Prinzen im Tower : King Charles will das größte Geheimnis des Landes mit einer DNA-Analyse lüften
Hat Richard III. seine Neffen ermordet oder wurde er verleumdet? Diese Frage lässt den Briten keine Ruhe. Die Queen hat eine Analyse ihrer mutmaßlichen Überreste verhindert. König Charles III. will offenbar einer Untersuchung zustimmen, um das nationale Trauma aufzulösen.
Kein Geheimnis der Krone beschäftigt die Briten so, wie das Schicksal der Prinzen im Tower. Die ewige Frage lautet: Hat der finstere Richard III. seine Neffen ermorden lassen, weil die legitimen Thronfolger seinen Ambitionen im Wege standen? Oder hat nur Shakespeare, als Propaganda-Schreiber der nachfolgenden Tudor-Dynastie, diese Horror-Geschichte erfunden, damit der letzte der Plantagenets als fieser Kindermörder in die Geschichte eingeht und der Kampf gegen ihn so gerechtfertigt wurde?
Nun will der frischgebackene König mit einem Tabu brechen. König Charles III. soll angedeutet haben, dass er einer Untersuchung zustimmen werde, damit die Gebeine analysiert werden können, die den Prinzen zugeschrieben werden.FS Richard III
Nationales Trauma
Von dem Schicksal der beiden Kinder handeln unzählige Romane und kein Jahr vergeht, in dem nicht eine Studie entweder Schuld oder Unschuld von Richard III. "zweifelsfrei" beweist. Unlängst wurde die Theorie aufgestellt, dass die Prinzen damals überhaupt nicht verstorben sind, sondern von Richard III in ein ehrenvolles, aber anonymes Exil verbannt worden seien ("Kein Mord an den "Prinzen im Tower" – der finstere Richard III. verbannte seine Neffen nur aufs Land"). Ein Jahr zuvor wurde das Gegenteil behauptet, weil einer der angeblichen Handlanger Richard III. "Insider Informationen" über den Mord an die Tudors weitergegeben habe ("Steckte Richard III. hinter dem Mord an seinen Neffen, den "Prinzen im Tower""). Bei all diesen Untersuchungen tragen Profi-Wissenschaftler oder Amateure unzählige Mosaiksteinchen zusammen, aus denen sie ein auf den ersten Blick schlüssiges Bild zusammensetzen. Nur zwingende Beweise haben sie nie.
Vier Tote kommen in Frage
Die könnten nun beigebracht werden. Vier Kinderleichen kommen in Frage. Zwei wurden um 1600 im Tower of London gefunden und zwei um 1700 auf dem Gelände von Schloss Windsor. Heute liegen die Toten in Grabstätten der Krone, daher benötigt man für eine Exhumierung die Erlaubnis des jeweiligen Monarchen. Eine DNA-Untersuchung würde erstmals harte Fakten und nicht nur weitere Vermutungen liefern. Sie gäbe sicher darüber Aufschluss, ob es sich tatsächlich um die Prinzen handelt. Sollte das der Fall sein und sollten die Jungen eines gewaltsamen Todes gestorben sein, ist es zudem gut möglich, dass die Überreste noch Spuren des Todes zeigen. Das wäre der Fall, wenn man ihnen das Genick gebrochen hätte oder sie durch Dolche oder Schwerter zu Tode gekommen wären. Hätte man die Kinder dagegen mit einem Kissen im Schlaf erstickt, dürften sich kaum noch Spuren finden.Black Prince AR
Laut Tracy Borman, der Chefkuratorin der Historic Royal Palaces, soll die verstorbene Königin eine solche Untersuchung immer verhindert haben. Charles sei jedoch "ganz anderer Meinung" und soll DNA-Tests unterstützen, so Borman. Sie sagte: "Er hat gesagt, er möchte, dass eine Untersuchung durchgeführt wird, sodass wir ein für alle Mal feststellen können, wie die jungen Royals gestorben sind."
Tudor-PR
Die gängige Geschichte wurde von Shakespeares Stück "Richard III." geprägt. In dem Drama wurde Richard III. nicht nur für den Prinzenmord verantwortlich gemacht, ihm wurden alle denkbaren Abscheulichkeiten zugeschrieben. Der Bruder von Richard III., Edward IV., starb überraschend im Jahr 1483. Seinem Bruder Richard wurde als Lord Protector die Verantwortung für seine Neffen Edward V. und Richard of Shrewsbury, Herzog von York übertragen. Die Kinder waren damals 12 und neun Jahre alt. Und ihr Onkel dachte nicht daran beiseitezutreten, wenn sie erwachsen sind. Als er sie 1483 in die Hände bekam, verschwanden sie sofort.
Der legitime Thronfolger Edward und sein jüngerer Bruder Richard sollen in den Tower gesperrt worden sein. Danach wurden sie nie wieder gesehen. Die beiden sollen dort auf Wunsch von Richard III. ermordet worden sein. So stellte er sicher, dass diese Linie keinen Anspruch gegen sein Königtum erheben könnte. Nur einen Beweis für diese durchaus einleuchtende Theorie gab es nie.WISSEN Arthur
Letzte König, der in der Schlacht fiel
Die Herrschaft des finsteren Onkels dauerte übrigens nicht lange an. Schon zwei Jahre später, im August 1485, kam es zur Schlacht von Bosworth Field. In der letzten Schlacht der Rosenkriege wurde das Heer von Richard III. von den Truppen Heinrich Tudor, Earl of Richmond, besiegt. Richard III. führte seine Truppen selbst in die Schlacht und muss wie ein Löwe gekämpft haben. Doch wurde er im entscheidenden Moment, als der Sieg zum Greifen nahe war, von seinen Verbündeten verraten und fiel. So wurde er der letzte britsche Herrscher der auf dem Schlachtfeld starb. Der tote König wurde in Leicester in einer Kneipe zur Schau gestellt und die Leiche wurde geschändet. Sie wurde erst 2012 unter einem Parkplatz gefunden. Untersuchungen zeigten, dass das Skelett von Richard III. die Spuren von elf Verletzungen trug. Davon trafen neun den Kopf. Der schwer verletzte Richard III. verlor sein Pferd und sackte dann in die Knie. So empfang er die letzten zwei tödlichen Hiebe auf den Kopf. Sie wurden von hinten ausgeführt und stammen von einem Schwert oder einer Hellebarde.
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