Gold-Investment: Lohnt es sich aktuell, Gold zu kaufen? Ein Experte erklärt
Schwellenländer galten lange als Preistreiber am Goldmarkt. Doch jetzt könnte etwas anderes der Katalysator sein, der den Goldpreis auf die nächste Stufe hebt, sagt ein Gold-Experte.
Capital: Herr Read, kaufen die Notenbanken der Schwellenländer derzeit Gold zu, weil sich eine erneute US-Präsidentschaft von Donald Trump abzeichnet, die mit mehr Konflikten verbunden wäre?
JOHN READ: In der ersten Jahreshälfte wurde Gold von den Schwellenländern nachgefragt, und auch am Mittwoch haben wird Höchststände während der asiatischen Handelszeiten beobachtet. Die jüngsten Daten zeigen jedoch, dass sich die Nachfrage aus den Schwellenländern verlangsamt hat.
Was ist der Grund dafür?
Das ist zum Teil darauf zurückzuführen, dass die chinesische Notenbank People‘s Bank of China ihre gemeldeten Goldkäufe eingestellt hat und die Schmucknachfrage außerhalb der Hochzeitssaison in Indien zurückgeht. In diesem Jahr war die geopolitische Unsicherheit ein zentrales Thema, das die Anleger weltweit in Gold getrieben hat, und die Schwellenländer haben sich diesem Trend angeschlossen. Wir haben immer wieder gesehen, dass Gold in Zeiten von Unsicherheit und erhöhtem Risiko als starke Absicherung und sicherer Hafen dient.
Ist die Erwartung auf eine Zinssenkung der US-Notenbank Fed ein weiterer Preistreiber?
Die Erwartung von Zinssenkungen, insbesondere vor dem Hintergrund einer sich verlangsamenden US-Wirtschaft und einer rückläufigen Inflation, hat das Interesse westlicher Anleger und Händler an Gold wiederbelebt. Dieses erneute Interesse spiegelt sich auch auf dem ETF-Markt wider: Unser jüngster ETF-Bericht hebt hervor, dass wir nach dem stärksten Monat seit Mai 2023 drei Monate in Folge Zuflüsse in ETFs verzeichnet haben, einschließlich des bisherigen Verlaufs im Juli.
Wie wirken fallende Zinsen auf den Goldpreis?
Niedrigere Zinsen senken in der Regel die Opportunitätskosten für das Halten von zinslosen Anlagen wie Gold und machen es für Anleger attraktiver. Dies ist wichtig, da die Erwartungen steigen, dass die Fed die Zinsen senken wird, möglicherweise schon im September.
Wie nachhaltig sind die Höchststände beim Goldpreis?
Der Goldmarkt scheint an einem Scheideweg zu stehen: Wir beobachten derzeit eine schwächere Nachfrage nach Gold aus den Schwellenländern, obwohl sich der Preis auf einem Allzeithoch befindet. Zudem beginnen westliche Händler, sich für Gold zu interessieren, was den Gold-ETFs Auftrieb verleiht, aber die Nettozuflüsse sind immer noch relativ gering. Wenn westliche Anleger weiterhin in diesem Umfang in den Goldmarkt zurückkehren, könnte das der Katalysator sein, der den Goldpreis auf die nächste Stufe hebt.