Weinheim: Winterdorf statt Weihnachtsmarkt
Von Julian Baum
Weinheim. Das Thema wurde angefasst wie ein heißes Eisen: Möchte – und kann – der Verein "Pro Weststadt" in diesem Jahr einen Weihnachtsmarkt ausrichten? Gut 25 Mitglieder diskutierten darüber lebhaft bei der Jahreshauptversammlung am vergangenen Donnerstag. Schienen die Stimmen im Restaurant "Beim Alex" zunächst verschieden, fand das Votum abschließend einen Gleichklang: Kein Weihnachtsmarkt, dafür Unterstützung für ein Winterdorf.
Der Weihnachtsmarkt war zuvor bereits im Vorstand diskutiert worden: "Wollen wir, wollen wir nicht? Können wir, können wir nicht?", so Vorsitzende Stella Kirgiane-Efremidou. Die Anforderungen der Coronaverordnung seien hoch, die Zeit dränge: "Wenn wir einen Weihnachtsmarkt veranstalten wollen, müssen wir heute entscheiden." Der Vorstand begegne dem Unterfangen skeptisch, entscheiden müssten aber alle. Die Liste der Streitpunkte war lang: Einlasskontrollen, Kontaktverfolgung, 2G oder 3G, ein Hygienekonzept für das Spülmobil und nicht zuletzt die Beschicker. Es stelle sich auch die Frage nach genug Helfern, man bräuchte mindestens 20 weitere.
Gewöhnlich findet der Weihnachtsmarkt an der Ecke Kurt-Schumacher-Straße/Breslauer Straße statt. Ein Zaun, um die Corona-Verordnung einzuhalten, nehme dem Fest das Flair, fand Michele Vetere. Andreas Gassmann warf ein, ob zwei Ausgänge reichten – oder ein dritter Fluchtweg nötig wäre. Die Suche nach einer Alternative nahm ihren Lauf: Vor der Markuskirche? Auf dem Gelände der Schweitzer-Schule? Oder doch im Sepp-Herberger-Stadion? Letzteres hätte den Vorteil, dass Sanitäreinrichtungen da wären und vielleicht auch Spülgeräte. Zu viele Unsicherheiten standen jedoch im Raum. Dafür sagten die Anwesenden Mitglied Edgar Heckmann Unterstützung zu.
Der Schausteller plant ein Weihnachtsdorf in der verlängerten Blumenstraße. An einem Wochenende sollen dann auch Nikolaustüten an Kinder verteilt werden. Mit dem Fokus auf Familien war der Verein einverstanden, es sei die "sichere Seite" in diesem Jahr, so Kirgiane-Efremidou: "Dann sammeln wir Kräfte für 2022 – und können dann ja noch mal den Standort überdenken."
Der Weihnachtsmarkt 2019 war das letzte Fest vor der Coronakrise, die die Vereinsarbeit zu großen Teilen ausgesetzt hatte, berichtete Kirgiane-Efremidou. Der Grundgedanke des Weihnachtsmarkts – Kindern eine Freude zu machen – wurde in Abstimmung mit Diakonie und Caritas dann doch gewahrt: Sieben Familien in schwerer Lage konnte eine Freude in Form von kleinerem Spielzeug, Kleidung und Essensgutscheinen bereitet werden; zwei weitere Familien wurden über einen Aufruf mit Babyzubehör unterstützt, so die Vorsitzende in ihrem Tätigkeitsbericht. Das große Weststadtfest, das in diesem Jahr stattfinden sollte, wurde auf 2022 verschoben.
Finanziell hat der Verein ein Polster, wie der Geschäftsbericht der Jahre 2019 und 2020 auswies. In beiden Jahren stand im Ergebnis ein Überschuss, wobei sich vor allem 2020 die Einnahmen in der Hauptsache auf Mitgliedsbeiträge beschränkten. Weiter bezuschusste der Verein Projekte, eine anonyme Großspende wurde "eins zu eins" weitergegeben, so Rainer Holzinger. Mit Sorge blickte er auf die Mitgliederzahlen: 2016 zählte der Verein noch 141 Mitglieder, Ende 2020 waren es nur noch 125: "Da müssen wir echt schauen."
An der Vorstandsspitze bestätigten die Anwesenden Stella Kirgiane-Efremidou. Michele Vetere und Jörn zur Brügge blieben ihre Stellvertreter. Auch Kassier Klaus Flößer nahm seine Wiederwahl an, Zweiter Kassenprüfer Rainer Holzinger gab sein Amt weiter und rückte in den Beisitz. Neuer Zweiter Prüfer wurde Reinhald Henze. Während Rita Eidenmüller wieder das Amt der Schriftführerin bekleidet, legte Johanna Seydel die Öffentlichkeitsarbeit nieder. Das Amt wurde nicht neu besetzt, die Aufgaben verteilen sich auf den Vorstand. Als weitere Beisitzende wurden gewählt: Alex Efremidou, Gerhard Raule, Jürgen Sattler, Hermann Steidl, Andreas Gassmann und Edgar Heckmann.