Dschungelcamp, Tag10: Von Tomate bis Toilette – das Camp kocht über
Ohne Essen wird es schwierig, lautet eine alte Regel im Dschungelcamp. Dass es mit Essen noch schwieriger wird, ist neu – und zumindest für die Zuschauer sehr unterhaltsam.
Jeder Auszug verändert die Camp-Statik auf seine Weise, der eine mehr, die andere weniger. Eine Woche lang Stammplatz-Garantie, dann lichten sich die Reihen, das sind die Regeln. Von Jürgen Hingsen hätte man vielleicht gern noch etwas mehr über Salvator Dali, Pedro Picasso oder Ewald Munch erfahren. Am Ende machte er es wie 1988 in Seoul und kam als erster aus den Startblöcken.
Bei Yeliz Koç war das Pulver schneller verschossen als angenommen, ein paar Ochsenknecht-Petitessen, eine abgeschenkte Dschungelprüfung, eine durchgeschnittene Melone, das war es. Bereits im April steht sie im Aufgebot von "Prominent getrennt" und wohnt dann in der "Villa der Verflossenen", alles halb so wild. Stichwort Statik: Das Camp musste in seiner langen Geschichte zu einem so frühen Zeitpunkt schon größere Verluste wegstecken. Peter Bond. Sibylle Rauch. Und eine von den Jacob Sisters.
Hawaiihemd IV Jan Köppen 09.21Weitaus größere Konsequenzen hätte es wohl gehabt, wäre am Vorabend die Entscheidung mit dem "Vielleicht" anders ausgefallen, als sie es schlussendlich tat.
Tomaten lösen Streit im Dschungelcamp aus
Aber der Reihe nach:
Wer geglaubt hatte, dass sich in der Koch-Arena nach ein paar Tagen die Wogen glätten, der sah sich auf spektakuläre Weise getäuscht. Erst ließ Alessia Reis und Bohnen anbrennen – zum ersten Mal, Leute, ein bisschen Nachsicht! – und sorgte so für eine Art Vorkampf zum großen Fight am warmen Büfett. Der entbrannte schließlich an einer harmlosen Portion Tomaten, über deren Zubereitung sich Alessia – Serviervorschlag: Sauce – und Edith – Serviervorschlag: irgendwie anders – unterschiedlicher Meinung waren und sich mächtig beharkten.
Fotostrecke Dschungelcamp Tag 10 22:17
"You Say Tomädo, I say Tomato", das wussten schon Ella Fitzgerald und Louis Armstrong, hier gab es eine Neuauflage, nicht ganz so stimmungsvoll und auch längst nicht das Ende der Fahnenstange. Als Sam sich erdreistete anzuregen, vor der Essenszubereitung vielleicht mal die Hände zu waschen – keine ganz schlechte Idee angesichts der Camp-Hygiene – eskalierte das Ganze so vehement, als hätte man einige tourettöse Tonspuren übereinandergelegt.
Nina Bott wimmert auf der Pritsche
Sam gegen Edith, Edith gegen Sam, ein sich gegenseitig übertrumpfendes Getöse, bei dem die Fernsehnation wohl geschlossen – und nicht zum ersten Mal – zur Fernbedienung griff, um etwas leiser zu drehen. Die Möglichkeit hätte Nina Bott wohl auch gern gehabt, still vor sich hin wimmernd lag sie auf der Pritsche. Ihre inneren Stoßgebete konnte man förmlich fühlen: Bitte, bitte, bitte hört auf. Vielleicht ein Grund, warum sie am Ende …
… doch bis dahin gab es noch einiges mehr zu verdauen, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Pierre hatte es dem Vernehmen nach auf acht Tage ohne Abführen gebracht, auch bei Maurice war im Unterbodenbereich wohl einiges los. Die nachtwächlichen Lagerfeuerflüstereien interrumpierte er mit leisen Fürzen, im Schlaf abgefeuert, versteht sich. So richtig in Wallung geriet Maurice schließlich bei der Dschungelprüfung, in die er gewählte wurde. "Einkaufs-Strafe" lautete diese, in drei "Läden" galt es, die Sterne zwischen Schlangen, Krokodilen und Geschlotz herauszuprökeln, als "Stärkung" gab es zudem noch eine saftige Pita mit Beilagen.
Kritik Dschungelcamp 9 8.40Für Rezeptsammler hier mal die Zutaten zum Mitschreiben: Kakerlaken und Mehlwürmer, gefüllt mit Enten-Innereien, Haut vom Entenkopf, Kaviar aus Surströmming, tausendjähriges Ei, Kakerlaken und Mehlwürmer, dazu lecker Tsatsiki aus Stinktofu, Seetang und tausendjährigem Ei, mit Surströmming-Pommes. Zum Nachspülen wurde ein Erfrischungsdrink aus fermentierten Pflaumen, Nattō-Bohnen und Käsefrucht gereicht. Andere hätten wohl verweigert, gekleckert und gekotzt, Maurice jedoch zog gegen alle Prüfungs-, Kakerlaken- und Kobra-Ängste durch und holte sattmachende sieben Sterne.
Edith Stehfest oder Nina Bott?
Tja, und dann war da noch die Sache mit dem Rauswählen. Da erwischte es tatsächlich sowohl Nina als auch Edith mit einem "Vielleicht". Wer von beiden würde das Camp verlassen müssen, sollen, dürfen? Kurzzeitig geisterte die Vorstellung von einer Kochrunde ohne Edith durch die Köpfe. Für ihre Mitbewohner und Mitbewohnerinnen – allen voran der nervenflatternde Sam – womöglich lukullische Erlösung, aber für das Publikum zu Hause? Man will doch wissen, wie das weitergeht, ob da noch eine Steigerung zu erwarten ist und was passiert, wenn die Angebranntmauer vollends fällt. Er hätte Edith an einen Baumstamm fesseln wollen, damit Ruhe ist, so war es Sam entfahren. Dagegen wirkten Jörgs unglücklich getimeten Trump-Zitate wie harmloses Glückskeks-Material. Lilly Becker war es schließlich, die den Laden so gerade noch zusammenhielt: "Enough! Bitte, es ist immer noch Fernsehen!"
In der Tat, und das in seiner ausgesprochen kurzweiligsten Form. Edith durfte schließlich bleiben, Nina nahm den Rauswurf ausgesprochen erleichtert auf – das Ende eines actionreichen Tages. Haben wir etwas vergessen?
Alessias Tomatensauce war eine Wucht.
Maurice hat das Schwimmabzeichen "Seepferdchen".
Timur ist frisch rasiert.
Der Ranger musste kommen und eine riesige Spinne abholen.
Ach ja, und Pierre war endlich auf Klo.