Wer ist dieser Mann?: Ex-Kickboxer Andrew Tate prahlte, was das Zeug hielt – bis eine junge Frau ihn K.O. schlug
Die besten Geschichten schreibt das Leben: Jahrelang machte sich Ex-Kickboxer Andrew Tate als Frauenhasser und Prahlhans einen Namen – dann legte er sich mit Greta Thunberg an und stolperte über seine eigenen Füße.
"Hochmut kommt vor dem Fall", diese Lebensweisheit stand schon in der Bibel. Berufsangeber Andrew Tate hat es aber wohl nicht so mit Büchern. Der ehemalige Leistungssportler machte sich in der Vergangenheit vor allem einen Namen mit einem gespielten Macho-Image, menschenverachtenden Inhalten und ausgesprochen teuren Kursen für seine Fans, die genau so werden wollen, wie er. Dabei war Emory Andrew Tate III, so sein vollständiger Name, nicht immer eine Person des öffentlichen Lebens – zeitweise er sein Geld mit Kickboxen. Und dann kam das Reality-Fernsehen auf ihn zu.
Vom Kickboxer zum Abzocker
Andrew Tate wurde 1986 geboren. Sein Vater, Emory Andrew Tate Jr., war ein amerikanischer Schachmeister, der in seiner Karriere über 80 Turniere für sich entscheiden konnte. Er starb 2015 im Alter von 56 Jahren. Tates Mutter soll laut "Guardian" als Küchenhilfe gearbeitet haben.
Mit 19 Jahren begann Andrew Tate seine Kampfsport-Karriere. Um sich über Wasser zu halten, soll er in TV-Produktionen mitgewirkt haben. Nur vier Jahre später gewann Tate seine erste Meisterschaft und galt als Nummer Eins seiner Division in Europa. 2013, als er sich seinen zweiten Weltmeistertitel erkämpfte, war er auf dem Höhepunkt seiner Kickboxer-Karriere angekommen – und ging in den sportlichen Ruhestand.
Große Aufmerksamkeit erfuhr Andrew Tate rund drei Jahre später, als er in das britische Big-Brother-Haus einzog. Damals, das berichtete unter anderem "Metro", wurde dem Sender "Channel 5" ein Video zugespielt, in dem Tate eine Frau mit einem Gürtel schlägt. Besagtes Video wurde von der britischen "Sun" veröffentlicht – Andrew Tate erklärte später, es habe sich um einvernehmliches Rollenspiel gehandelt.gretas-welt 15.00
Die große Aufmerksamkeit nutzte Tate anschließend, um über seine Webseite Kurse anzubieten, die anderen Männern zeigen sollten, wie man schnell reich wird und erfolgreich bei Frauen landet. Nachdem er nach Rumänien zog, soll Tate nach einem Bericht von "Mirror" bis zu 75 junge Frauen beschäftigt haben, die über eine kostenpflichtige Telefon-Hotline (4 US-Dollar pro Minute) Jagd auf einsame, verzweifelte Männer gemacht haben sollen. Andrew und sein Bruder Tristan sollen auf diese Weise Millionen gemacht haben.
Parallel baute Tate die "Hustler's University" auf, eine Online-Plattform, auf der Tate Kurse zu Themen wie Kryptowährungen, Online-Shops und den üblichen "Get-Rich-Quick-Schemes" anbot – selbstverständlich kostenpflichtig und mit einem reizvollen Programm für penetrante Freundschaftswerbung gespickt. Heute verkauft Tate E-Books und sucht Mitglieder für seinen "War Room", einen "exklusiven Club" mit einer Aufnahmegebühr von 4500 US-Dollar.
Tiktok und Instagram machten Andrew Tate bekannt
Seinen Ruf als rücksichtloser Obermacho und Frauenhasser baute er gezielt auf sozialen Plattformen aus. Von 2017 bis 2021 attackiere Tate depressive Menschen, stellte sich schützend vor den verurteilten Sexualstraftäter Harvey Weinstein, und sagte Dinge wie "Achtzehnjährige sind attraktiver als 25-Jährige, weil sie nicht so benutzt sind" oder "Frauen sollten die Klappe halten, Kinder gebären, Zuhause sitzen, leise sein und Kaffee machen." Für ihn, das machte Tate seiner Gefolgschaft eindrücklich klar, seien Frauen Besitz des Mannes.
