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Es kann nur eine geben

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Zumindest für schlicht gestrickte Gemüter waren die ersten Heimspiele der Borussia in dieser Saison einfach vorherzusagen. Erst gegen den Meister und Vizemeister, da verliert man, ist ja klar! Dann gegen die Teams von Platz 15, 8, 9 der Vorjahrestabelle sowie gegen einen Aufsteiger, da kann man gewinnen, ist genauso klar. Dass sich der Fußball aber irgendwann tatsächlich an das Drehbuch hält, ist eher selten und so ist es schon erstaunlich, dass es letztendlich genauso gekommen ist. Insofern scheint auch der Ausgang des Heimspiels gegen Dortmund festzustehen: Gegen den Champions League-Finalisten gibt es (nach dieser Logik) nichts zu holen (ist ja klar).

Bei näherer Betrachtung ist das aber alles nicht ganz so klar und einfach. Die wahre Borussia hat sich nicht nur ergebnistechnisch in den letzten Wochen stabilisiert. Zum ersten Mal seit Jahren hat man das Gefühl, auf dem Platz feste eingeübte funktionierende Strukturen bei der Fohlenelf zu sehen. Dies ist auch in der konstanten Start-Aufstellung der letzten Wochen reflektiert. Zumindest vorerst scheint Seoane, keinen Anlass zu sehen herum zu probieren. Hinzu kommt noch, dass Leistungsträger wie Kleindienst, Reitz oder Honorat in guter Form sind. Auch eine unglückliche Niederlage in Freiburg sollte da nicht allzu sehr irritieren. Ein heimstarkes Gladbach in der Verfassung der letzten Wochen, ist daher sicher nicht chancenlos in diesem Spiel.

Dies gilt vor allem, wenn man noch die scheinbare Auswärtsschwäche des BVB miteinbezieht. Einen einzigen Punkt konnte Dortmund in 5 Spielen in der Fremde bisher erzielen. Und das lag jetzt nicht an einem hammerharten Spielplan: Gegner wie Bremen, Union, Augsburg oder Mainz sollten für ein Team mit den Ansprüchen des BVB jetzt nicht gänzlich unschlagbar sein. Auf der anderen Seite sind es aber vielleicht gerade diese Ansprüche, mit denen sich der BVB das Leben selbst schwer macht. In 10 Spielzeiten nach der Ära Klopp erreichte man stets die Champions-League, wurde 5mal Vizemeister und holte 2-mal den DFB-Pokal. Eigentlich eine formidable Bilanz, vor allem angesichts der Tatsache, dass man es in dieser Zeit mit inzwischen ziemlich übermächtigen Bayern zu tun hatte. Aber trotzdem scheint sich in Dortmund ein Bewusstsein des permanenten Versagens etabliert zu haben, gepaart mit einem pathologischen Phantomschmerz nach einem Trainer, der sich im Namen der Dose inzwischen den dunklen Fuschl-Mächten angeschlossen hat. Ein junger Trainer wie Nuri Şahin ist daher nicht zu beneiden. Dabei ist Şahin nach allem, was man so hört, durchaus ein intelligenter, taktisch versierter Übungsleiter mit guten Spielideen, dem aber vielleicht in seiner Debütsaison ein weniger toxisches Umfeld als das in der Lüdenscheider Vorstadt gutgetan hätte.

Schaut man etwas genauer drauf, so ist die Heim vs Auswärtsbilanz bei Dortmund vielleicht doch irreführend, denn auch zu Hause war nicht alles Gold: Gegen die Abstiegskandidaten Heidenheim, Bochum und St. Pauli hatte man durchaus so seine Probleme. Andererseits gab es zumindest in der Champions-League auch schon erfolgreiche Auswärtsspiele, wie die klaren Siege in Brügge und Zagreb zeigen. Es scheint also eher eine allgemeine Unbeständigkeit zu sein, unter der die Dortmunder bislang noch leiden, nicht völlig überraschend angesichts des neuen Trainers und einigen Kaderveränderungen im Sommer. Das Dortmunder Team 2024 mag keinen absoluten Superstar der Güte Haaland oder Bellingham mehr haben, aber ist individuell immer noch hochgradig besetzt (nur Bayern, Leizpig und Leverkusen haben aktuell einen Kader mit höherem Marktwert). Es wird interessant sein zu beobachten wie stabil die Mönchengladbacher Defensive wirklich ist, wenn sie es mit den Herren Brandt, Gittens und Guirassy zu tun bekommt.

Diese Defensive scheint auch der einzige Bereich zu sein, in der es eventuell zu Veränderungen in der Gladbacher Startelf geben könnte. Nico Elvedi ist wohl wieder vollkommen fit, aber Gerardo Seoane hielt sich bei der Pressekonferenz sehr bedeckt, was einen Einsatz des Schweizers zu Ungunsten Marvin Friedrichs angeht. Für Elvedi spricht vielleicht die größere Schnelligkeit, gegen ihn fehlende Matchpraxis und die weitestgehend stabilen Leistungen von Friedrich in den letzten Wochen.

Es ist bereits das 53. Mal, dass die beiden Borussias in Mönchengladbach aufeinander treten, mit 21 zu 15 Siegen hat der VFL dabei immer noch die Oberhand und nach bislang 99 erzielten Treffern könnte es am morgigen Abend den 100. Gladbach-Treffer in diesen Duellen geben. Es wäre uns allen auf jeden Fall zu wünschen, dass ungleich den Spielen gegen Leverkusen und Stuttgart am Anfang der Saison nicht nur die Leistung, sondern auch der Punkteertrag diesmal stimmt. Mit den beiden abschließenden Spielen gegen Kiel und in Hoffenheim hat es die Borussia auf jeden Fall selbst in der Hand für ein fröhlicheres Weihnachtsfest zu sorgen, als man sich das noch vor einigen Wochen vorgestellt hat.

 

Seitenwahl-Tipps:

Claus-Dieter Mayer: Nach dem 1:1 in einem ausgeglichenen Spiel trauert die Borussia am Ende einigen vergebenen Chancen nach, kann aber insgesamt positiv in die letzten beiden Partien des Jahres 2024 gehen.

Christian Spoo: Borussia gestaltet das Spiel offen, die Partie ist unterhaltsam und torreich. Leider trägt Dortmund etwas mehr zum Reichtum bei und gewinnt mit 3:2.

Michael Heinen: Die heimstarke Borussia (4 Siege in Folge) trifft auf auswärtsschwache Dortmunder (4 Niederlagen in Folge) Dafür halten die Gäste recht ordentlich mit und verlieren nur mit 1:3.

Mike Lukanz: Es hoffen mir zu viele darauf, dass Dortmund das nächste Auswärtsspiel vergeigt. Werden sie leider nicht. Das 0:2 lässt die kurz aufgeflackerte Euphorie am Niederrhein wieder verstummen.




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