Don't make us Saad
Borussia und der DFB-Pokal, das ist schon länger keine Erfolgsgeschichte mehr. Längst ausgeschieden hat Borussia diese Woche trotzdem noch Pokal-Frust zu verarbeiten. Die Halbfinalspiele liefen so schlecht, wie es nur geht. Nach dem Finaleinzug des VfB Stuttgart und der Bielefelder Arminia steht so gut wie fest, dass Borussia in dieser Saison mindestens Sechster werden muss, um in einen internationalen Wettbewerb einzuziehen. Die „Europapokal“-Gesänge der Nordkurve nach dem Sieg gegen Leipzig belegen, dass die Ansprüche im Gladbacher Umfeld gestiegen sind. Der Torwart des Gegners vom kommenden Sonntag bezeichnet die Borussia sogar als Kandidaten für die Champions League. Aber auch wenn im Fußball bekanntlich kaum etwas unmöglich ist, führen solche Träume häufig zu nichts als Enttäuschung. Angesichts des Restprogramms heißt es, realistisch zu bleiben. Europa ist schön und gut, aber das Erreichen des ursprünglichen Saisonziels „Einstelligkeit“ wäre immer noch ein Erfolg.
Der Sieg gegen Leipzig hat gezeigt, was mannschaftliche Geschlossenheit bewirkt, dass Borussia auch ohne Tim Kleindienst Spiele gewinnen kann und dass die Mannschaft flexibel genug ist, um während einer Partie das System zu wechseln. Beim FC St. Pauli ist Kleindienst wieder am Start, die Geschlossenheit darf sich das Team gerne bewahren, ob ein Systemwechsel angezeigt ist, wird freilich erst der Spielverlauf zeigen.
Weiter verzichten muss Gerardo Seoane auf den erkrankten Philipp Sander. Auch die beiden nominell ersten Torhüter fehlen noch, wenngleich Jonas Omlin unter der Woche schon wieder trainiert hat. So kommt Tiago Pereira Cardoso zu seinem vierten Bundesligaspiel, verbunden mit der Hoffnung, dass der Luxemburger den Nimbus der Gegentorlosigkeit aufrecht erhalten kann. Was Cardoso wirklich kann, wissen wir nach wie vor nicht, weil seine Vorderleute während seiner bisherigen Einsätze in solch hervorragender Verfassung waren, dass der 18-Jährige nie ernsthaft geprüft wurde. Auch das darf gerne so bleiben.
Auf dem Papier ist Borussia also bei den abstiegsbedrohten Hamburgern Favorit, zudem es auf fremden Plätzen zuletzt vier Siege in Folge gab. Allerdings hat sich der FC St. Pauli am vergangenen Wochenende bei den Bayern in ausgezeichneter Verfassung präsentiert und hätte gut und gerne einen Punkt aus München mitnehmen können. Zuvor gab es einen 1:0-Sieg gegen Hoffenheim, bei dem St.Pauli die klar bessere Mannschaft war, sich aber vor dem gegnerischen Tor recht wenig effizient zeigte. In München traf dann Hoffnungsträger Elias Saad mal wieder. Der war fulminant in die Saison gestartet, dann lange verletzt und seitdem nicht mehr wirklich in Form gekommen. Auf dem Sturmduo Saad/Noah Weißhaupt ruhen viele Hoffnungen der Hamburger im Abstiegskampf. Der Winter-Neuzugang aus Freiburg hat bisher allerdings auch erst einmal getroffen – im erwähnten Spiel gegen Hoffenheim. Darüber hinaus hat Trainer Alexander Blessin bis auf die Langzeitverletzten Mets und Sands am Sonntag alle Mann zur Verfügung.
SEITENWAHL-Prognose
Christian Spoo: Ich höre gerne Blur, am Sonntag aber nicht. Einmal „Whoo-hoo“ werde ich ertragen müssen, denn Borussia tut sich schwer am Millerntor. Die Favoritenrolle schmeckt der Mannschaft nicht, das 1:1 ist kein Rückschlag aber auch kein „Reiten auf der Erfolgswelle“.
Mike Lukanz: Gut ist, dass kein Werksverein dieses Jahr den DFB-Pokal gewinnen wird. Schlecht ist, dass wir mindestens auf Rang 6 landen müssen für Europa. Wir reiten weiter auf der Welle und gewinnen knapp, aber verdient 1:0 am Millerntor.
Michael Heinen: Auswärts ist Borussia inzwischen eine Macht. Gegen die kleinen Klubs der Liga konnte sie zudem bislang sämtliche Saisonspiele gewinnen – mit Ausnahme des 1:1 gegen den BVB. Diese Serie sollte halten, damit der Traum von Europa weiterlebt. Borussia gewinnt mit 2:1.
Michael Oehm: Ich finde, die Halbfinalspiele liefen ganz hervorragend. Also zumindest, wenn Borussia mindestens Sechster wird. Dazu trägt das 1:1 am Millerntor immerhin etwas bei.