Gemeinderat: In Gundelsheim entsteht neuer Wohnraum
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Von Caspar Oesterreich
Gundelsheim. Beschlüsse zu drei Bebauungsplänen waren die zentralen Tagesordnungspunkte in der Oktobersitzung des Gundelsheimer Gemeinderates. Gleich zweimal ging es dabei um die Schaffung neuen Wohnraums – auf dem ehemaligen Werksgelände der Konservenfabrik sowie im Stadtteil Obergriesheim. Außerdem erörterte man die Aufstellung des Bebauungsplans "Sondergebiet Energiegewinnung Fotovoltaik" zum geplanten Solarpark Ilgenberg auf der Gemarkung Höchstberg.
Schon lange bemüht sich die Stadt Gundelsheim, das seit Jahren brachliegende Areal der ehemaligen Konservenfabrik Kühne im Sinne einer innerörtlichen Flächenaktivierung einer neuen Nutzung zuzuführen. 2020 wurde das 4460 Quadratmeter große Grundstück schließlich für 186.700 Euro an eine Investorengruppe veräußert. Insgesamt 64 Wohnungen sollen dort nun entstehen: 41 im Backsteingebäude, das samt dem charakteristischen Schornstein erhalten bleiben wird, sowie 23 in einem Neubau anstelle der noch abzureißenden Baracken entlang der Heilbronner Straße. "Im Erdgeschoss des Neubaus wird außerdem ein Kindergarten mit drei Gruppen Platz finden", erklärte Dieter Doebelin im Gespräch mit der Rhein-Neckar-Zeitung.
Zwischen 20 und 22 Millionen Euro will der Geschäftsführer der eigens für das Bauvorhaben gegründeten db-Lohgraben Projekt GmbH insgesamt in das ehemalige Kühne-Areal investieren. "Die einzelnen Wohneinheiten werden nach derzeitigem Planungsstand voraussichtlich eine Fläche zwischen 40 und 160 Quadratmetern haben", erläuterte Doebelin sein Konzept. Ob es sich dabei um Miet- oder Eigentumswohnungen handeln wird, ließ er allerdings noch offen. Um Raum für genügend Stellplätze der Bewohner zu schaffen, sei neben 27 oberirdischen Parkplätzen außerdem der Bau einer Tiefgarage mit 37 Stellflächen vorgesehen. Geschlossen stimmte der Gemeinderat dem Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans zu, billigte den Vorentwurf und votierte für dessen Freigabe zur frühzeitigen Beteiligung der Öffentlichkeit.
Doch nicht nur in der Gundelsheimer Kernstadt ist freier Wohnraum ebenso rar wie heiß begehrt: "Allein für den Stadtteil Obergriesheim gibt es über 100 Bauplatzinteressenten", machte Bürgermeisterin Heike Schokatz dem Gremium deutlich. Diesen beachtlichen Bedarf wird das neue Baugebiet "Baumgarten" am nördlichen Ortsausgang in Richtung Bachenau zwar nicht decken – bereits in der Julisitzung des Gemeinderates war von 28 Grundstücken mit Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern sowie Doppelhaushälften die Rede –, aber immerhin etwas lindern.
Da während der Offenlegung der Pläne keine Anregungen oder Bedenken von Bürgern eingegangen waren, musste sich der Gemeinderat nur mit den Stellungnahmen der Behörden auseinandersetzen. Kleine Änderungsvorschläge, u. a. zur Bepflanzung, der Beleuchtung sowie der Position der Umspannstation, wurden einstimmig angenommen.
Ohne Gegenstimme erfolgte dann auch Satzungsbeschluss sowie der Erlass der örtlichen Bauvorschriften: Die neuen Grundstücke sind mit überwiegend 400 bis 550 Quadratmetern als "kleinteilige Bebauung" dem ländlich geprägten Umfeld angepasst, wobei nur 60 Prozent der Fläche versiegelt werden darf. Zwei Vollgeschosse sind zulässig, bezüglich der Dachform wird ein breites Spektrum gewährt, um Bauwilligen ausreichend Gestaltungsspielraum anzubieten, wie es in der Satzung heißt. Fotovoltaikanlagen auf den Dächern sind ausdrücklich zugelassen und erwünscht.
Alles andere würde auch keinen Sinn machen, hat die Stadt Gundelsheim doch große Ambitionen beim Thema erneuerbare Energien. Neben der riesigen Fotovoltaik-Anlage "Böttinger Hof" soll auf der Gemarkung Höchstberg ein zweiter Solarpark entstehen. Die Enerparc AG beabsichtigt südlich des Stadtteils eine Freiflächenanlage auf circa zehn Hektar zu errichten. Der Gemeinderat sprach sich einstimmig für den Aufstellungsbeschluss des Bebauungsplans aus und gab grünes Licht für die frühzeitige öffentliche Auslegung zur Beteiligung der Bürger.
Für Gundelsheimer beabsichtigt die Enerparc AG verschiedene Beteiligungsmöglichkeiten anzubieten. Über sogenanntes "Crowdinvesting" sollen sich Bürger finanziell bereits ab einer Summe von 500 Euro an dem Solarpark beteiligen können und am wirtschaftlichen Erfolg profitieren. Details zu Zeitraum und Rendite müssen dafür aber noch mit der Stadt abgestimmt werden. Ferner beabsichtigt der Vorhabenträger, den Bürgern aus Gundelsheim Strom aus erneuerbaren Energien zu vergünstigten Konditionen anzubieten.
Erneuerung war auch das Thema beim Sachstandsbericht zur Sanierung der Altstadt. Hier informierte Ralph Jaeschke von der Stadtentwicklungsgesellschaft STEG über Förderprogramme und Zuschüsse. Seit mehr als 15 Jahren erhält die Stadt immer wieder Gelder des Landes, um den Entwicklungsprozess zu finanzieren und Privateigentümer bei Sanierungsmaßnahmen zu unterstützen. Aufgrund der enormen Kosten für die anstehende Sanierung der Deutschmeisterhalle sowie die anhaltende Mitwirkungsbereitschaft der privaten Grundstückseigentümer wurde ein Aufstockungsantrag gestellt – und auch bewilligt. Der gesamte Förderrahmen umfasst aktuell rund 4,5 Millionen Euro, auf knapp 2,7 Mio. Euro beläuft sich die Finanzhilfe. Etwas mehr als zwei Millionen Euro wurden bereits ausbezahlt. Im kommenden Jahr sollen private Eigentümer insgesamt rund 74.000 Euro erhalten.