Was tun gegen Kettenklappern und Zügerattern?: Mit 16 Tricks zum leisen Mountainbike
Nichts ist nerviger als ein lautes, klapperndes Mountainbike. Doch wie bekommt ihr euer Bike leise? In diesem Artikel haben wir 16 Tipps und Tricks zusammengestellt, mit denen ihr euer Bike schnell und zuverlässig ruhig stellen könnt.
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Ihr fahrt durch den Wald, die Insekten zirpen, die Vögel zwitschern und der Wind streicht sanft durch die Baumwipfel. Der Trail ist in bestem Zustand, die Sonne scheint und ihr habt heute keine weiteren Termine. Die einzigen Geräusche, die euch auf dem Weg ins Tal begleiten, sind der Fahrtwind und das Abrollen der Reifen auf dem frischen Boden. Besser geht’s nicht. Wie wir wissen, sieht so leider nicht jede Ausfahrt aus. Dabei können wir einige der Parameter selbst beeinflussen. Die einen etwas besser, andere vielleicht nicht ganz so gut.
Wofür man allerdings problemlos sorgen kann, ist, dass das eigene Mountainbike die Waldidylle nicht durch nerviges Klappern und Rattern durchbricht. Das freut nicht nur Wild und Wanderer, sondern hebt auch das Fahrerlebnis in ganz andere Sphären. Denn jeder weiß: Ein leises Bike ist ein schnelles Bike. Für mich gibt es wenig Schlimmeres, als mit Vollstoff durch ein Wurzelfeld zu hämmern, während mein Mountainbike unter mir herzzerreißende Geräusche von sich gibt. Wenn die Geräuschkulisse beim Fahren impliziert, dass ich gerade ein bis zwei Komponenten auf dem Trail verloren habe, dann sorgt das nicht gerade für eine gute Stimmung. Das Ohr fährt halt einfach mit. Ein richtig gutes Mountainbike, das beim Fahren klappert wie ein Lämmerschwanz ist für mich vergleichbar mit einer Mahlzeit, die zwar sehr lecker schmeckt, aber stinkt.
Doch wie genau sorgt man dafür, dass das eigene Mountainbike leise unterwegs ist. Wenn ihr dem nervigen Klappern endlich den Kampf ansagen wollt, seid ihr hier genau richtig. Ich habe 16 Tipps und Tricks zusammengestellt, die euer Bike schnell und zuverlässig ruhig stellen.
Video: Mit 16 Tricks zum leisen Mountainbike
Putzt euer Fahrrad
Der erste Punkt ist ganz einfach: Putzt euer Fahrrad! Und zwar regelmäßig, nicht nur einmal im Monat und auf keinen Fall mit einem Hochdruckreiniger. Nur ein sauberes Fahrrad kann leise sein, Dreck in jedweder Form ist euer Feind. Für mich hat sich folgender Workflow als Preis-Leistungs-Sieger herauskristallisiert. Abspritzen mit dem Wasserschlauch, besprühen und Bürsten mit einem Reiniger euerer Wahl, und erneut abspritzen. Dadurch erzielt man ein ausgezeichnetes Ergebnis, ohne stundenlang mit der Zahnbürste herumhantieren zu müssen.
Schmiert euren Antrieb
Ebenso essenziell ist es, den Antrieb zu schmieren. Nur eine gut geölte oder gewachste Kette verwandelt eure Kraft leise in Vortrieb. Dabei ganz wichtig: übertreibt es nicht! Gerade wenn ihr auf Öl setzt, solltet ihr die Kette vor eurem nächsten Ride noch mal durch einen Lappen ziehen und so überschüssiges Öl entfernen. Dies bindet sonst Dreck in eurem Antrieb. Die schwarzen Bröckchen sehen nicht nur doof aus, sondern mindern mit der Zeit auch den Wirkungsgrad des Antriebs sowie die Schaltperformance und können Geräusche verursachen.
