In einer Woche will Donald Trump ins Weiße Haus einziehen. Jetzt eskaliert der Konflikt zwischen seinen wichtigsten Unterstützern. Bislang schien es gut zu laufen für Elon Musk . Seit der Wahl von Donald Trump im November ist der Multimilliardär so präsent wie nie, schaltet sich in die US-Politik ein, wie es ihm gefällt und treibt auch in Europa die demokratischen Parteien vor sich her. Doch neuerdings schlägt dem amerikanischen Technikunternehmer mit südafrikanischen Wurzeln heftiger Widerstand entgegen. Und das ausgerechnet von einem anderen engen Verbündeten des künftigen US-Präsidenten: Steve Bannon. Der extrem rechte Einpeitscher und Trump-Unterstützer der ersten Stunde schießt schon seit Weihnachten gegen Musk, der seinen Einfluss auf Trump vor allem seiner Investition von 250 Millionen US-Dollar in dessen Wiederwahl zu verdanken hat. Bannons Wut auf Musk entzündete sich an dessen Lob für sogenannte H-1B-Visa, die es Ausländern mit "speziellen Fähigkeiten" erleichtern, in die USA einzuwandern. Der Südafrikaner Musk hatte selbst einst von einem solchen Sondervisum profitiert. Jetzt hat Bannon in dem Streit nachgelegt – mit einer regelrechten Kriegserklärung an Musk. Bannon will Musk aus dem Weißen Haus fernhalten "Er ist ein wirklich böser Mensch. Ihn aufzuhalten, ist für mich zu einer persönlichen Angelegenheit geworden", sagte Bannon der italienischen Zeitung "Corriere della Sera" über seinen neuen Erzfeind. "Da er früher so viel Geld investiert hatte, war ich bereit, es zu tolerieren. Das ist jetzt vorbei." Er werde verhindern, dass Musk einen "blauen Pass" mit vollem Zugang zum Weißen Haus erhalte, behauptet Bannon nun eine Woche vor der Amtseinführung Trumps. Ob Bannons Einfluss so weit reicht, bleibt abzuwarten. Doch seine Äußerungen scheinen ein weitverbreitetes Gefühl an Trumps Wählerbasis zu treffen. Während Musk und andere Tech-Unternehmer das H-1B-Visum als Voraussetzung für den technischen Vorsprung der USA feiern, gilt es vielen Trump-Anhängern als Verrat an Trumps "America First"-Agenda. Auf diesen Interessenkonflikt zwischen Trumps Geldgebern und seinen Wählern zielt Bannon nun offenbar ab, wenn er sagt: "Das Problem ist, dass die Techno-Feudalherren die H-1B-Visa zu ihrem Vorteil nutzen und die Menschen wütend sind." 76 Prozent der Ingenieure im Silicon Valley seien keine Amerikaner, so Bannon, der auch Musks persönliche Motive infrage stellt. Kampf um die "MAGA"-Bewegung Bannon behauptet, die Anhäufung von Reichtum und Macht sei das einzige Ziel von Musk und seinesgleichen: "Er wird alles tun, um sicherzustellen, dass jedes seiner Unternehmen geschützt ist, ein besseres Geschäft bekommt oder mehr Geld verdient." Er rät Musk, "zurück nach Südafrika" zu gehen und fragt, warum weiße Südafrikaner, "die rassistischsten Menschen" überhaupt, sich zu Angelegenheiten der USA äußerten. Mit dem Verweis auf Südafrika zielt Bannon nicht nur auf Musk, sondern auch auf die Tech-Unternehmer Peter Thiel und David Sacks. Sie wuchsen ebenfalls in Südafrika zu Zeiten der Apartheid auf, vertreten ähnliche Ansichten wie Musk und nehmen ebenfalls großen Einfluss auf die US-Politik. Die große Frage ist, welche der Fraktionen um Trump sich schließlich durchsetzen wird. Der Politikwissenschaftler Flavio Hickel sagt dazu: "Ich glaube, der Schlagabtausch zwischen dem traditionellen 'MAGA' und dem Big-Tech-'MAGA' ist der Auftakt zu einem lang anhaltenden Kampf um die Zukunft der Bewegung." Die Abkürzung "MAGA" steht für "Make America Great Again". Für Trump ging Bannon sogar ins Gefängnis Unter Trumps Wählern dürfte Steve Bannon jedenfalls deutlich mehr Ansehen genießen als Elon Musk. Mit seiner Webseite "Breitbart" trommelt Bannon schon seit Jahren für Trump. Zu Beginn von dessen ersten Amtszeit erhielt Bannon den Fantasietitel des "Chefstrategen" und ging im Weißen Haus ein und aus. Doch bald wurden Bannons Äußerungen selbst für Trump zu radikal, 2017 musste er das Weiße Haus verlassen. Dennoch blieb er stets loyal zu Trump, rief seine Anhänger vor dem 6. Januar 2021 zum Marsch auf das Kapitol auf. Weil er sich weigerte, einer Vorladung zum parlamentarischen Untersuchungsausschuss zum 6. Januar zu folgen, begab sich Bannon voriges Jahr sogar zeitweilig in Haft – aus Sicht von Trump-Fans hatte Bannon damit den ultimativen Loyalitätsbeweis erbracht. Einige Beobachter rechnen damit, dass der von Trump zum Sonderberater ernannte Musk am Ende den Kürzeren ziehen wird. Denn Trump wisse sehr wohl, dass er seine Macht hauptsächlich der Unterstützung aus der Arbeiterklasse zu verdanken habe. Andere glauben, dass das verlockende Geld aus dem Silicon Valley die Bewegung "MAGA" dauerhaft verändert haben könnte, und dass Trump seine Basis in die Mitte führen wird, anstatt sich von ihr nach rechts ziehen zu lassen.