Neulußheim: Für Norbert Edinger zählt jeder Schraubenzieher
Von Anna Manceron
Neulußheim. Egal ob Schraubenzieher, Hammer, Kreissäge, Bohrmaschine oder Akkuschrauber – Norbert Edinger ist auf der Suche nach altem Werkzeug, das einem Freund von ihm eine neue Existenz ermöglichen könnte. Der Neulußheimer hat einen engen Freundeskreis in Schuld in Rheinland-Pfalz. Bei den schweren Unwettern vor zwei Wochen wurde die Gemeinde im Landkreis Ahrweiler von Wassermassen verwüstet.
"Ich habe insgesamt 20 Freunde in Schuld, und vier davon haben ihr ganzes Hab und Gut verloren", erzählt der 52-Jährige. Einer von ihnen ist Dirk Hupperich. Er verlor nicht nur sein Zuhause, sondern auch die angrenzende kleine Kfz-Werkstatt – und damit seine Existenz. "Das ganze Inventar ist weg. Mich wundert, dass die Garage überhaupt noch steht", sagt Edinger. Noch sei völlig unklar, ob das Gebäude überhaupt gerettet werden kann. Falls ja, will er vorbereitet sein und Hupperich mit dem Nötigsten unter die Arme greifen. "Damit er in Kürze wieder seinen Betrieb aufnehmen kann, falls das Gebäude gerettet wird." Der Neulußheimer betreibt selbst eine Zweiradwerkstatt und ist Inhaber der Moped-Garage. Der Betrieb sei Deutschlands größtes Originalteile-Lager für Oldtimer-Mopeds, sagt Edinger. Über diese Leidenschaft hat er auch seine Freunde von den "Zündapp Rockers" in Schuld kennengelernt. "Wir fahren alle Oldtimer-Mopeds und haben uns oft bei Veranstaltungen auf dem Hockenheimring getroffen oder gegenseitig besucht", erzählt Edinger. Bei den "Zündapp Rockers Schuld" handelt es sich um einen Oldtimer-Club, dessen Clubhaus ebenfalls von der Flut zerstört wurde. "Da waren zum Teil richtige Einzelstücke dabei", erinnert sich der Neulußheimer. "Aber das ist jetzt natürlich nicht wichtig. Für die Menschen in Schuld geht es nun erst mal ums blanke Überleben."
Um Hupperich zu helfen, hat Edinger bereits Bekannte in seinem Umfeld, die ebenfalls eine Kfz- oder Zweiradwerkstatt besitzen, um Sachspenden gebeten. "Es sind auch schon einige Spenden eingegangen, aber das reicht bei Weitem nicht aus", erzählt der 52-Jährige. Neben einer Reifenwucht- und einer Reifenmontagemaschine sei auch ein Lichteinstellgerät bei ihm angekommen. "Die Geräte sind hochwertig, da war ich selbst ein wenig betreten", berichtet er. Die Spenden stammen alle aus Neulußheim. Nun hofft Edinger, den Kreis der Spender auch auf andere Gemeinden ausweiten zu können. "Um einen Kfz-Betrieb zum Laufen zu bringen, benötigt man noch viele andere Dinge – zum Beispiel einen Kompressor, einen Werkstattwagen oder ein Schweißgerät", sagt er. "Viele Altgeräte, die andere übrig haben, sind in so einer Situation super zu gebrauchen." Kleines Werkzeug wie Ratschen ist ebenso willkommen, auch Bohrmaschinen, Akkuschrauber und Winkelschleifer. Die gesammelten Maschinen und Werkzeuge will Edinger später mit einem Lkw nach Schuld fahren.
Das Schicksal von Dirk Hupperich hat ihn sehr berührt. "Er ist ein so hilfsbereiter Mensch. Obwohl er am Boden zerstört ist, rennt er herum und hilft den Nachbarn, wo er kann. Das hat mich fasziniert", sagt der Neulußheimer. Nach dem Unglück habe er zunächst anderthalb Tage lang nichts von Hupperich gehört. "Über das Handynetz ging gar nichts, der erste Kontakt kam dann über Freunde via Facebook zustande", erzählt Edinger. Inzwischen funktioniere das Handynetz in Schuld wieder einigermaßen.
Später will er seinen Freunden dort auch dabei helfen, Möbel und andere Dinge für ihr neues Zuhause zu besorgen. "Jetzt ist aber erst mal die Werkstatt dran, damit er ein bisschen Geld verdienen kann und die Menschen eine Anlaufstelle haben, wo sie Dinge reparieren lassen können", sagt Edinger.
Info: Wer an der Sachspenden-Aktion teilnehmen möchte, kann sich bei Norbert Edinger in der Moped-Garage im Akazienweg 17 in Neulußheim melden. E-Mail: info@moped-garage.net, Telefon: 06205 / 29 20 50.