Haltet euer Mountainbike in Schuss
Auch dieser Punkt ist genauso offensichtlich wie wichtig. Stellt sicher, dass alle Schrauben an euerem Bike fest mit dem richtigen Drehmoment angezogen sind. Lose Verbindungen sorgen nicht nur für unschöne Geräusche, sondern können auch schnell zu irreparablen Schäden an eurem Fahrrad führen. Neben lockeren Hinterbauschrauben sorgen übrigens oft lose Schaltwerke oder Kassetten für eine unerwünschte musikalische Untermalung eurer Ausfahrt. Zudem solltet ihr sicherstellen, dass die Lager eueres Hinterbaus, des Tretlagers und des Steuersatzes noch geschmeidig laufen und mit ausreichend Fett versorgt sind. Auch die anderen Stellen eures Bikes, die Schmiermittel benötigen, sollten mit diesem versehen sein. Genaue Infos dazu und auch zu den entsprechenden Drehmomenten findet ihr in der Regel im Benutzerhandbuch eures Bikes oder auf der Herstellerwebsite.
Wenn euch hierfür das nötige Wissen und die handwerkliche Befähigung fehlt, oder es euch einfach an Erfahrung mangelt, fragt einen Freund oder wendet euch an den Radladen eures Vertrauens. Habt ihr alles überprüft und geserviced und werdet trotzdem von nervigem Knacken geplagt, so kann dies viele Ursachen haben. Auf diese wollen wir in diesem Artikel allerdings nicht eingehen. Stattdessen werden wir zeitnah einen separaten Troubleshooting-Artikel für diese Probleme veröffentlichen.
Antriebs-Verschleiß und Kettenlänge
Mit der Zeit und fortschreitendem Kilometer-Zähler nutzen sich die Zähne an Schaltwerk und Kassette ab und die Kette längt sich. Im schlimmsten Fall führt dies zum Durchrutschen der Kette auf den Ritzeln. Allerdings sorgt der Verschleiß schon deutlich früher dafür, dass die Kette stärker klappert als im Neuzustand. Kontrolliert also regelmäßig euren Antrieb auf Verschleiß. Hierfür gibt es spezielle Kettenleeren, die die Längung der Kette messen und eine Verschleißgrenze angeben.
Manchmal kommt es allerdings auch vor, dass die Kette bereits im Neuzustand zu lang ist, was sich ebenfalls durch vermehrtes Klappern bemerkbar macht. Überprüft also, ob eure Kette die richtige Anzahl an Gliedern hat. Hierfür geben die Kettenhersteller passende Richtlinien an. Aber aufgepasst: Eine zu kurze Kette kann schnell zu Schäden an eurem Bike führen.
Kettenlänge & Umschlingung
Überprüft eure Kettenlänge. Zu lange Ketten neigen schnell zum Klappern. Allerdings müsst ihr hier aufpassen, da ihr mit zu kurzen Ketten schnell euren Antrieb und gegebenenfalls auch euer Hinterrad zerstören könnt. Haltet euch dementsprechend einfach an die Herstellerangabe. Ebenfalls einen großen Einfluss auf das Kettenklappern hat die Umschlingung des Schaltwerks. Auch hier solltet ihr sicherstellen, dass diese den Anleitungen entsprechend eingestellt ist.
Die Reibungskupplung am Schaltwerks einstellen
Moderne Mountainbike-Schaltwerke verfügen über eine Reibungskupplung, die die Rotation des Schaltwerkskäfigs erschwert. Dies reduziert das Schlagen der Kette erheblich. Bei einigen Herstellern wie zum Beispiel bei Shimano oder TRP lässt sich die Stärke dieser Reibungskupplung extern mit einem Inbus einstellen. Wenn ihr also das Gefühl habt, euer Schaltwerkskäfig bewegt sich zu leichtgängig, dann kann es sein, dass ihr die Reibungskupplung nachstellen müsst. Dies ist im Prinzip ziemlich einfach, allerdings solltet ihr euch langsam an die optimale Einstellung herantasten. Zu viel Reibung wirkt sich nämlich negativ auf die Schaltperformance aus.
In diesem Zuge ein weiterer Hinweis: Oft lässt sich die Reibungskupplung dann auch mittels eines Hebels komplett ausschalten, um den Ausbau des Hinterrads zu erleichtern. Stellt also auf jeden Fall sicher, dass die Reibungskupplung an ist, wenn ihr euch auf die Trails begebt. Sonst wird es laut.