Weil Andrew Tate mit immer extremeren Aussagen Aufmerksamkeit erhaschen und über seine Anhängerschaft hinaus mehr und mehr Fans gewinnen wollte, schaffte der Ex-Kickboxer es schließlich, von sämtlichen Social-Media-Plattformen zu fliegen. Im August dieses Jahres hatte er seine Zugänge bei Instagram, Facebook, Youtube und sogar Tiktok verloren – seinem reichweitenstärksten Sprachrohr.Warum Andrew Tate weiterhin gefährlich bleibt (1) 11.15
Tate versuchte anschließend, sich zu rechtfertigen und behauptete, man habe seine Aussagen stets aus dem Kontext gerissen. Er selbst begab sich anschließend auf andere Plattformen wie Gettr oder Rumble, während seine Fans die Inhalte auf den großen Plattformen weiterhin streuten.
Groß war Tates Freude, als sein Twitter-Account nach der Übernahme des Unternehmens durch Elon Musk aufgrund einer Quasi-Generalamnestie wieder freigeschaltet wurde. Sofort begann Tate, seine kruden Theorien zu verbreiten und suchte die große Bühne. Er kaufte Twitter Blue um den blauen Haken zu erhalten und legte los - immerhin erreicht sein Account bis heute 3,6 Millionen Twitter-Nutzer:innen.
Egal wie groß du bist, Thunberg ist Greta
Ausgerechnet eine in seinen Augen wohl geniale Auseinandersetzung mit Klimaaktivistin Greta Thunberg scheint ihn nun die Freiheit zu kosten. Am 27. Dezember schrieb er sie öffentlich an, prahlte mit seiner Autosammlung und bot Thunberg an, ihr eine Liste seiner Autos samt deren Emissionsangaben zu schicken – selbstverständlich als Zeichen dafür, dass ihm Umweltschutz nicht wichtig ist.
Thunberg antwortete kurz: "Ja, bitte klär mich auf. Schick mir eine E-Mail an smalldickenergy@getalife.com". Der Greta-Tweet brachte es innerhalb kürzester Zeit zu weltweiter Berühmtheit, befindet sich schon nach wenigen Tagen mit 3,3 Millionen "Likes" unter den 10 beliebtesten Tweets der Geschichte.STERN PAID Interview Greta Thunberg 6.08
Tate, der öffentlich angab, sich über die große Aufmerksamkeit zu freuen, schien den Erfolg und den Seitenhieb der Klimaschützerin nicht auf sich sitzen lassen zu können. Er schob ein Video nach.
Mit Zigarre und rotem Bademantel wandte er sich, nicht sonderlich clever, wieder an Greta Thunberg. Fragte sie, warum ihre E-Mail-Adresse die Info enthalte, dass sie einen kleinen Penis habe – ein Konter, der nicht schlechter hätte sein können. Es scheint jedoch, als habe Tate sich durch die hohe Medienpräsenz keinen Gefallen getan, wenig später folgte die Festnahme des Skandal-Influencers (hier erfahren Sie mehr). Auch wenn nicht klar ist, welche Rolle das Video bei dem Zeitpunkt seiner Festnahme gespielt hat.
Die Vorwürfe wiegen schwer
Schon im April dieses Jahres wurde Tates Haus in Rumänien Ziel einer Razzia. Die US-Botschaft hatte die Polizei darauf hingewiesen, dass Tate zwei Frauen in seinem Haus gefangen halte, die dort gegen ihren Willen verweilen mussten. Tatsächlich fand man die beiden und beide gaben an, nicht freiwillig dort zu sein. Andrew Tate und sein Bruder Tristan wurden befragt, später aber freigelassen. Einen Verstoß gegen das Gesetz stritten sie ab.
Gestern kam es erneut zu einer Hausdurchsuchung in Rumänien. Der Vorwurf: Verdacht auf Menschenhandel, Vergewaltigung und Bildung einer kriminellen Organisation in Rumänien. Die Ermittlungen laufen.