Turnen: Ex-Bundestrainerin lässt nach Skandal Amt ruhen
Seit einigen Wochen erlebt der deutsche Turnsport schockierende Enthüllungen. Bisher blieb es aber von Verbandsseite aus ruhig. Das hat nun ein Ende. Der Missbrauchsskandal im deutschen Turnen zieht erste Konsequenzen auf Führungsebene nach sich. Ulla Koch, Vizepräsidentin des Deutschen Turner-Bundes (DTB) und ehemalige Bundestrainerin, lässt ihr Amt vorübergehend ruhen. Dies sei eine persönliche Entscheidung Kochs, wie der Verband am Freitag bekanntgab. Der Schritt diene "einem optimalen Aufarbeitungsprozess" und gelte für die Dauer der Untersuchungen. Koch ist seit über drei Jahren in ihrer Position tätig. Jetzt kommt alles raus : Das steckt hinter dem Turnskandal Der DTB hob die Verdienste der 69-Jährigen für das deutsche Turnen hervor. Koch habe sich während ihrer Trainerzeit regelmäßig kritisch hinterfragt und sei im Präsidium aktiv an der Initiative "Leistung mit Respekt" beteiligt gewesen. Schwere Vorwürfe gegen Stuttgarter Bundesstützpunkt Zuletzt hatten mehrere ehemalige Spitzenturnerinnen gravierende Missstände am Bundesstützpunkt in Stuttgart öffentlich gemacht. Sie warfen Verantwortlichen "systematischen körperlichen und mentalen Missbrauch" sowie schlechte Rahmenbedingungen vor. Der DTB und der Schwäbische Turnerbund (STB) kündigten eine umfassende Untersuchung an. Die ersten personellen Konsequenzen sind bereits erfolgt. Das bisher freigestellte Trainer-Duo am Stuttgarter Kunstturnforum wird nicht in den Trainingsbetrieb zurückkehren. Dies bestätigten Berichte der "Stuttgarter Nachrichten" und der "Stuttgarter Zeitung", die mit Informationen der Deutschen Presse-Agentur (dpa) übereinstimmen. Aufarbeitung schreitet voran Der DTB plant, in den kommenden Tagen weitere Details zur Untersuchungskommission bekanntzugeben. Diese soll die erhobenen Vorwürfe gründlich prüfen. Auch der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) sowie das Kultusministerium Baden-Württemberg hatten eine lückenlose Aufklärung gefordert. Die Anschuldigungen, die unter anderem von den ehemaligen Turnerinnen Tabea Alt und Michelle Timm gegen Jahresende publik gemacht wurden, haben eine intensive Debatte über die Zustände im deutschen Turnen ausgelöst. Der Fall sorgt weiterhin für großes öffentliches Interesse.