Dämpfendes Tape – Ruhe & Schutz für die Kettenstrebe
Egal, wie fest ihr eure Reibungskupplung eingestellt habt. Wenn es auf dem Trail ordentlich zur Sache geht, schlägt die Kette zwangsläufig früher oder später auf der Ketten- und/oder Sitzstrebe eures Hinterbaus an. Glücklicherweise setzten mittlerweile fast alle Hersteller umfangreiche Protektoren für die betroffenen Areale ein. Gerade an günstigen Bikes und Hardtails wird hier allerdings oft gespart. Außerdem ist der Strebenschutz der Hersteller nicht immer geräuschdämmend, sondern kann auch mal aus festem Plastik bestehen. In diesen Fällen ist es mehr als sinnvoll, selbst noch mal Hand anzulegen. Dafür bietet die Industrie mittlerweile vielfältige Varianten an.
Vom kompletten selbstklebenden Kettenstrebenschutz wie dem STFU Stay Guard, über Lösungen wie dem mit Luftblasen versehenen VHS-Tape bis hin zum allseits bekannten Marsh Guard Slapper Tape gibt es hier einige Optionen. Gerade letzteres ist universell einsetzbar, lässt sich hervorragend formen und eignet sich auch perfekt für kleine Areale, die vom Serienschutz nicht ganz so gut abgedeckt werden. Für mich ein absolutes Must-have in der Werkstatt.
STFU
Das Akronym STFU steht für Shut The Fuck UP und genau das soll der Kunststoffring mit eurem Bike machen. Die genauso smarte wie simple Idee dahinter ist, den Bewegungsspielraum der Kette deutlich zu limitieren und so zu verhindern, dass die Kette überhaupt an die Ketten- oder Sitzstrebe anschlagen kann. Dafür werden die Kunststoff-Loops einfach mittels Kabelbindern an den Kettenstreben befestigt und sorgen dann für Ruhe im Karton. Damit die Ketten an den Ringen selbst nicht klappert, kommt hier besonders schalldämpfendes Gummi zum Einsatz. Über die Optik kann man sich streiten, die Funktion ist allerdings auf jeden Fall gegeben.
Ochain
Die vermutlich teuerste Lösung für Ruhe im Karton kommt aus Italien und hört auf den Namen Ochain. Ehrlicherweise ist es nicht das primäre Ziel des Ochain-Systems euere Bike leiser zu machen, aber es funktioniert. Eigentlich soll der Ochain Spider nämlich Pedalrückschlag reduzieren und so die Hinterbau-Performance eures Bikes verbessern. Erreicht wird dies über ein einstellbares Spiel am Kurbelarm, ähnlich dem Einrastwinkel des Freilaufs. Dies soll dafür sorgen, dass an euren Füßen kein Pedalrückschlag ankommt und beruhigt insgesamt die Kette, wodurch euer Bike leiser wird. Hier geht’s zu unserem Ochain Test.
Neben dem Ochain gibt es mittlerweile auch andere Lösungen mit dem gleichen Konzept wie zum Beispiel die e*thirteen Sidekick-Nabe oder der Rimpact Chain Damper.
Auch Bremsbeläge können klappern
Nicht nur die Kette und der Antrieb können einen mit nervigem Klappern belasten, auch Bremsbeläge sind oft Übeltäter. Besonders oft schuldig sind dabei die Varianten, die mit Kühlrippen daherkommen. Mein Tipp: Keine Bremsbeläge mit Kühlrippen kaufen. Abgesehen davon kann es helfen, die Bremsbelagfeder etwas weiter aufzudehnen, damit diese mehr Druck auf die Bremsbeläge ausübt und diese an Ort und Stelle bleiben. Ich würde davon abraten, das Klappern der Kühlrippen mit Tape oder ähnlichem zu unterbinden, da Bremsen im Fahrbetrieb mitunter recht heiß werden können und dies gegebenenfalls zu einer ordentlichen Sauerei führen kann.
