Fataler Luftangriff: Getötete Gaza-Helfer: US-Präsident Biden kritisiert Israel – Militär erklärt "schweren Fehler"
Sieben Gaza-Helfer der Organisation World Central Kitchen sind tot – US-Präsident Joe Biden fordert eine schnelle Aufklärung. Die israelische Armee hat eine Erklärung für den Vorfall.
Die israelische Armee hat die Tötung von sieben Hilfskräften der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) bei einem Luftangriff im Gazastreifen als "schweren Fehler" bezeichnet. "Dieser Vorfall war ein schwerer Fehler", sagte Israels Generalstabschef Herzi Halevi in einer am Mittwoch im Onlinedienst X veröffentlichten Videobotschaft. US-Präsident Joe Biden kritisierte Israel derweil scharf und warf dem Land vor, nicht genug zum Schutz solcher Helfer getan zu haben.
"Es war ein Fehler, der auf eine falsche Identifizierung in der Nacht folgte, während eines Krieges, unter sehr komplexen Bedingungen", fuhr Halevi fort. "Das hätte nicht passieren dürfen." Eine unabhängige Stelle werde den Vorfall gründlich untersuchen und ihre Ergebnisse in den kommenden Tagen vorlegen.
Bei dem Angriff auf einen Konvoi von WCK waren am Montag nach Angaben der Organisation sieben Helfer aus Australien, Polen und Großbritannien getötet worden. Unter den Opfern befanden sich demnach auch ein Mensch mit US-kanadischer Staatsangehörigkeit und ein Palästinenser. Der Vorfall ereignete sich den Angaben zufolge, als der Konvoi aus drei Fahrzeugen ein Warenlager in Deir al-Balah im Zentrum des Gazastreifens verließ. Die Hilfsorganisation kündigte an, sämtliche Aktivitäten in der Region einzustellen. Koch Gaza9.00
Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu sprach am Dienstag von einem "tragischen Zwischenfall", bei dem das israelische Militär "unbeabsichtigt" unschuldige Menschen im Gazastreifen getroffen habe. Präsident Isaac Herzog drückte laut einer Erklärung "seine tiefe Trauer und aufrichtige Entschuldigung angesichts des tragischen Verlusts" aus.
Joe Biden: Israel hat Zivilisten nicht ausreichend geschützt
Mehrere Länder, darunter Deutschland, zeigten sich schockiert und forderten rasche Aufklärung. US-Präsident Biden kritisierte Israel am Dienstagabend (Ortszeit) scharf. "Vorfälle wie der gestrige sollten einfach nicht passieren", erklärte er. "Israel hat auch nicht genug getan, um Zivilisten zu schützen."
Er sei "empört und untröstlich" über den Tod der WCK-Hilfsarbeiter. Die Verteilung von Hilfsgütern im Gazastreifen sei schwierig gewesen, "weil Israel nicht genug getan hat, um Hilfskräfte zu schützen, die versucht haben, dringend benötigte Hilfe an Zivilisten zu liefern". In der Erklärung forderte Biden zudem, die israelische Untersuchung des Angriffs müsse schnell erfolgen. Die Ergebnisse müssten veröffentlicht werden. 02: Entsetzen über Tod von GazaHelfern bei israelischem Angriff - aba2446734779ee9
Die von dem prominenten Fernsehkoch José Andrés gegründete US-Hilfsorganisation WCK engagierte sich seit Beginn des Kriegs zwischen Israel und der Hamas vor fast sechs Monaten für die Hunger leidende Bevölkerung im Gazastreifen. Auch an der Lieferung von Lebensmitteln per Schiff aus Zypern in den Gazastreifen und am Bau einer Anlegestelle waren die Helfer federführend beteiligt.
Der Krieg im Gazastreifen war durch den beispiellosen Großangriff der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober ausgelöst worden. Rund 1160 Menschen wurden dabei israelischen Angaben zufolge teilweise brutal getötet und rund 250 weitere als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Als Reaktion geht Israel seither massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, bislang mehr als 32.900 Menschen getötet.