Lizenz zum Massenprodukt?: Wie geht es jetzt mit James Bond weiter?
Nach der Übernahme von Amazon fürchten Fans, dass James Bond durch Spin-offs, Remakes und Prequels verwässert wird.
Amazon hat sich die kreative Kontrolle über James Bond gesichert, die langjährigen Produzenten Barbara Broccoli (64) und Michael G. Wilson (83) haben sich zurückgezogen. Diese Nachricht, die das Branchenmagazin "Variety" am Donnerstag verbreitete, schlug bei 007-Fans ein wie die Bombe, die Daniel Craigs (56) 007 am Ende von "Keine Zeit zu sterben" (2021) tötete.
Die bange Frage lautet: Was wird Amazon aus der altehrwürdigen Filmreihe machen, einem der letzten "Franchises" in Familienbesitz sozusagen? Seit 1962 leitete die Familie Broccoli die filmischen Geschicke des Agenten mit der Lizenz zum Töten.
Bestimmen nun User-Daten über James Bonds Zukunft?
Amazon-Gründer Jeff Bezos (61) gab via Instagram einen Vorgeschmack darauf, was die Zukunft bieten könnte. Er fragte seine Follower, welchen Schauspieler sie sich als nächsten James Bond wünschen würden. Wird die ikonische Filmreihe künftig von User-Daten und Algorithmen bestimmt - nach dem Prinzip "Kunden, die X gekauft haben, mögen auch Y"? Eine besorgte X-Userin warnt: "Es wird Filme und Serien geben, die von unverständlichen Algorithmen konstruiert werden." Sie bezeichnete Bezos sogar als "Bond-Schurken".
Die meisten Bezos-Fans votieren für Henry Cavill (41) als nächste Doppelnull. In die Kommentarspalte mischt sich unter die Vorschläge aber auch grundsätzliche Kritik. "Bitte ruiniert dieses Franchise nicht", fleht ein Nutzer. "Bitte versaut es nicht wie bei LOTR", kommentiert ein weiterer.
Vergleiche mit "Herr der Ringe"-Serie
Der LOTR-Verweis spielt auf die Serie "Der Herr der Ringe: Die Ringe der Macht" an, die seit 2022 bei Amazon Prime läuft. Sie kam bei vielen Fans der Romanvorlage und den Kinofilmen überhaupt nicht gut an. Ein Hauptgrund für die Kritik vieler "Herr der Ringe"-Fans ist, dass "Die Ringe der Macht" zu "woke" sei, allzu durchsichtig auf Diversität getrimmt.
Ähnliche Befürchtungen gibt es nun auch bei James Bond, insbesondere aus bestimmten politischen Lagern. Seit der Ankündigung des Amazon-Deals fluten Trolle die sozialen Medien mit Bildern von Frauen, Schwarzen oder Transpersonen unter der Caption "Der nächste James Bond", um ihre Ablehnung auszudrücken.
"Bitte, Amazon, gib uns keine animierte Kurzserie über Blofelds Katze"
Die größte Angst der meisten Beobachter ist jedoch, dass Amazon die Marke 007 aufweichen könnte, indem der Konzern seine Plattform mit etlichen Ablegern, Prequels und Remakes überschwemmen könnte.
"Bitte, Amazon, gib uns keine animierte Kurzserie über Blofelds Katze oder eine Comedyserie über Q, der seinen Weg nach oben macht", schreibt der britische Journalist Nick Staniforth bei "Slashfilm".
Ein User vergleicht auf X das drohende Szenario von Bond bei Amazon mit dem Schicksal, das "Star Wars" nach der Übernahme durch Disney erlitten habe. "'Star Wars' war einmal ein Ereignis, und Disney hat es zu einem Massenprodukt gemacht und ihm fast alles genommen, was es zu etwas Besonderem gemacht hat", fasst er zusammen. "Amazon wird dasselbe mit James Bond tun. Was einst ein langjähriges Kino-Film-Franchise war, wird nun entblößt und kommerzialisiert", schiebt er hinterher.
Ganz aus der Luft gegriffen ist die Angst nicht. 2024 berichtete das "Wall Street Journal" über Unstimmigkeiten zwischen Barbara Broccoli und Amazon. Der Handelsgigant hatte sich schon 2021 ins Bond-Universum eingekauft, indem er das Studio MGM übernahm.
Broccoli soll verärgert darüber gewesen sein, dass Amazon James Bond als "Content" bezeichnet haben soll, als einen Inhalt unter vielen. Die langjährige Hüterin von 007 und dem Lebenswerk ihres Vaters Albert R. Broccoli (1090-1996), der 1962 die Kinoreihe mitbegründete, soll die Konzernvertreter als "verdammte Idioten" bezeichnet haben.
Was Barbara Broccoli und ihren Halbbruder Michael G. Wilson jetzt dazu bewogen hat, die kreative Kontrolle abzugeben, ist nicht bekannt. Noch 2021 hatten die Geschwister nach dem Einstieg von Amazon versprochen, dass James Bond der großen Leinwand erhalten bleiben wird. Ob sich Jeff Bezos aber daran gebunden fühlt, steht auf einem anderen Blatt.