Weinheim: Linken-Stadtrat missfällt martialische Inschrift auf Verdun-Denkmal
Weinheim. (hö) Eine Bürgerin hat den Linken-Stadtrat Carsten Labudda auf eine Gedenkplatte aufmerksam gemacht, die etwa auf halbem Wege zwischen Wachenburg und Stadt zu finden ist. Dabei fiel ihm auf: "Offenbar ist diese Platte sehr neu oder frisch restauriert, das weiß ich nicht." Nun ist Labudda "zugegebenermaßen irritiert", denn der in Fraktur gehaltene Text bezieht sich auf Söhne und Männer, die "für Deutschlands Ehre und Freiheit" geopfert worden seien, was nach seinem Dafürhalten bei den Kriegen 1870/71, 1914-1918 und 1939-1945 "nicht der Wahrheit entspricht". Daher fragte der Stadtrat bei OB Manuel Just an, "auf wessen Veranlassung und mit welchen Mitteln diese Tafel angebracht oder erneuert wurde. Ich hoffe sehr, dass dafür keine Steuergelder der Weinheimer Bürger verwendet wurden".
Auf die Schnelle konnte auch der Weinheimer Stadtsprecher Roland Kern keine Antwort darauf finden, ob diese Platte erst unlängst renoviert wurde – und wer das in Auftrag gegeben haben könnte. Denn die Stadtgärtner, die das wissen könnten, sind momentan noch im Urlaub. Möglicherweise habe es eine Spende gegeben, um die Inschrift zu erneuern, denn, das sieht auch Kern so: "Die Inschrift sieht neu aus, aber das Denkmal stammt aus der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg." Ansonsten obliege aber die Betreuung dem Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
Vielleicht ist des Rätsels Lösung, dass 2015 das Landesfinanzministerium meldete, dass es 5260 Euro für die Instandsetzung des Kriegsdenkmals "Höhe 304" zur Verfügung gestellt hat. Insofern hätte Labudda recht: Für die Sanierung wurden durchaus Steuergelder verwandt.
Die sogenannte "Höhe 304" ist den meisten Weinheimern unbekannt, weil sie etwas versteckt liegt. Nur einmal im Jahr legt der Volksbund hier einen Kranz nieder. Ihr Name erinnert an eine der blutigsten Schlachten im Ersten Weltkrieg – und einen der wenigen deutschen Siege in der Schlacht bei Verdun: Im Mai 1916 hatten die Truppen des Kaisers den strategisch wichtigen Hügel genommen – unter heftiger Gegenwehr der Franzosen. Erst 16 Monate später konnten diese die "Höhe 304" wieder einnehmen. Gerade nach dem Krieg wurden etliche Denkmäler im Gedenken an diese Schlacht errichtet – wie eben in Weinheim – oft mit patriotischen Inschriften. Auch aus anderen Orten sind Erhebungen nach der "Höhe 304" benannt. Kurioses Detail am Rande: Die "Höhe 304" liegt neben dem sogenannten Toten Mann, der damals von den Deutschen ebenfalls mühevoll erobert worden war. Heute gelten diese Orte als Symbole einer der sinnlosesten Schlachten des Ersten Weltkriegs.
Für die Weinheimer Stadtgeschichte ist allerdings weniger die heutige "Höhe 304" bedeutend, sondern die sogenannte Wallburg, die auf 259 Metern zwischen Windeck und Wachenburg lag. 1924 wurden hier bei Amateurgrabungen eine etwa 90 Zentimeter breite Ringmauer freigelegt, die inzwischen wieder überwuchert ist. Noch heute ist unklar, ob es sich dabei um eine Fliehburg, also eine Zuflucht, für die damaligen Bewohner um die Peterskirche gehandelt hat – oder eher um den missglückten Versuch eines herrschaftlichen Burgenbaus.