Globales Thema, globale Berichterstattung? Klimaberichterstattung in afrikanischen Ländern und Ländern des Globalen Nordens
Der Klimawandel ist eine der entscheidenden Krisen unserer Zeit, doch seine Komplexität macht es oftmals schwer, ihn umfänglich zu verstehen. Unsere Wahrnehmung hängt stark von der Medienberichterstattung ab. Während sich einige Studien mit der Berichterstattung über den Klimawandel im Bereich der Wissenschafts-, Risiko- und Umweltkommunikation befasst haben, möchte ich mit meiner Doktorarbeit eine neue Perspektive einbringen: ein Vergleich verschiedener Länder unter Berücksichtigung historischer Verantwortung und internationalen Beziehungen.
Mein Interesse an meinem Dissertationsthema wurde von dem persönlichen Wunsch angetrieben, die Klimakrise und ihre Darstellung in den Medien besser zu verstehen. Der Klimawandel ist schon lange kein „neutrales“ wissenschaftliches Thema mehr, sondern ist mit globalen Konflikten um Verantwortung, Entwicklung und Abhängigkeiten tief verwoben. Dementsprechend muss eine Analyse der Klimaberichterstattung auch internationale Beziehungen mitberücksichtigen, die durch die Kolonialgeschichte und eine daraus entstehende historische Verantwortung geprägt sind.
In meiner Doktorarbeit habe ich untersucht, wie in fünf afrikanischen Ländern – Ghana, Kenia, Namibia, Nigeria und Südafrika – über den Klimawandel berichtet wird, im Vergleich zu drei (historisch) großen Treibhausgasemittenten: Deutschland, das Vereinigte Königreich und die USA. Diese Länder sind zwar seit jeher bedeutende Verursacher, spüren aber auch selbst die Auswirkungen des Klimawandels. Die Studie untersuchte auch, wie globale Machtdynamiken und internationale Beziehungen die Medienberichterstattung über den Klimawandel beeinflussen.
Aufbau der Studie: Kombination aus Inhaltsanalyse und Interviews
Die übergreifende Frage meiner Forschung war: Wie berichten die verschiedenen Länder im Vergleich über den Klimawandel – auch im Hinblick auf internationale Dynamiken? Die Arbeit stützt sich auf soziologische Ansätze der Journalismusforschung sowie auf postkoloniale Perspektiven. Sie kombiniert eine quantitative Inhaltsanalyse von 1.348 Nachrichtenartikeln mit 18 halbstrukturierten Interviews mit Journalist:innen, um die unterschiedlichen, nationalen Sichtweisen und Erfahrungen auf globale Debatten zu beleuchten. Untersucht wurde, wie die globale Herausforderung des Klimawandels in fünf afrikanischen Ländern (Ghana, Kenia, Namibia, Nigeria und Südafrika) sowie in Deutschland, Großbritannien und den USA dargestellt wird.
Vergleichende Berichterstattung: Globale Unterschiede und Gemeinsamkeiten
Ich bin mit unterschiedlichen Hypothesen an diese Studie herangegangen und habe drei Jahre lang zu diesem komplexen Thema an der Schnittstelle zwischen Klimawissenschaft, Mediensystemen und internationalen Beziehungen und Strukturen geforscht. Die Ergebnisse zeigten, dass die Berichterstattung über den Klimawandel oft einen starken nationalen oder sogar lokalen Fokus hat, obwohl es sich um ein globales Thema handelt. Im Gegensatz zu einem oft verkürzten Ansatz entsprechend „Afrika ist ein Land“, zeigt die Untersuchung, inwieweit die Berichterstattung über den Klimawandel in Afrika zwar ein globales Thema abdeckt, aber durch die spezielle nationale Linse eines jeden Landes berichtet wird. Hier spielen vor allem die Nachrichtenwerten der Relevanz und Nähe eine Rolle. Internationale Beziehungen und Machtdynamik werden in der Regel nur indirekt durch eine – bewusste oder unbewusste – Hervorhebung bestimmter Stimmen, Akteur:innen und Regionen angesprochen. Außerdem zeigt sich – entgegen der Annahme –, dass es keine klare Unterscheidung in „aktive“ Länder, die zu den Treibhausgasemissionen beitragen, und „passive“ Länder, die nur die Auswirkungen des Klimawandels tragen müssen, in der Medienberichterstattung gibt. Diese binäre Klassifizierung wird der heutigen komplexen Realität nicht mehr gerecht.
Schlussfolgerungen und Zukunftsaussichten
Insgesamt trägt diese Studie zum wachsenden Diskurs über Klimajournalismus bei, mit einem kritischen Blick auf internationale Machtstrukturen. Dabei ist dieser Ansatz nicht auf die Analyse der Berichterstattung über den Klimawandel beschränkt, sondern lässt sich auch auf andere Themen anwenden.
Link zur Veröffentlichung: https://openaccess.city.ac.uk/id/eprint/32354/