Neunkirchen: Die Liebe zur Kleintierzucht wurde Hermann Lenz in die Wiege gelegt
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Von Peter Lahr
Neunkirchen. Unter Geflügelzüchtern ist er schlicht der "Enten-Hermann" – und das nicht ohne Grund. Seit Jahrzehnten züchtet der Neunkirchener Hermann Lenz nicht nur erfolgreich Streicher- und deutsche Campbell-Enten sowie Zwerg-Wyandotten. Auch im Verband und als Preisrichter hat er jahrzehntelang auf allen Ebenen tatkräftig und ehrenamtlich mitangepackt, wenn es galt, die Belange der Kleintierzucht zu fördern. Umso erfreulicher, dass nun die deutschlandweit erscheinende "Geflügelzeitung – Der Kleintierzüchter" dem engagierten "Geflügelflüsterer" ein großes Züchterporträt widmet. Und Hermann Lenz wäre nicht Hermann Lenz, wenn er nicht gleich zwei weitere Züchterkollegen aus Waibstadt und Kirchhardt mit ins Boot holte, um so die badische Geflügelzuchtszene auf einer breiteren Basis vorzustellen.
Wie er überhaupt auf "seine" Tiere kam, dafür hat Hermann Lenz zwei Erklärungen: "Das wurde mir in die Wiege gelegt", erinnert er sich. Denn bereits der Papa züchtete vor gut 70 Jahren Warzenenten in Weiß und Gescheckt. Außerdem gab es auf dem heimischen Hof Tauben, Hühner, Kaninchen, Ziegen – "einfach alles". Hinzu kam die Besonderheit der Kleintierzuchtanlage in Neunkirchen. Große Auslaufflächen und ein Bachlauf ermöglichten die Zucht von Großgeflügel, Gänsen und Enten.
"Dreams" hieß nicht nur die siebenköpfige Tanzkapelle, mit der der Trompeter und Saxofonist Hermann Lenz in den 1970er-Jahren durch die Region zog. "Träume" hatte er auch im Bezug auf das Züchterheim. Nur mit einer größeren Halle, so seine Überzeugung, könne man in Neunkirchen auch entsprechende Ausstellungen präsentieren. In Bürgermeister Richard Wagner fand Lenz einen Förderer – und benannte die Halle 1981 dann auch nach diesem. Ein Fastnachtsverein wurde ebenfalls gegründet, um die Halle mit zu sponsern. Lenz’ Ehefrau Waltraut ließ es sich nicht nehmen, das Ortsgeschehen von der Bütte aus humorvoll zu kommentieren.
Zu den Großschauen in Neunkirchen reisten Züchter aus der Schweiz und aus Frankreich, aus Belgien und den Niederlanden an. Auch die Kreisgeflügelschauen seien hier regelmäßig zu Gast, denn im ganzen Landkreis gebe es nur drei wirklich geeignete Ausstellungshallen. Umso härter trifft es Lenz und seine Züchterkollegen, dass Corona auch ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht hat: "Wir hatten letztes Jahr 8000 Ringe im Neckar-Odenwald-Kreis ausgeteilt und konnten doch kein einziges Tier davon präsentieren." Jetzt hoffen Lenz und seine Züchterkollegen auf einen Neustart – auch wenn als zusätzliches Menetekel die Geflügelpest droht.
Derzeit nutzen die Kleintierzüchter die Zwangspause und renovieren die Halle. Auch nebenan, in der verpachteten Gaststätte "Hasenstall", wird alles neu gestaltet. "Hoffentlich kann der Mosbacher Wirt Marcus Fritsch die schwierige Zeit überstehen", blickt Hermann Lenz besorgt in die Zukunft – und hofft, dass auch der geplante Auftritt der Mosbacher Kultband "The Bautzy’s" stattfinden kann.
Nicht nur als Züchter ist Hermann Lenz auf Geflügelschauen anzutreffen. Er hat sich auch früh zum Preisrichter ausbilden lassen. "Wenn du da mitschwätzen willst, musst du fast jede Rasse mal gezüchtet haben", verrät Lenz das Geheimnis seines Erfolgs. Als Preisrichter fungierte er über 30 Jahre auf Bundes- und Europaschauen. "Das ist im Vergleich wie bei Bundesligaspielen, und das hat mir Spaß gemacht."
Mittlerweile sind bereits der Enkel und Urenkel in der Gilde der Kleintierzüchter angekommen. Und just in der Nacht vor dem Pressetermin erblickten neue Entenküken im Lenzschen Stall das Licht der Welt. Immerhin um diesen flauschigen Nachwuchs muss man sich in Neunkirchen keine Sorgen machen.