Fußball-Bundesliga: Mehr Frust als Lust: Vizemeister VfB vermurkst den Start
Zwei Spiele, ein Punkt. Stuttgart kommt in der Liga noch nicht in Fahrt - und hat ein knackiges Programm vor sich. Nach dem 3:3 gegen Mainz gilt der Ärger der Defensivarbeit und dem Schiedsrichter.
Phasenweise erinnerte das Spektakel an die furiose Vorsaison des VfB Stuttgart. Eine riesige weiße Fan-Karawane war vor dem Spiel zum Stadion gezogen, die Schwaben hatten schnell mit 2:0 geführt und Joker Fabian Rieder mit seinem vermeintlichen Siegtor die Arena zum Beben gebracht - doch dann crashte Maxim Leitsch die Party und holte den Vizemeister mit dem Ausgleich in der Nachspielzeit zurück in die Gegenwart.
Das wilde 3:3 (2:1) gegen den 1. FSV Mainz 05 am Samstag bereitete den Stuttgartern mehr Frust als Lust. Ihr Ärger galt auch Schiedsrichter Timo Gerach, mit der Fehlersuche sollten sie jedoch bei sich selbst beginnen. Der Saisonstart in der Fußball-Bundesliga ist misslungen. Nach zwei Spieltagen steht der VfB bei nur einem Punkt, hat defensiv eine Großbaustelle zu bearbeiten - und nach der Länderspielpause ein knackiges Programm vor der Brust.
Gladbach, Real und Dortmund warten
In Summe gehe es "in die richtige Richtung", meinte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß. Auch Sportvorstand Fabian Wohlgemuth sieht die Stuttgarter "auf dem richtigen Weg". Natürlich könne man mit der bisherigen Ausbeute aber "nicht ganz glücklich" sein, räumte der 45-Jährige ein. Von den bisherigen vier Pflichtspielen in dieser Saison hat der VfB nur eines gewonnen - in der ersten Runde des DFB-Pokals mit 5:0 bei Preußen Münster. Der Sieg in der vergangenen Woche war wichtig nach den Niederlagen im Supercup in Leverkusen und zum Liga-Auftakt in Freiburg, der Zweitligist letztlich allerdings auch kein Gradmesser.
Die Stuttgarter müssen vor sich vor allem hinten schleunigst steigern, soll aus dem Stotter- nicht ein kompletter Fehlstart werden. Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund heißen die nächsten Gegner in der Bundesliga, dazwischen geht es in der Champions League zu Real Madrid. Hohe Hürden warten. Coach Hoeneß kündigte bereits an, dass man an den defensiven Abläufen weiter arbeiten werde. Denn, das ist dem Coach bewusst, sechs Gegentore in zwei Liga-Spielen sind zu viel - und auch nicht nur der Personalnot geschuldet.
Defensivprobleme und Kontrollverlust
Die Abwehr, in der auch der 20-jährige Anrie Chase wieder von Anfang an ran durfte, sei "nicht immer sattelfest" gewesen, sagte Sportchef Wohlgemuth nach dem Remis gegen Mainz. Das Comeback des lange verletzten Außenverteidigers Josha Vagnoman in der zweiten Halbzeit war da schon mal ein Mutmacher. Wohlgemuth war aber auch aufgefallen, dass die Mannschaft wie in Freiburg phasenweise "das Spiel aus der Hand gegeben" hatte. Das hat weniger mit dem Personal zu tun, ist derzeit aber ein zentrales Problem des VfB.
Nach den Toren von Enzo Millot (8. Minute) und Jamie Leweling (15.) hätten die Stuttgarter die Partie womöglich früh entscheiden können. Sie nahmen aber das Tempo aus dem Spiel - und holten die Mainzer so selbst wieder hinein. Nadiem Amiri per Foulelfmeter (43.) und Jonathan Burkardt (62.) sorgten für den Ausgleich. Rieder (88.) brachte den VfB wieder in Führung, der ebenfalls eingewechselte Leitsch (90.+4) schlug noch einmal zurück.
Ärger über strittige Schiedsrichter-Entscheidungen
Den ersten beiden Mainzer Toren waren strittige Szenen vorausgegangen, die Stuttgarter daher angefressen. "Zu wenig für einen Elfmeter" sei das gewesen, meinten Wohlgemuth und Hoeneß über das Duell zwischen Millot und Burkardt vor dem 1:2. Der Mainzer war zu Fall gekommen, weil er einen "Gehfehler" verpasst bekommen habe, wie er selbst schilderte. Vor dem 2:2 habe es ein Handspiel der Gäste gegeben, befanden die Schwaben. Der Referee habe "auch nicht seinen allerbesten Tag" gehabt, fasste Sportchef Wohlgemuth zusammen.
Schiri-Ärger, Abwehr-Not, Gegentor-Flut - wieder mal viel los beim VfB, der sich nach einem erneuten Kaderumbruch im Sommer noch in der Findungsphase befindet und an seine neue Rolle als gejagter Vizemeister gewöhnen muss. Noch bereitet sie ihm mehr Frust als Lust.