Zugverlegung am Cockpit
Ein weiterer Faktor für ungewünschte Geräusche am Bike sind Brems- und Schaltzüge. Die einfachste, aber auch eine sehr kostspielige Lösung ist sicherlich, auf kabellose Varianten zu wechseln. Bei den Bremsen fällt diese Option natürlich sowieso weg. Aber auch wenn man den Zügen treu bleibt, kann man schnell Ruhe schaffen. Als Erstes gilt es darauf zu achten, dass die Leitungen auf die richtige Länge gekürzt sind. Sind die Leitungen zu lang, klappert es nämlich mit Ansage. Übertreiben sollte man es aber dennoch nicht. Durch zu kurze Leitungen kann es im Sturzfall, wenn der Lenker überdreht wird, nämlich schnell zu Beschädigungen kommen. An Downhill-Bikes mit Doppelbrückengabeln oder bei Steuersätzen mit integrierten Lenkanschlägen kann man in der Regel etwas stärker kürzen.
Haben die Leitungen die richtige Länge, gilt es, dem Kabelsalat am Cockpit Herr zu werden. Bündelt die Leitungen, die parallel verlaufen, mit dafür vorgesehenen Clips oder einfach Kabelbindern. Hier gilt es zu verhindern, dass die Leitungen bei Erschütterungen aneinander schlagen und so Krach verursachen.
Doch nicht nur am Cockpit, sondern auch im und am Rahmen können klappernde Züge einem den letzten Nerv rauben. Bei externer Leitungsverlegung achtet daher darauf, dass die Züge an allen dafür vorgesehenen Befestigungspunkten fixiert sind. Nutzt dafür auf jeden Fall Kabelbinder und zieht diese gut fest. Die manchmal für den gleichen Zweck verwendeten Clips mögen für den ein oder anderen zwar schicker aussehen, neigen aber zur Geräuschentwicklung. Achtet außerdem darauf, straff zu verlegen und keine unnötigen Schlaufen einzubauen. Überall kommt nur genau so viel Zug hin, wie benötigt wird.
Wenn euer Fahrrad mit intern verlegten Leitungen kommt, sieht die Sache etwas anders aus. Entweder sorgen im Inneren des Rahmens einlaminierte Röhrchen dafür, dass die Züge problemlos und absolut klapperfrei an ihren Bestimmungsorten ankommen, dann ist alles gut. Oder aber der Rahmen kommt ohne interne Führung daher. Dies erschwert nicht nur das Verlegen, sondern öffnet auch vielen potenziellen Geräuschquellen Tor und Tür. Um diese auszumerzen, gibt es allerdings auch ein paar einfache Kniffe. Der Erste und effektivste ist, die Züge einfach in einer Schaumstoffhülle einzubetten. Diese sind mittlerweile sogar speziell für die Anwendung am Bike erhältlich und sorgen zuverlässig für Ruhe in eurem Rahmen. Weiterhin ist es sinnvoll, die Züge an den Zugausgängen des Rahmens zu spannen. Wenn hier rahmenseitig keine Kabelbinder-Aufnahmen vorhanden sind, erledigt zum Beispiel das weiter oben bereits angesprochene Slapper Tape den Job ähnlich effektiv.
Ein kleiner Sonderfall, den ich bislang aber erst ein mal erleben musste, tritt auf, wenn die im Rahmen einlaminierten Führungsröhrchen einen zu großen Durchmesser haben. Dann können die Leitungen darin klappern. Hier hilft es, die Züge einfach in regelmäßigen Abständen mit etwas Isolierband zu umwickeln, um so den Durchmesser zu erhöhen und das Klappern abzustellen.
Ordnung im Kofferraum
Viele Mountainbikes jüngeren Baujahrs kommen mit einem Kofferraum. Das ist super praktisch, weil man verschiedenste Dinge einfach bequem im Bike verstauen kann. Allerdings sollte man dabei nicht allzu unbedacht vorgehen, sondern stets gut geordnet packen und die Rahmentaschen der Hersteller nutzen. Sonst fliegen die eingepackten Müsliriegel bei der ersten Bodenwelle wild in eurem Unterrohr herum und sorgen für Krach.
Welche Tricks und Tipps nutzt du, um dein Bike so leise wie möglich zu machen?