Adelshaus: Nachwuchs im Hause Wittelsbach: Wieso das Bayern-Baby "Rupprecht" heißt
Prinz Ludwig und Prinzessin Sophie von Bayern sind zum ersten Mal Eltern geworden: Es ist ein Rupprecht!
Diese frühere Königsfamilie ist und bleibt eine Ausnahmeerscheinung: Keine deutsche Dynastie wird so sehr mit ihrem Land gleichgesetzt wie die Wittelsbacher, sie herrschten seit 1180 ununterbrochen in Bayern – erst als Herzöge, dann als Kurfürsten, später als Könige. Nach der Novemberrevolution waren sie die ersten, die ihre Regentschaft abgeben mussten.
Königlicher Widerstandskämpfer als Patron
Wie sehr diese Familie bis heute in einer positiven Tradition verhaftet ist, zeigt sich jetzt mit der Geburt des Stammhalters: Prinz Ludwig und Prozessin Sophie wollen ihren Erstgeborenen, der am 6. August 2024 das Licht des 21. Jahrunderts erblickte, nach einem besonderen Vertreter der Dynastie taufen: Rupprecht, jenem mutigen Mann, der sich als Nachfolger seines kinderlos verstorbenen Onkels Königs Ludwig III. als letzter Kronprinz Bayerns mit der Republik arrangierte und mutig den Avancen der Nationalsozialisten entgegenstellte.
Rupprechts Enkel Franz von Bayern, 91, der aktuelle Herzog, hatte erst kürzlich im stern über die dramatischen Folgen dieser Entscheidung berichtet, aufgrund der er als 11-Jähriger in Konzentrationlagern um sein Leben bangen musste. "Mein Großvater hat analytisch gedacht und er durchschaute Hitlers Pläne von Beginn an", so Herzog Franz. "Obwohl dieser immer wieder versucht hatte, die Familie zu gewinnen, war dem Kronprinzen klar, dass man nichts anderes tun konnte, als diese üble Ideologie zu bekämpfen. Nach dem Krieg hat es geholfen, auf der richtigen Seite gestanden zu haben."
Man darf diese Namenswahl als besonderes Bekenntnis zu dieser wichtigen Entscheidung werten, die leider im restlichen deutschen Hochadel wenig Nachahmer fand. Ludwig und Sophie von Bayern, die frischgebackenen Eltern, gelten als aufgeschlossene und unkonventionelle Vertreter des Hochadels und sind auch deshalb bei den Bayern und Bayerinnen so beliebt. Ludwig, der erstgeborene Sohn von Prinz Luitpold, dem Bierbrauer und Ritterspiel-Gastgeber auf Schloss Kaltenberg, hat früh auf sich aufmerksam gemacht.
Junge Eltern mit beachtlichen Karrieren
Der heute 41-Jährige ist seit Jahren als Entwicklungshelfer in Afrika tätig, allerdings mit ganz neuen Ansätzen. Unter dem Motto "Africa Rising" lud er zu einem Themenabend auf Schloss Nymphenburg, wo er seine Projekte vorstellte. Dazu gehört auch das 2015 gestartete projekt "Learning Lions", wo er mittels eines IT-Campus in der Halbwüste am Turkana-See von Kenia jungen Afrikanern Zugang zum digitalen Arbeitsmarkt ermöglicht. Der Prinz sieht im digitalen Handwerk regelrecht "eine Ressource Afrikas". Die junge Mutter, geborene Evekink, hat niederländisch-kanadischen Wurzeln, und hatte sich in ihrem bisherigen vorwiegend für Menschenrechte eingesetzt. Die zeitweilige Mitarbeiterin des UN-Generalsekretärs forscht und promoviert an der juristischen Fakultät der University of Oxford zum Gerechtigkeitsbegriff für Opfer von sexueller Gewalt in Konfliktgebieten.
Erbfolge in republikanischen Zeiten
Auch wenn die "Thronfolge" im 21. Jahrhundert extrem theroetisch ist, spielt sie innerhalb des Hauses Wittelsbach weiterhin eine große Rolle. Der neugeborene Prinz Rupprecht Theodor Maria wäre somit an Platz vier. Die Erbfolge ist im Wittelsbacher-Haus seit jeher kompliziert. Es gibt mehrere Linien, neben dem Herzog von Bayern selbst, ist dessen Bruder Max ein Herzog in Bayern – aufgrund der Adoption durch Herzog Ludwig Wilhelm in Bayern im Jahre 1965, wodurch der Fortbestand dieser Linie gesichert wurde. Auch die Prinzen Luitpold, Wolfgang und Leopold von Bayern sind Oberhäupter eines jeweiligen Familienzweigs der Wittelsbacher-Dynastie. Den Titel Herzog führen aber nur zwei von ihnen.
Was auch zu einer Tradition des Hauses gehört, ist eine gepflegte Bodeständigkeit. Weshalb die junge Familie Bayern erst einmal ihr Glück genießt und vielleicht sogar froh ist, dass auf Baby Rupprecht keine royale Verantwortung wartet.