Europa muss sein Atomwaffenarsenal vergrößern, fordert Wissenschaftler Maximilian Terhalle. Emmanuel Macron macht dazu ein Angebot. Ein deutscher Wissenschaftler sieht die Notwendigkeit von mehr als 1.000 weiteren Atomwaffen in Europa, um mit dem russischen Arsenal mithalten zu können. Maximilian Terhalle, Gastwissenschaftler an der Hoover Institution der Stanford University, sagte dem britischen "Telegraph", Putin verfüge über mindestens 1.550 nukleare Langstreckenraketen, während Europa nur über einige hundert verfüge. "Trump hat aus einem Feind, Russland , einen Freund gemacht, und das ist sehr besorgniserregend. Für den Fall, dass sich Amerika ganz aus Europa zurückzieht (was noch nicht der Fall ist), müssen wir uns fragen, wie wir das kompensieren werden, denn Russlands imperialer Ehrgeiz ist keineswegs geringer geworden", sagte Maximilian Terhalle. Nur 450 europäische Atomraketen Der Wissenschaftler, der auch in Hamburg an der Führungsakademie der Bundeswehr lehrt, fordert, dass Europa mit Russland gleichzieht. Nur so könne eine Abschreckung Putins funktionieren. Frankreich und Großbritannien hätten etwa 450 Langstreckenraketen mit strategischen Nuklearsprengköpfen – also solchen, die einen Krieg schnell entscheiden können. Hinzu kämen etwa 200 kleinere, taktische Atomwaffen. Die USA sollen über etwa 5.000 Raketen verfügen. Derzeit wird Deutschland durch Atomwaffen geschützt, die von den USA stationiert wurden. Doch seit Trumps Amtsübernahme ist fraglich, wie lange dieser Schutzschirm bestehen bleibt. Aus Republikaner-Kreisen kommen immer wieder Rufe nach einen Austritt der USA aus der Nato . Der "Telegraph" hatte vor wenigen Tagen berichtet, dass Frankreich mit Atomwaffen besetzte Kampfjets nach Deutschland schicken wolle . Aus dem Élysée-Palast hieß es lediglich, die Atomwaffenstrategie habe sich nicht geändert. Macron fordert strategischen Dialog Allerdings gibt es Bewegung bei der Frage nach europäischer Aufrüstung. Der französische Präsident Emmanuel Macron hat einen "strategischen Dialog" mit den europäischen Partnern vorgeschlagen, die nicht über Atomwaffen verfügen. "Wir haben einen Schutzschild, sie nicht", sagte Macron am Samstag der Zeitung "Le Parisien". Unter dem Eindruck der Hinwendung der US-Regierung zu Moskau fügte er hinzu: "Und sie können nicht länger von der nuklearen Abschreckung der USA abhängen." "Wir brauchen einen strategischen Dialog mit denen", die keine Atomwaffen hätten, sagte Macron. Dies würde auch Frankreich "stärker machen". Der Zeitung "Journal du Dimanche" sagte Macron, es würde zwischen fünf und zehn Jahren dauern, eine von der Nato unabhängige europäische Verteidigung aufzubauen. Sicherheitsforscher Terhalle hat schon früher dafür plädiert, dass Berlin sich mit den EU-Verbündeten zusammentun sollte, um 1.550 US-Sprengköpfe für eine von Europa geführte nukleare Abschreckung zu kaufen oder zu leasen. Der voraussichtlich neue Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte vor der Bundestagswahl Frankreich und Großbritannien aufgerufen, ihren nuklearen Schutzschirm auf Europa auszuweiten. Ziel sei es, sich von den USA unter Trump unabhängiger zu machen. Schon unter der Merkel-Regierung hatte es ein Angebot des damaligen französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy gegeben, den Atomschirm auszuweiten. Das lehnte Merkel aber damals ab.