Atemwegsinfekte: RSV-Impfungen für Babys starten holprig
Das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) hat zuletzt zu schweren Infektionswellen bei Babys geführt. Viele mussten ins Krankenhaus. Eine Impfung soll nun helfen - doch es gibt noch Unklarheiten.
Der Start der RSV-Impfungen für Säuglinge in Thüringen verläuft aus Sicht der Kinder- und Jugendärzte holprig. Es scheine große regionale Unterschiede zu geben, wo Impfstoff geliefert werden könne und wo nicht, sagte der Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte in Thüringen, Dirk Rühling.
In Weimar, wo er praktiziert, sei etwa kein Impfstoff zu bekommen und es gebe auch kein Datum dafür. "Die besorgten Eltern rennen uns die Praxis ein und wir können nichts machen, außer sie zu vertrösten."
Keine Probleme am Uniklinikum Jena
Am Uniklinikum Jena hingegen laufen die Impfungen mit dem Antikörper Nirsevimab bereits, wie eine Sprecherin mitteilte. Von Versorgungsproblemen sei nichts bekannt. Das Thüringer Gesundheitsministerium hat nach eigenen Angaben noch keine Erkenntnisse darüber, wie die Impfungen in Thüringen anliefen und wie viel Impfstoff verfügbar ist. Schon Ende September habe das Bundesgesundheitsministerium aber einen Versorgungsmangel bekanntgegeben.
Eine Infektion mit dem Respiratorischen Synzytial-Virus (RSV) ist bei Babys eine häufige Ursache von Erkrankungen der unteren Atemwege. In Thüringen mussten von Oktober 2023 bis Juni 2024 nach Angaben des Gesundheitsministeriums 415 infizierte Kinder im Krankenhaus behandelt werden, fast die Hälfte davon war jünger als ein Jahr. Der Impfstoff soll nun Kindern unabhängig von Risikofaktoren verabreicht werden und gegen schwere Verläufe schützen. Die Kosten für den Piks soll die Krankenkasse übernehmen.
Verwirrung bei Geburtsdaten
Kinderarzt Rühling weist darauf hin, dass aktuell nur Kinder einen Anspruch auf eine Impfung haben, die ab dem 1. April 2024 geboren sind. Hier gebe es viel Verwirrung, weil Eltern die Annahme hätten, dass Kinder unter einem Jahr generell die Impfung erstattet bekommen. Es gehe aber um die erste RSV-Saison, und die sei von Oktober bis März festgelegt worden. Sprich: Kinder, die vor dem 31. März 2024 geboren wurden, hätten sich in dieser Logik bereits mit RSV anstecken können und haben somit keinen Anspruch.
Das sei aber nur im ersten Jahr so kompliziert, so Rühling. Künftig sollen Babys, die zwischen Oktober und März auf die Welt kommen, rasch nach der Geburt die Spritze in den Oberschenkel erhalten. Kinder, die zwischen April und September geboren werden, sollen Nirsevimab möglichst vor Beginn ihrer ersten RSV-Saison bekommen.