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Märchen und Mangosaft: Beeskows neue Burgschreiberin will Geist des Ortes "packen"

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Was passiert, wenn eine preisgekrönte Autorin fünf Monate in einer Burg lebt? Luo Lingyuan sucht in Beeskow nach unsichtbaren Schätzen – und schreibt Märchen zwischen Geschichte und Gegenwart.

Luo Lingyuan wird 2026 neue Burgschreiberin zu Beeskow. Die 1963 in China geborene Schriftstellerin wird ab Januar fünf Monate auf der Burg leben. Für diese Zeit erhält sie ein Stipendium von 5.000 Euro sowie freien Wohn- und Arbeitsraum. Besonders ein Genre steht für sie im Mittelpunkt: Märchen, die sie als kreative und befreiende Form nutzen möchte, um sich von der Burg und der Umgebung inspirieren zu lassen. In einem Café in Berlin, ihrem derzeitigen Wohnort, erzählt sie bei einem Mangosaft, wie sie auf die bevorstehende Zeit in Beeskow schaut. 

Was reizt Sie an der Burg Beeskow?

"Burgen faszinieren mich schon immer. Als ich Freunden von meinem baldigen Wohnort erzählt habe, haben sie mich scherzhaft Burgfräulein genannt. Die Burg Beeskow zieht mich auch schon sehr lange an. In ihrem Bau steckt sehr viel Kraft, sehr viel Reichtum. Deshalb wollten viele Menschen sie besitzen, und deshalb gab es immer wieder Besitzerwechsel. Mit jedem neuen Besitzer hat sich das Leben in der Burg verändert, und ich denke, da steckt auch sehr viel Drama drin. Diese Geschichte interessiert mich sehr."

Was haben Sie während Ihrer Zeit als Burgschreiberin vor?

"Ich habe mir vorgenommen, zwei Märchen zu schreiben. Eines möchte ich über die Burg schreiben oder mich von ihr inspirieren lassen. Außerdem interessiert mich der Schriftsteller Günter de Bruyn sehr, der auch in Beeskow gelebt hat. Ich finde es sehr faszinierend, dass er sich hier im Wald zurückgezogen hat, um zu schreiben, und dass er dort ganz allein gelebt hat. Darüber möchte ich ebenfalls ein Märchen schreiben.

Märchen sind für mich ein sehr wichtiges Genre. Manchmal haben sie auch etwas mit Eskapismus zu tun. Man braucht diese Gedankensprünge, um ein bisschen Abstand zu bekommen. Märchen erlauben Zauberkraft, sie erlauben, plötzlich woanders zu sein. Wenn eine Handlung realistisch nicht weitergeht, kann man die Figuren schnell in eine andere Welt versetzen. Das empfinde ich als sehr befreiend."

Wie nähern Sie sich einem Ort, um ihn zu Literatur zu machen?

"Für mich ist die größte Herausforderung immer, den Geist eines Ortes zu finden und zu packen. Das gelingt nicht immer in kurzer Zeit. Ich bin keine Forscherin, sondern Erzählerin. Ich brauche Rohstoff: Orte, Menschen, Ereignisse. Ich gehe gern auf Leute zu, höre zu, und viele erzählen mir ihre Geschichten.

Dabei spielt auch mein chinesischer Blick eine Rolle. In der chinesischen Philosophie ist Harmonie zwischen Mensch und Natur ein wichtiger Begriff. Ich sehe hier Parallelen, zum Beispiel bei Günter de Bruyn, der sehr zurückgezogen im Wald gelebt hat und dort eine besondere Beziehung zur Natur hatte. Solche Zusammenhänge interessieren mich sehr.

Als Burgschreiberin ist man gleichzeitig Teil des Ortes und doch Gast. Ich sehe mich nicht als Störfaktor, sondern als Beobachterin – mehr noch als Entdeckerin und Lernende. Die Burg ist für mich eine Schatzinsel, aber die Schätze sind nicht sofort sichtbar. Man muss versuchen, sie zu finden."

Werke und Auszeichnungen

Luo lebt seit 1990 in Berlin und war bereits Stadtschreiberin in Erfurt und in Arosa in der Schweiz. Zu ihren Veröffentlichungen zählen unter anderem "Die Sterne von Shenzhen", "Nachtschwimmen im Rhein" und "Das fragile Glück der Harmonie". Für ihre Arbeit wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Förderpreis des Adelbert-von-Chamisso-Preises, dem Erfurter Stadtschreiber-Literaturpreis und dem Alfred-Döblin-Stipendium der Akademie der Künste Berlin.

Ihre Amtszeit beginnt am 10. Januar mit einer Antrittslesung im Konzertsaal der Burg Beeskow. Das Amt der Burgschreiberin wird seit 1993 jährlich vergeben – Luo Lingyuan ist die 33. Trägerin des Stipendiums, das gezielt junge und erfahrene Autorinnen und Autoren fördert und ihre Verbindung zu Ort und Region unterstützt.




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