Israelisches Verhandlungsteam führt neue Waffenruhe-Gespräche in Kairo
Eine israelische Verhandlungsdelegation führt in Kairo neue Gespräche über eine Waffenruhe und die Freilassung von Geiseln im Gazastreifen. Die Geheimdienstchefs David Barnea und Ronen Bar würden am Freitag in der ägyptischen Hauptstadt weiterverhandeln, um ein Abkommen zur Freilassung der israelischen Geiseln im Gazastreifen voranzubringen, sagte Regierungssprecher Omer Dostri am späten Donnerstagabend. Derweil ging die israelische Armee am Freitag weiter gegen Hamas-Ziele im Norden, Zentrum und Süden des Palästinensergebiets vor.
Laut israelischen Medienberichten nehmen an den Verhandlungen am Freitag in Kairo auch Vertreter der Vermittler USA und Ägypten teil. Israel und die radikalislamische Hamas verhandeln nicht direkt miteinander; die USA, Katar und Ägypten treten in den Gesprächen als Vermittler auf. Das israelische Verhandlungsteam war bereits zu der vorangegangenen Verhandlungsrunde nach Doha gereist, die Hamas hingegen lehnte eine Teilnahme ab.
Die neuen Gespräche folgen auf den jüngsten Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in der Region sowie ein Telefonat zwischen US-Präsident Joe Biden und dem israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu. Angesichts des bereits seit mehr als zehn Monaten andauernden Krieges hatte Biden Netanjahu am Mittwoch gedrängt, rasch zu einer Vereinbarung zu gelangen, nachdem Blinken ohne konkrete Aussicht auf ein Abkommen aus der Region abgereist war.
Das geplante Abkommen umfasst neben einer Waffenruhe die Freilassung der verbliebenen Geiseln in der Gewalt der Hamas und die Entlassung palästinensischer Häftlinge aus israelischen Gefängnissen.
Einer der Streitpunkt ist jedoch die Dauer der israelischen Armee-Präsenz im Gazastreifen - insbesondere die von Israel beanspruchte dauerhafte Kontrolle der südlichen Grenze zwischen dem Gazastreifen und Ägypten, des sogenannten Philadelphi-Korridors. Israel will damit eine Wiederbewaffnung der Hamas über Tunnelrouten entlang der Grenze unterbinden, um weitere Angriffe auf sein Staatsgebiet wie am 7. Oktober zu verhindern. Die Hamas hingegen fordert den vollständigen Rückzug der israelischen Armee.
Am 7. Oktober hatten Kämpfer der Hamas und anderer militanter Palästinensergruppen den Süden Israels vom Gazastreifen aus angegriffen und Gräueltaten in zahlreichen Orten entlang der Grenze verübt. Bei ihrem Großangriff töteten sie 1199 Menschen und verschleppten weitere 251 als Geiseln in den Gazastreifen. 105 Menschen werden nach israelischen Angaben noch immer dort festgehalten, 34 von ihnen sind offiziellen Angaben zufolge tot.
Israel geht als Reaktion auf den Großangriff der Hamas massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums, die sich nicht unabhängig überprüfen lassen, wurden dabei bislang mehr als 40.260 Menschen getötet.
Augenzeugen berichteten am Freitag von Kämpfen im Norden des Palästinensergebiets sowie von schwerem Beschuss im Zentrum und im Süden nahe der Stadt Rafah. Die israelische Armee erklärte am Freitag, dass ihre Einheiten im Laufe des vergangenen Tages "Dutzende" von Kämpfern in der Gegend von Chan Junis und Deir el-Balah im Zentrum des Gazastreifens getötet hätten.