ZDF Magazin Royale: "Kleinkarierte Arschlöcher": Jan Böhmermann knöpft sich die Ausländerbehörden vor

In der letzten Ausgabe des ZDF Magazin Royale in diesem Jahr nimmt Moderator und Satiriker Jan Böhmermann die deutschen Ausländerbehörden auseinander – und macht deutlich, wie es um die  Willkommenskultur dort wirklich bestellt ist.

Zum letzten Mal in diesem Jahr wirbelte Moderator und Satiriker Jan Böhmermann mit seinem ZDF Magazin Royal Staub auf, bevor es in die Weihnachtspause ging – dicken, dicken Behördenstaub. Es gehe um ein gar magisches Plätzchen, von dem keiner so genau wisse, was hinter den verschlossenen Türen passiere und an dem viele kleine Elfen ihre Arbeit verrichten, leitete Böhmermann weihnachtlich das Thema der Sendung ein. Nur handelte es sich dabei leider nicht um das Heim von Santa Claus am Nordpol, sondern um eine deutsche Behörde, die so manchem Angst und Schrecken bereitet: die Ausländerbehörde.

Ändern soll sich das eigentlich schon lange. Seit zehn Jahren soll das Image mit einer Kampagne aufpoliert werden, Deutschlands Ausländerbehörden zu Willkommensbehörden werden. Klingt gut, aber klappt das auch mit der Willkommenskultur in Deutschland? "Wird schon klappen, wir und Deutschland haben Ausländer schon immer willkommen geheißen", meinte Böhmermann süffisant. Woraufhin Aufnahmen von Menschen gezeigt wurden, die Molotowcocktails auf Flüchtlingsunterkünfte werfen oder im Mob rassistische Parolen skandieren. PAID 30_22 Lübcke Mord Verteidiger Mustafa Kaplan Interview 06.10

Die Ausländerbehörde, (k)eine Willkommensbehörde

540 Ausländerbehörden kümmern sich in Deutschland um die Frage, wer im Land bleiben und arbeiten darf und wer nicht. Dass dort nicht alles rund läuft, die Beamten überlastet sind und sich die Anträge stapeln, ist alles andere als neu. Woran liegt das? Das Team Böhmermanns ist der Frage, wie es um die vermeintliche Willkommenskultur in den Ämtern wirklich steht, nachgegangen und hat hinter die Türchen geschaut. Besser gesagt: hinter die Türchen eines fingierten Adventskalenders der Ausländerbehörde.

Der Misere erster Akt wurde mit einem Wecker eröffnet. Ein Symbol dafür, dass früh aufstehen muss, wer auf den Ämtern einen Termin bekommen will. Daraufhin hagelte es Zeitungsberichte von endlosen Schlangen vor den Ämtern, von stundenlangem Schlangestehen. Demnach warten Tausende Anträge darauf, abgearbeitet zu werden. Das Problem: Läuft ein Aufenthaltstitel ab, zählt jeder Tag. Denn wer keinen gültigen vorlegen kann, kann beispielsweise rechtmäßig auch keiner Arbeit nachgehen.

Viele Ausländerbehörden in Deutschland seien so schlecht organisiert, dass man erst einen Termin zur Verlängerung der Aufenthaltserlaubnis kriege, wenn die Aufenthaltserlaubnis schon längst abgelaufen ist, so Böhmermann nach Öffnen von Türchen zwei. "Bis dahin befindet man sich in einer mystischen Verwaltungszwischenwelt und bekommt extra dafür ganz eigene magische Aufenthaltsdokumente." Dabei handelt es sich um sogenannte Fiktionsbescheinigungen. Diese berechtigen dazu in Deutschland zu bleiben, während man darauf wartet, dass man gesagt bekommt, ob man denn nun wirklich im Land bleiben darf oder vielleicht doch abgeschoben wird.Böhmermann vs Bares für Rares 10.17

Böhmermann versus Ausländerbehörde

Türchen für Türchen zeigt Böhmermann sodann die ganze Absurdität der Abläufe auf. Es geht um wichtige Dokumente, die stapelweise in den Behörden einstauben und irgendwann unauffindbar werden. Darum, wie die Handys von Geflüchteten per Überwachungssoftware gefilzt werden, um Hand- und Fußfesseln, die zur Ausstattung der Beamten gehören und auch darum, wie Menschen von den Behörden unter falschen Voraussetzungen ins Amt und damit in die Abschiebe-Falle gelockt werden. Und es geht auch um das, was Böhmermann hinter Türchen neun findet: ein kleinkariertes Arschloch. Gemeint sind damit all jene Beamte und Beamtinnen, die ihre Position unter anderem dafür ausnutzen, die Geflüchteten zu bedrohen. 

Dass das ZDF Magazin Royale dieses Thema kurz vor dem Fest der Liebe wählte, kommt sicher nicht von ungefähr. So war es auch Liebe, welche Böhmermann und Team den Zuschauer:innen zum Abschied mit auf den Weg gab – in musikalischer Form. Gemeinsam mit Mark Forster trällerten sie den Weihnachtsklassiker "All I Want For Christmas Is You". 

Die Geheimnisse, die hinter den ersten neun Türchen lauerten, präsentierte Böhmermann in der Sendung, die weiteren Türchen werden täglich bis Weihnachten auf Instagram geöffnet. Wer die Sendung im Nachgang noch sehen will, findet diese in der ZDF-Mediathek.