Bei einer Mahnwache trauern zahlreiche Menschen friedlich um die erstochenen und die verletzten Kinder im britischen Southport. Doch Rechtsextreme kapern das Gedenken. Nach dem tödlichen Messerangriff auf mehrere Kinder und antimuslimischen Ausschreitungen von Rechtsextremen steht die britische Küstenstadt Southport unter Schock. Einige Straßen glichen am Morgen einem Trümmerfeld, nachdem Randalierer nahe einer Moschee mit Ziegelsteinen, Mülleimern und Straßenschildern auf Polizisten losgegangen waren. Ein ausgebrannter Polizeiwagen war zu sehen. 39 Beamte wurden dabei verletzt, 27 von ihnen mussten in Kliniken behandelt werden. Die Vorsitzende der örtlichen Polizeigewerkschaft sprach sogar von mehr als 50 verletzten Kolleginnen und Kollegen. Am Morgen beteiligten sich Dutzende Anwohner an den Aufräumarbeiten. Der lokale Geschäftsmann Norman Wallis sagte der Nachrichtenagentur PA, die Randalierer stammten nicht aus der Gegend, sondern seien mit Bussen und Autos angereist, um Krawalle zu machen. "Die Leute aus Southport räumen heute dieses Chaos auf", sagte Wallis. Motiv für Bluttat unklar Die Ausschreitungen, die nach einer friedlichen Mahnwache Tausender Menschen für die Opfer ausbrachen, wurden nach Polizeiangaben von Gerüchten und Falschmeldungen über die Identität des mutmaßlichen Täters geschürt. Der 17-Jährige soll am Montag drei Mädchen im Alter von sechs, sieben und neun Jahren erstochen und acht weitere Kinder sowie zwei Erwachsene teils schwer verletzt haben. Das Motiv ist noch unklar. Die Ermittler erhielten mehr Zeit, um den Verdächtigen zu befragen. Im Internet kursierten Berichte, bei dem Tatverdächtigen handele es sich um einen muslimischen Asylbewerber mit arabisch klingendem Namen, der bereits vom britischen Geheimdienst beobachtet worden sei. Kritiker warfen dem rechtspopulistischen Abgeordneten Nigel Farage, der einst den Brexit maßgeblich vorangetrieben hatte, vor, die Stimmung anzuheizen. Der Chef der Partei Reform UK hatte in einem bei X hochgeladenen Video spekuliert, dass die Behörden die "Wahrheit vor uns zurückhalten". Polizei weist Online-Spekulationen zurück Die Polizei wies die Angaben, die auch von einem russischen Staatsmedium verbreitet wurden, deutlich zurück. Der 17-Jährige sei in Großbritannien geboren worden, betonte sie. Die BBC berichtete, der Teenager sei Sohn ruandischer Eltern und lebe seit mehr als zehn Jahren in der Region Southport. Die Polizei geht von einem Einzeltäter aus. Es handele sich nicht um eine Terrortat. Die Angreifer hätten nach einer Mahnwache für die Opfer der Messerattacke sowohl Beamte als auch die örtliche Moschee mit Ziegelsteinen beworfen und ein Geschäft geplündert, so die Polizei. Außerdem setzten sie den Angaben zufolge Autos und Mülltonnen in Brand. Nach Angaben der Behörden waren die meisten Randalierer Mitglieder einer rechtsextremen Gruppe. Der örtliche Parlamentsabgeordnete Patrick Hurley sagte dem Sender BBC Radio 4, die Randalierer hätten die Bluttat für ihre eigenen politischen Zwecke missbraucht und "dieselben Ersthelfer und dieselben Polizisten" angegriffen, die am Montag den Täter gestoppt hätten. Der Vorsitzende der Moschee, Ibrahim Hussein, sagte Reportern, er habe mit acht Gemeindemitgliedern in dem Gebäude festgesessen und sei nur dank einer Polizeieskorte entkommen. "Mahnwache gekapert" Die britische Regierung verurteilte die Ausschreitungen scharf. Randalierer würden die volle Härte des Gesetzes spüren, kündigten der neue Premierminister Keir Starmer und Innenministerin Yvette Cooper an. "Diejenigen, die die Mahnwache für die Opfer mit Gewalt und Brutalität gekapert haben, haben die trauernde Gemeinschaft beleidigt", betonte der Regierungschef bei X. Starmer legte nahe dem Tatort Blumen niedergelegt. Dabei wurde der Premierminister, der erst seit wenigen Wochen im Amt ist, von Schaulustigen belästigt, die ein schärferes Vorgehen gegen Migranten forderten. Polizisten erlitten Knochenbrüche und Schnittwunden Die bei den Ausschreitungen verletzten Einsatzkräfte erlitten laut Polizei unter anderem Knochenbrüche, Schnittwunden, vermutlich einen Nasenbruch und eine Gehirnerschütterung. Auch drei Polizeihunde wurden verletzt. "Das ist keine Art, eine Gemeinschaft zu behandeln, schon gar nicht eine Gemeinschaft, die immer noch unter den Ereignissen vom Montag leidet", sagte der stellvertretende Chef der Merseyside Police, Alex Goss. Die Polizei erhielt für 24 Stunden erweiterte Befugnisse zum Durchsuchen von Menschen in dem Stadtgebiet.
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