Filmset-Unfall: "Rust"-Prozess gegen Alec Baldwin startet – was dem Hollywood-Star jetzt droht
Seine Anwälte hatten verzweifelt versucht, einen Prozess zu verhindern. Doch am Dienstag wird es Ernst für Alec Baldwin. Der Schauspieler muss sich für den Tod einer Kamerafrau am Set seines Films "Rust" verantworten.
Knapp drei Jahre ist es her, da kam es am 21. Oktober 2021 bei Dreharbeiten zum Western "Rust" am zu einem schrecklichen Unfall. Kamerafrau Halyna Hutchins wurde von einer Kugel aus einem Revolver getroffen und verstarb kurz darauf. Am Abzug: Schauspieler und Produzent des Films, Alec Baldwin. Am Dienstag wird dem 66-Jährigen der Prozess gemacht.
Was wird Alec Baldwin vorgeworfen?
Die Staatsanwaltschaft wirft ihm fahrlässige Tötung vor. Während einer Probe in einer kleinen Kirche auf dem Gelände der Bonanza Creek Ranch, einem beliebten Western-Drehort in New Mexico, richtete er eine Pistole auf Hutchins. Dabei löste sich statt harmloser Platzpatronen ein echter Schuss, der sie tötete und Regisseur Joel Souza an der Schulter verletzte. Baldwin sagte, er hätte den Hahn zurückgezogen, aber nicht den Abzug betätigt, und die Waffe hätte sich unbeabsichtigt entladen.
Wie gelangte die scharfe Munition ans Filmset?
Offiziell konnte nicht geklärt werden, wer die echten Patronen ans Filmset brachte. Fakt ist: Unter den Platzpatronen und sogenannten Dummy-Patronen fanden die Ermittler am Set insgesamt sechs echte Patronen. In einem vorherigen Prozess gegen die Waffenmeisterin von "Rust", Hannah Gutierrez-Reed, behaupteten die Staatsanwälte, sie sei dafür verantwortlich. Sie wurde wegen fahrlässiger Tötung verurteilt und zu 18 Monaten Gefängnisstrafe verurteilt.
Wie reagiert Alec Baldwin auf die Vorwürfe?
Der Schauspieler beteuert seine Unschuld. Nur wenige Wochen danach erklärte er in einem TV-Interview: "Ich habe nicht abgedrückt". Er würde niemals mit einer Waffe auf eine Person zielen und abdrücken. Er habe "keine Ahnung", wie die scharfe Munition ihren Weg in die Waffe fand. Nach einer ersten Anklage gegen Baldwin und Gutierrez-Reed im Januar 2023 wurden die Vorwürfe gegen den Schauspieler drei Monate später zunächst wieder fallengelassen. Einem Gutachten von Schusswaffenexperten zufolge muss der Abzug aber betätigt worden sein. Mit neuen Beweisen in der Hand ging die Anklage im Januar 2024 wieder gegen Baldwin vor – der plädierte erneut auf "nicht schuldig".
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Wo findet der Prozess statt und wie lange dauert er voraussichtlich?
Schauplatz des Verfahrens ist das knapp 30 Kilometer von der Filmranch entfernte Bezirksgericht von Santa Fe. Neun Prozesstage wurden angesetzt. Richterin Mary Marlowe Sommer betonte, dass sie die Anwälte im Griff und im Zeitplan halten wird. Die Auswahl der Jury beginnt am Dienstag, mit Eröffnungsplädoyers am Mittwoch und dem voraussichtlichen Ende am folgenden Freitag.
Was wird Alec Baldwin vorgeworfen?
Als Hauptdarsteller und Produzent des Low-Budget-Westerns machte die Anklage den Schauspieler und andere Filmmitwirkende für mangelnde Sicherheit am Set verantwortlich. Sie ist der Ansicht, dass er als Schauspieler nachlässig mit seiner Waffe umging. Die Produzenten hätten sich über Vorsichtsmaßnahmen hinweggesetzt, um schnelles Geld zu machen, hieß es.
Wer wird voraussichtlich im Alec Baldwin-Prozess aussagen?
Die wesentlichen Aussagen werden von den Crewmitgliedern kommen, die zum Tatzeitpunkt im Inneren des kleinen Kirchengebäudes Augenzeugen von Hutchins' Tod wurden. Dazu gehören der Regisseur Joel Souza sowie der Regieassistent David Halls. Zac Sneesby, ein Crewmitglied, das während der Probe ein Boom-Mikrofon hielt, wird aussagen, dass er gesehen hat, wie Baldwin den Abzug der Pistole betätigte, erklärten die Ankläger in Gerichtsdokumenten und machen ihn potentiell zum wichtigsten Zeugen von allen. Zudem werden die Geschworenen Zeugenaussagen von Waffenexperten hören, die behaupten, dass die Pistole ordnungsgemäß funktionierte und nicht hätte abgefeuert werden können, ohne den Abzug zu betätigen. Auch Baldwin selbst kann zu seiner Verteidigung in den Zeugenstand treten, muss es aber nicht.
Welche Strafe droht Alec Baldwin?
Im Falle eines einstimmigen Schuldspruchs drohen dem Schauspieler bis zu 18 Monate Haft.
Wird der Prozess live übertragen?
Ja. Wie bei vielen Verfahren in den USA üblich sind auch in diesem Gerichtssaal Kameras zugelassen. Das Verfahren wird per Livestream in alle Welt verbreitet.
Richterin lehnte Einstellung des Verfahrens gegen Alec Baldwin ab
Baldwins Anwälte hatten bis zuletzt versucht, einen Prozess gegen ihn zu verhindern. Sie hatten argumentiert, dass die Waffe, aus der sich der Schuss gelöst hatte, bei späteren Untersuchungen von FBI-Ermittlern beschädigt worden sei. Damit würde ihnen zur Verteidigung ihres Mandanten ein möglicherweise entlastendes Beweismittel fehlen. Zuvor hatten die Verteidiger in einem ebenfalls gescheiterten Antrag auf Einstellung des Verfahrens Formfehler moniert. Doch die Richterin lehnte eine Einstellung des Verfahrens ab.
Ungeachtet des Prozesses und einer möglichen Haftstrafe kündigte Baldwin Anfang Juni ein neues Familienprojekt an. Die Reality-Show "The Baldwins" werde im kommenden Jahr beim US-Sender TLC starten, teilte das Ehepaar in einem Video bei Instagram mit. "Wir laden euch in unser Zuhause ein, um unsere Hochs und Tiefs mitzuerleben, das Gute, das Schlechte, das Wilde und das Verrückte."
Sehen Sie oben im Video: Diese Animation soll den tödlichen Schuss am Set des Westerns "Rust" zeigen. Wenige Monate nach dem tödlichen Unfall im Oktober 2021 reichte die Familie von Kamerafrau Halyna Hutchins Berichten zufolge Klage gegen Hollywoodstar Alec Baldwin ein.
Quellen: Associated Press, mit dpa