IHK-Umfrage: Stimmung der Wirtschaft bleibt trübe - "Kein Sommermärchen"
Die Stimmung in Niedersachsens Wirtschaft hat sich auch im Sommer kaum aufgehellt. Daran konnte auch die Fußball-EM nichts ändern. Die Unternehmen monieren vor allem ein Problem.
Trotz nachlassender Inflation bleibt die Stimmung in Niedersachsens Wirtschaft trübe. Das Konjunkturklima verharre im zweiten Quartal 2024 auf dem niedrigen Stand des Vorquartals, mehr als jedes vierte Unternehmen beurteile seine Geschäftslage als schlecht, teilte die Industrie- und Handelskammer Niedersachsen in Hannover mit. Auch die gedrückten Erwartungen für die Zukunft seien unverändert. Das ist das Ergebnis der jüngsten Konjunkturumfrage der Kammer.
"Die Wirtschaft in Niedersachsen kommt nicht voran, die Industrie hat keine Impulse, der private Konsum stagniert", sagte Maike Bielfeldt, Hauptgeschäftsführerin der IHK Niedersachsen, bei der Vorstellung des Berichts in Hannover. Die Hoffnung, die Fußball-EM im eigenen Land könne auch in der Wirtschaft ein "Sommermärchen 2.0" auslösen und den lahmenden Konsum ankurbeln, habe sich leider nicht erfüllt. "Davon ist zurzeit nichts zu sehen. "Die erhoffte Veränderung ist komplett ausgeblieben."
Für die Untersuchung, die die IHK alle drei Monate durchführt, wurden zwischen 20. Juni und 8. Juli 1.806 Unternehmen im Land befragt. Nur 17 Prozent der Befragten beurteilten dabei ihre aktuelle Geschäftslage als gut, noch einmal ein Prozentpunkt weniger als vor drei Monaten. Unverändert 27 Prozent beurteilten die Lage als schlecht, 56 Prozent zeigten sich zufrieden, genauso viele wie im Frühjahr.
Kaufzurückhaltung und Auftragsflaute belasten
Und auch die Aussichten für die Zukunft bleiben trübe: Nur 10 Prozent rechnen in den kommenden Monaten mit Besserung, ebenfalls ein Prozentpunkt weniger als vor drei Monaten. Fast jedes dritte Unternehmen (32 Prozent) erwartet dagegen eine weitere Verschlechterung. Im Frühjahr waren es 34 Prozent gewesen. 58 Prozent rechnen mit einer unveränderten Entwicklung, nach 56 Prozent im Frühjahr.
"Die volkswirtschaftliche Lage ist tatsächlich so wie das Wetter", sagte Bielfeldt. "Sie ist trübe, es regnet, es hagelt, es kommen ein paar Wolken. Es gibt auch kleine Lichtblicke. Aber eben kein Sommermärchen." Die Industrie leide unter niedrigen Auftragseingängen, die von 46 Prozent der befragten Unternehmen als zu gering eingeschätzt wurden. Der Einzelhandel sehe sich - abgesehen vom weiter gut laufenden Lebensmittelgeschäft - mit der Konsumzurückhaltung der Kunden konfrontiert, ebenso die Restaurants.
Lohnzuwächse werden in Urlaub investiert
Daran hätten auch die zuletzt guten Lohnabschlüsse nichts geändert. Davon sei im Einzelhandel noch nichts angekommen, so Bielfeldt. Statt in den Konsum werde das zusätzliche Einkommen offenbar eher in Urlaub investiert. Das helfe zumindest dem niedersächsischen Übernachtungsgewerbe, wo die Buchungszahlen zufriedenstellend seien. Auch auf dem Bau sei die Lage insgesamt dank eines hohen Auftragsbestands noch zufriedenstellend. Das gelte aber nicht für den Wohnungsbau, wo die Lage zunehmend kritisch werde.
Als bei weitem größtes Problem sehen die Unternehmen inzwischen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, die von 69 Prozent der Befragten moniert wurden. Das seien sogar noch mehr als vor drei Monaten und der höchste von der IHK jemals ermittelte Wert. "Ein deutlich investitionsfreundlicher Kurs ist notwendig, damit Deutschland nicht abgehängt wird", forderte Bielfeldt. Nötig seien vor allem Steuererleichterungen und ein echter Bürokratieabbau.
Immerhin, so fügte sie mit Blick auf die jüngst angekündigten Pläne der Ampelkoalition hinzu: "Die Wachstumsinitiative der Bundesregierung geht in die richtige Richtung." Entscheidend sei aber, dass die Maßnahmen nun auch zügig umgesetzt würden, um Wirkung zu entfalten. "Jetzt kommt es darauf an, dass den Worten auch Taten folgen."