Forschung: Links- und Rechtshänder – Kater nutzen Pfoten anders als weibliche Katzen

Gibt es unter Katzen Links- und Rechtshänder? Diese Frage beschäftigt tatsächlich die Wissenschaft. Wer ein Haustier hat, kann das Phänomen selbst mit ein paar einfachen Tricks testen.

Diese Szene habe ich vermutlich Hunderte Male gesehen: Der Kater will ins Haus und haut mit einer Pfote an die Tür. Irgendwann haben wir darauf geachtet, ob er mit links oder mit rechts an die Glasscheibe trommelt. Eindeutig – es war jedes Mal mit links.

Offenbar ist unsere Familie nicht die einzige, die sich fragt, ob ihr Haustier ein Links- oder ein Rechtshänder ist. Vor ein paar Monaten flammte in den Online-Medien hierzulande die Debatte auf, ob Katzen eine dominante Pfote haben. Mehrere Artikel riefen Katzenhalter dazu auf, kleine Experimente mit ihren Tieren zu unternehmen: Mit welcher Pfote angeln sie einen Leckerbissen und mit welcher steigen sie zuerst ins Katzenklo?

Aufmerksamkeit auf das Thema lenkte vor einiger Zeit unter anderem auch ein Artikel auf dem Haustier-Portal "Petbook". Darin gibt die Autorin einen kurzen Überblick über den Stand der Forschung zum Phänomen der Pfoten-Präferenz bei Hauskatzen. Sie testete zudem ihr Wissen sogleich an Redaktionskater "Remo". Auch der ist ein Links-Pfoter.FS Findet mich meine Katze sympathisch 12.50

Tatsächlich beschäftigt das Thema die Forschung schon etliche Jahre. Generell ist im Tierreich bekannt, dass es durchaus Unterschiede gibt, ob linke oder rechte Füße, Hufe, Pfoten oder sogar Flossen dominieren. Wie der Mensch, sind viele Tierarten mit einer der beiden Gliedmaßen geschickter.

Für komplexere Aufgaben benutzen Katzen ihre dominierende Pfote

Haben also auch Katzen eine dominante Pfote? Die wohl bekanntesten Forschungsbeiträge zu dieser Frage stammen von einer Wissenschaftler-Gruppe um die britischen Forscherinnen Deborah L. Wells und Sarah Millsopp, die sich seit 2009 damit näher beschäftigten. Damals untersuchten sie insgesamt 42 Katzen und stellten ihnen drei unterschiedliche Aufgaben: Die Tiere mussten einen Leckerbissen aus einem Glas fischen, nach einem Spielzeug greifen, das über ihnen baumelte und eines fangen, das vor ihnen über den Boden gezogen wurde. "Männchen neigten eher dazu, die linke Pfote zu benutzen", schrieben die zwei Forscherinnen seinerzeit in einer kurzen Zusammenfassung bei "Sciencedirect.com". Weibchen bevorzugten die rechte Pfote.

In den Jahren danach folgten noch weitere Untersuchungen, darunter eine, die an der Queen’s University in Belfast veröffentlicht wurde. Darin wurden auch Beobachtungen von Haustierhaltern einbezogen, die das Verhalten ihrer Katzen in gewohnter und damit stressfreier Umgebung beobachteten. Das Ergebnis war dasselbe: Sobald eine Aufgabe etwas anspruchsvoller wird, setzten Kater meist die linke Tatze ein und Katzen die rechte. Vermutlich sei die Pfoten-Präferenz hormonell gesteuert, schrieben die Wissenschaftlerinnen. Doch wie genau und zu welchen Zeitpunkt sich diese Vorliebe für eine Pfote in einem Katzen-Leben entwickelt, sei noch nicht genau erforscht.

Unser Kater ist vor ein paar Jahren gestorben. Jetzt besucht uns manchmal die Katze der Nachbarn aus der Parallelstraße, auf die wir ab und zu in der Urlaubszeit aufpassen. Auch dieses weibliche Tier trommelt gegen die Tür, wenn sie bei uns in die Wohnung will – allerdings mit einer ganz anderen Technik als seinerzeit unser Kater: Sie nimmt beide Vorderpfoten gleichzeitig. 

Offenbar ist sie der Ansicht, dass es wesentlich komplexere Dinge im Leben gibt, als mit den Pfoten gegen eine Glasscheibe zu hauen und eine Tür geöffnet zu bekommen.

Quellen: "Petbook", "ScienceDirect", Queen's University Belfast, "Welt.de", "WMN.de"

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