeinden teilnimmt, um die Aktion vorzustellen, erklärt der katholische Dekan Thomas Hafner. Segensaufkleber werden dieses Mal in den Kirchen ausliegen, so dass Interessierte selbst den Segensspruch an der Tür anbringen können.
Für die zahlreichen beteiligten Ehrenamtlichen war die Vorbereitung der Sternsingeraktion alles andere als einfach: "Sternsingen – Aber sicher!" lautete noch im November die Devise des Erzbistums Freiburg. Mit dieser Information machten sich die Verantwortlichen in den Gemeinden an die Planung, war vom katholischen Dekanat Kraichgau zu erfahren: "Eine Sternlänge Abstand" wollten die Sternsinger beispielsweise in der Seelsorgeeinheit Eppingen halten und kontaktlos an der Haustür ihren Segen überbringen.
Die üblichen Vorbereitungen liefen vielerorts digital. In zahlreichen Gemeinden hatten die Kinder und Jugendlichen bereits ihr Kostüm gewählt. "Wir haben Gruppen zusammengestellt, die meist aus Geschwistern bestanden. So hätten wir die Kontakte reduzieren und den Segen dennoch bis an die Haustüren bringen können", berichtet Elfriede Steiner vom Gemeindeteam in Sinsheim-Steinsfurt. In anderen Gemeinden waren Aktionsnachmittage der Sternsinger vorgesehen. Aber daraus wird nun nichts.
"Eine Sternsingeraktion mit Gruppen, die unterwegs sind und die Menschen zu Hause oder in Heimen besuchen, findet nicht statt", teilte das Erzbistum Freiburg dann wenige Tage vor Weihnachten mit. Die Ausgangsbeschränkungen des Landes erlaubten zwar Gottesdienste und weitere Ausnahmen. Aber: "Aktivitäten wie die Sternsingeraktion zählen nicht dazu. Auch das Verteilen von Segensaufklebern oder von Spendentüten von Haus zu Haus ist aufgrund der Corona-Verordnung unzulässig."
Somit wird es bei den Gottesdiensten unter Beteiligung einzelner Sternsinger bleiben, um die Aktion unter dem Motto "Kindern Halt geben – in der Ukraine und weltweit" vorzustellen. Das Motto steht exemplarisch für die vielen Hilfsprojekte, die jedes Jahr mit den Spenden unterstützt werden: Ein anhaltender Kriegskonflikt im Osten des Landes sowie die schwierige wirtschaftliche Situation machen viele Ukrainer zu Arbeitsmigranten. Sie suchen in anderen europäischen Ländern oder in Russland Arbeit. Ihre Kinder müssen sie oft für Jahre zurücklassen. Die Caritas in der Ukraine schätzt, dass mittlerweile rund zwei Millionen Kinder aufgrund von Arbeitsmigration nur mit einem Elternteil, bei Großeltern oder bei anderen Verwandten oder Pflegefamilien aufwachsen. Durch die weltweite Pandemie hat sich die Lage noch verschlimmert. Vielen Familien brach das Einkommen und damit die Existenzgrundlage weg.
Seit dem Start der Aktion 1959 haben die Sternsinger rund 1,19 Milliarden Euro gesammelt, teilt das Kindermissionswerk "Die Sternsinger" mit. Mehr als 75.600 Projekte für Kinder in Afrika, Lateinamerika, Asien, Ozeanien und Osteuropa wurden unterstützt. Bei der 62. Aktion zum Jahresbeginn 2020 sammelten die 300.000 Mädchen und Jungen rund 52,4 Millionen Euro, das höchste Ergebnis in der Geschichte der Aktion Dreikönigssingen. Mit den Mitteln fördert die Aktion weltweit Projekte in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Pastoral, Ernährung und soziale Integration.
Info: Da keine Sammlungen an den Haustüren stattfinden dürfen, können die Sternsinger mit einer Überweisung unterstützt werden. Iban: DE95.3706.0193.0000.0010 31, Pax-Bank eG.