Fridays For Future: Globaler Klimastreik auch in Schwetzingen
Von Stefan Kern
Schwetzingen. Die Jugendlichen von "Fridays for Future" haben es am Freitag auf den Kleinen Planken nicht leicht, ihre Botschaft an die Leute zu bringen. Im Rahmen eines globalen Klimastreiks wollen sie auf die Erderwärmung und ihre Folgen aufmerksam machen. In insgesamt 180 deutschen Städten beteiligen sich junge Menschen an dem Klima-Aktionstag. In Schwetzingen haben sie ihr Quartier vor dem Lutherhaus aufgeschlagen.
Was sie besonders stört: Der Klimawandel bekommt in der öffentlichen Debatte momentan nur wenig Aufmerksamkeit . "Corona überlagert vieles", sagt Felix Lindenmeier, der an der Aktion auf den Kleinen Planken teilnimmt. Dabei sei der Klimawandel verglichen mit dem Coronavirus die weitaus größere Gefahr für die Menschheit, betont Linh Ngo, Abiturientin aus Schwetzingen und Sprecherin der örtlichen "Fridays for Future"-Gruppe. Das findet auch Iven Frehsen. "Die Gefahr ist real, und es ist irrational, nichts dagegen zu tun", schimpft er. Die Jugendlichen wissen sehr genau, dass sie mit einem Infostand und einer Kunstaktion keine Revolution für den Klimawandel auslösen werden. "Aber nichts tun wäre noch schlimmer", sagt Lindenmeier. "Wir müssen wenigstens versuchen, etwas zu verändern."
Die Faktenlage sei eindeutig, so die jungen Aktivisten: Der Meeresspiegel steige jährlich um drei Millimeter. Hört sich erst mal nicht nach viel an. Aber bis zum Jahr 2050 würden durch diesen Anstieg rund 800 Millionen Menschen ihre Heimat verlassen müssen. Eine Dimension, die alles was Deutschland und Europa in den vergangenen paar Jahren erlebt haben, in den Schatten stelle. Zum Vergleich: Mitte 2020 waren laut des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) etwas mehr als 80 Millionen Menschen auf der Flucht. Ein Anstieg auf 800 Millionen Menschen wäre das eine Verzehnfachung.
Doch nicht nur die Menschheit sehen die Jugendlichen in Gefahr. Denn der Temperaturanstieg bringe viele Tiere an ihre Belastungsgrenze. Die Artenvielfalt schwinde massiv, und die Ausbreitung von Krankheitserregern werde begünstigt. Die Landwirtschaft benötige mittlerweile 70 Prozent allen Süßwassers, so die Klimaschützer. Und wenn die Durchschnittstemperatur weiter ansteige, sei auch die Lebensmittelversorgung von Millionen Menschen in Gefahr. Um ihr Ansinnen zu verdeutlichen, haben die Jugendlichen ein selbst gemachtes Kunstwerk mitgebracht. Die Skulptur zeigt eine Erde am Spieß, die gegrillt wird. Um gegen die Klimaerwärmung anzugehen, fordern die Aktivisten den Ersatz fossiler Energieträger durch regenerative. Gelingen soll das mit einer CO2-Steuer von 180 Euro pro Tonne. "Dann würde sich die Welt schnell von Kohle und Erdöl abwenden", erklärt Frehsen überzeugt. Denn: "Wir Menschen leben ökologisch gesehen auf zu großem Fuß."
Ein paar Passanten können die Jugendlichen am Freitag trotz des durchwachsenen Wetters dann doch für ihre Sache begeistern. "Es blieben jetzt keine Massen stehen, aber der Klimawandel scheint bei Einigen präsent zu sein", sagt Frehsen. Er und seine Mitstreiter hoffen, dass sich das auch bei der Bundestagswahl im Herbst niederschlägt.