Fußball: Gewaltausbruch bei Regionalliga-Spiel: Fangruppen gehen aufeinander los, 155 verletzte Polizisten
Der Fußball geriet zur Nebensache. Am Rande eines Regionalligaspiels in Berlin sorgten Kriminelle für hässliche Szenen. Cottbus-Trainer Klaus-Dieter Wollitz will sogar um sein Leben gefürchtet haben. Die Bilanz der Polizei spricht Bände.
Das Regionalliga-Fußballspiel zwischen dem BFC Dynamo Berlin und Energie Cottbus ist am Samstag von schweren Ausschreitungen überschattet worden. Nach Angaben der Berliner Polizei wurden mindestens 155 Polizisten verletzt, die meisten davon durch den Einsatz von Reizgas. 28 durch Angriffe von Kriminellen, elf durch Pyrotechnik.
Bereits nach 30 Minuten hatte der Schiedsrichter das Spiel im Sportforum Hohenschönhausen unterbrochen, weil Dynamo-Fans immer wieder Pyrotechnik in Richtung des Gästefanblocks abgeschossen hatten. "Zeitgleich vermummten sich Gästefans und begaben sich an den Zaun. Einige Gästefans kletterten auch auf den Zaun. Durch konsequentes Einschreiten der Polizeikräfte wurde ein Übersteigen des Zauns verhindert und die Lage zunächst beruhigt", so die Berliner Polizei. Danach blieb es auf den Rängen weitgehend ruhig, Cottbus gewann die Partie vor 4500 Zuschauern mit 2:0.
Schwere Ausschreitungen nach Regionalligaspiel in Berlin
Nach Abpfiff eskalierte die Lage nach Darstellung der Polizei vollends. Von beiden Fanlagern seien Vermummungen angelegt worden und mit Pyrotechnik aufeinander geschossen worden. Auch auf Polizeibeamte und Ordner sei gezielt worden. Um die beiden Gruppen zu trennen und weitere Straftaten zu verhindern seien Einsatzkräfte in den Zuschauerbereich vorgerückt. Es habe vereinzelte Festnahmen gegeben. "Kurz darauf wurde versucht, aus Richtung der Heimfans ein Absperrgitter in Richtung der Gästefans zu werfen, woraufhin Polizeikräfte Reizgas einsetzten", schilderte die Polizei. "Mehrere Durchbruchversuche und mehrere Versuche der Fanlager aufeinanderzutreffen, wurden von Polizeikräften durch Zwangsmaßnahmen verhindert." Neben Schlagstöcken und Reizgas seien auch Diensthunde eingesetzt worden. Zwei Fans seien durch Bisse verletzt worden.
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Auch vor dem Stadion herrschte eine aggressive Stimmung – die beiden Fanlager standen sich laut Polizei gegenüber und wollten aufeinander losgehen. "Beim Aufeinandertreffen mit Einsatzkräften der Polizei (...) bewarfen diese Fans Einsatzkräfte mit Flaschen, versuchten gleichzeitig Kleinpflastersteine zu lockern und ein Bauzaunelement auf Polizeikräfte zu werfen." Wasserwerfer kamen zum Einsatz. Etwa zwei Stunden nach Schlusspfiff soll sich die Lage rund um das Sportforum beruhigt haben.
Cottbus-Trainer Klaus-Dieter Wollitz sagte im Mitteldeutschen Rundfunk: "Dass man Angst haben muss, dass man mit Steinen schon während des Spiels beschmissen wird, dass man bedroht wird, ist für mich 2024 nicht vorstellbar." Er deutete an, um sein Leben gefürchtet zu haben. Verantwortliche des BFC Dynamo widersprachen der Darstellung Wollitz', dass in seine Richtung Steine geflogen seien. Die Polizei meldete zunächst – zumindest für den Zeitraum des Spiels – keine Steinwürfe im Stadion.
Insgesamt hat die Polizei am Samstag 74 Personen vorläufig fest- bzw. in Gewahrsam genommen. Beamte nahmen 62 Anzeigen auf, unter anderem wegen Landfriedensbrüchen, tätlichen Angriffen auf Vollstreckungsbeamte, Widerständen, Körperverletzungen, Gefangenenbefreiungen und Beleidigungen. Die Polizei war mit rund 1000 Einsatzkräften vor Ort.
Quellen: Polizei Berlin, Mitteldeutscher Rundfunk, BFC Dynamo, Nachrichtenagentur AFP.