US-Präsident unter Druck: Parkinson-Experte im Weißen Haus: Neuer Wirbel um Joe Biden
Ein Zeitungsbericht befeuert Gerüchte, wonach Joe Biden an einer Nervenkrankheit leiden soll. Das Weiße Haus bemüht sich um Klarheit. Selbst sein Leibarzt schaltet sich ein.
Spätestens seinem TV-Debakel gegen den republikanischen Herausforderer Donald Trump muss sich US-Präsident Joe Biden immer wieder Fragen zu seiner gesitigen Fitnes gefallen lassen. Die Sprecherin des US-Präsidenten bemühte sich nun, Spekulationen über eine mögliche Parkinson-Erkrankung Bidens auszuräumen. "Ist der Präsident wegen Parkinson behandelt worden? Nein. Wird er wegen Parkinson behandelt? Nein, wird er nicht. Nimmt er Medikamente gegen die Parkinson-Krankheit ein? Nein", sagte Sprecherin Karine Jean-Pierre am Montag vor Journalisten.
Hintergrund ist ein Bericht der "New York Times", wonach ein Parkinson-Spezialisten regelmäßig im Weißen Haus zu Besuch ist. Später am Montag veröffentlichte das Weiße Haus ein Schreiben von Bidens persönlichem Arzt, Kevin O'Connor. Darin schreibt der Arzt, dass Biden abgesehen von seinen drei jährlichen Untersuchungen keinen Neurologen aufgesucht habe.Kommentar zu Joe Biden 06.18
In den USA wird diskutiert, ob Biden wegen seines hohen Alters wirklich der richtige Präsidentschaftskandidat der Demokraten für die Wahl im November ist.
Joe Biden verweigert geistigen Gesundheitstest
Parkinson ist eine nervenbedingte Bewegungsstörung, die vor allem ältere Menschen trifft. Ursache für die auch Schüttellähmung genannte Krankheit ist das Absterben von Nervenzellen im Gehirn. Sie produzieren dann kein Dopamin mehr, mit dessen Hilfe der Körper normalerweise Bewegungen steuert. Zahlreiche Störungen sind die Folge: Zittern, verspannte Muskeln sowie Gang- und Gleichgewichtsstörungen. Hinzu kommen eine leise und monotone Sprache sowie eine starre Mimik.
Biden weist jegliche Zweifel und Gerüchte zurück. Einen kognitiven Gesundheitstest zu seinen geistigen Fähigkeiten lehnt er ab. Auch seine Sprecherin Jean-Pierre betonte noch einmal, dass man dazu keine Veranlassung sehe. Der aktuelle Schritt des Weißen Hauses ist ungewöhnlich und zeigt, wie groß der Druck mittlerweile ist.PAID Nach TV-Duell: Muss Biden gehen? 15.00
Weißes Haus rechtfertigt Arztbesuche
Zuvor war es bei der täglichen Pressekonferenz im Weißen Haus zu einer aufgeheizten Debatte zwischen den anwesenden Journalistinnen und Journalisten und Bidens Sprecherin, Karine Jean-Pierre, gekommen. Jean-Pierre weigerte sich, Angaben dazu zu machen, warum der Neurologe Kevin Cannard das Weiße Haus in den vergangenen Monaten regelmäßig besucht hatte. Die "New York Times" schrieb unter Berufung auf offizielle Besucherprotokolle, dass Cannard achtmal seit dem vergangenen Sommer in der Regierungszentrale gewesen sei.
Dr. Kevin Cannard sei der neurologische Spezialist, der Präsident Biden für jede seiner jährlichen Routine-Gesundheitschecks untersuche, schrieb Bidens Leibarzt Arzt Kevin O'Connor in einem vom Weißen Haus veröffentlichten Brief. Cannard sei nicht ausgewählt worden, weil er ein Spezialist für Bewegungsstörungen sei, sondern weil er "ein hochqualifizierter und hoch angesehener Neurologe" sei. Sein "sehr breites Fachwissen" gebe ihm die Flexibilität, um eine Vielzahl von Patienten und Problemen zu bewerten.
Bidens Arzt O'Connor zufolge sind die Ergebnisse der neurologischen Untersuchung durch Cannard jedes Mal öffentlich gemacht worden. Ende Februar hieß es in dem veröffentlichtem Gesundheitsbericht, dass es bei Biden keine Anzeichen für mögliche Schlaganfälle oder Parkinson gebe und der Präsident "keinen Tremor" aufweise. "Präsident Biden hat keinen Neurologen außerhalb seiner jährlichen Untersuchung gesehen", schrieb O'Connor nun weiter. Cannard sei seit 2012 neurologischer Berater der Medizineinheit im Weißen Haus.
Diese Abteilung des Weißen Hauses ist für die medizinischen Bedürfnisse des Präsidenten, der Mitarbeiter und Besucher des Weißen Hauses verantwortlich. Cannard halte dort regelmäßige Sprechstunden ab. "Patienten im Weißen Haus zu sehen, ist etwas, was Dr. Cannard seit einem Dutzend Jahren tut." Um die Privatsphäre der Patientinnen und Patienten zu schützen, würden die Namen der Experten normalerweise nicht veröffentlicht. In diesem Fall mache man nun eine Ausnahme.
Trump sieht Biden weiter im Rennen
Trotz TV-Debakel und gesundheitlichen Gerüchten rechnet Bidens Herausforderer Donald Trump damit, dass der US-Präsident im Rennen um das Weiße Haus bleiben wird. "Für mich sieht es so aus, als könnte er sehr wohl (im Rennen) bleiben", sagte Trump am Montag (Ortszeit) in einem Interview mit dem konservativen Sender Fox News. Biden habe "ein Ego und er will nicht aufhören", fuhr der Republikaner in seinem ersten Interview seit dem Fernsehduell mit Biden Ende Juni fort.
Biden sieht sich seit seinem desaströsen Auftritt im Fernsehduell mit Trump mit einer immer weiter anschwellenden Debatte in seiner Demokratischen Partei um seine mentale Eignung für das Präsidentenamt konfrontiert. Er ist aber nach eigenen Angaben "fest entschlossen", im Präsidentschaftsrennen zu bleiben.