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Ноябрь
2024

Meinung: Wer Dubai-Schokolade kauft, ist ein Konsumopfer

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Sie ist in aller Munde. Doch jenen, die sich dem Hype um die Dubai-Schokolade bis jetzt entziehen konnten, rät unser Autor: Finger weg!

Haben Sie sie schon probiert? Diese Schokolade mit der grünen Füllung, von der alle sprechen. Die Dubai-Schokolade? Nein? Gut so! Denn wer knapp 15 Euro für 150 Gramm davon zahlt, ist ein Konsumopfer – und nützlicher Idiot einer Autokratie.

Für diesen Preis bietet der Schokoladenhersteller Lindt seit Kurzem Dubai-Schokolade an. Ein Kilo kostet mit knapp 100 Euro so viel wie Gourmetfleisch – und das ist nicht zu rechtfertigen.

Warten auf Schoko: Schlange vor dem Hamburger Lindt-Shop Mitte November
© Imago

Vor den Lindt-Shops in deutschen Innenstädten standen die Kunden trotzdem Schlange. Warum aber reihen sich die Menschen vor den Läden auf, als gäbe es etwas umsonst? Sie sind auf einen der ältesten Marketingtricks der Welt hereingefallen: künstliche Verknappung.

Dabei limitiert ein Hersteller die verfügbare Menge eines Produktes, um dessen Exklusivität zu erhöhen. Lindt zum Beispiel sagt, man verkaufe nur 100 Tafeln pro Tag und Shop. Verbraucher springen darauf an: Was knapp und dazu noch teuer ist, muss hochwertig und begehrenswert sein.

Der dümmste Hype, seit es Schokolade gibt

Die Massenhysterie um die Dubai-Schokolade begann im Dezember 2023. Auf Tiktok verkostete die Influencerin Maria Vehera damals eine Schokoladentafel der Firma "Fix Dessert Chocolatier" aus Dubai, gefüllt mit Pistaziencreme und der arabischen Süßspeise Knafeh.

Daran angelehnt heißt das Produkt "Can’t Get Knafeh of it", ein Wortspiel, das auf Deutsch in etwa "Davon kann ich nicht genug kriegen" bedeutet. Den Namen "Dubai-Schokolade" bekommt sie erst durch Social Media, wo ein Hype um die Süßware entsteht.

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Nun hat die Faszination für das falsche Luxusgut Deutschland erreicht. Unternehmen wie Lindt wollen den Hype für sich nutzen. Sie kopieren das Rezept und produzieren die beliebte Schokolade selbst. Und auch hierzulande verhalten sich die Abnehmer wie erhofft: Sie rennen Lindt und Co. die Türen ein, kaufen sogar Billig-Versionen der Schokolade im Dutzend beim Discounter. Hauptsache, es steht "Dubai" drauf. Eines der sieben Emirate der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE), ein Staat, der laut dem Human Freedom Index von 2021 den 152. von 165. Plätzen in der Kategorie "Persönliche Freiheit" belegt.

Dubai-Schokolade verbessert das Image einer Autokratie

Wer Dubai-Schokolade kauft, ist also nicht nur ein Konsumopfer. Er oder sie feiert auch ein Produkt ab, das damit beworben wird, aus einer der schlimmsten Autokratien der Welt zu kommen. Wo die Todesstrafe für männliche Homosexualität im Gesetz steht, wo Arbeitsmigranten laut Human Rights Watch erniedrigt, eingesperrt und körperlich misshandelt werden, wo es Männern gesetzlich erlaubt ist, ihre Frauen durch körperliche Gewalt zu kontrollieren.

Klar: Es steht nur "Dubai" drauf auf der Verpackung. Wer zum Beispiel das Produkt von Lindt kauft, unterstützt die VAE nicht finanziell. Aber: Muhammad bin Raschid Al Maktum, Herrscher des Emirats Dubai, dürfte sich freuen, dass sein Fürstentum in aller Munde ist. Das Image der VAE strategisch aufzubessern, ist Staatsräson. "Fix Dessert Chocolatier" will außerdem bald eine exklusive Sorte in Kooperation mit der Herrscherfamilie Maktum entwickeln.

Und: Bei Rewe gibt es tatsächlich eine Dubai-Schokolade, die in den Vereinigten Arabischen Emiraten hergestellt wird. Die 200-Gramm-Tafel der Marke Orient Delight, die wenigstens örtlich nah dran ist am Original, kostet 8,99 Euro. Hier gilt also gleich doppelt: Finger weg!




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