Missbrauchsplattform in Darknet mit hunderttausenden Nutzern abgeschaltet
Nach einem bundesweiten Großeinsatz gegen Kindesmissbrauch ist eine Kinderpornografieplattform im Darknet mit hunderttausenden Nutzern vom Netz genommen worden. Die Plattform sei seit 2019 ein Forum für Pädophilie gewesen, sagte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Duisburg. Sechs Menschen wurden laut Ermittlerangaben festgenommen und kamen in Untersuchungshaft.
Es handle sich in weiten Teilen um die Führungsriege dieser Plattform, sagte Reul, die jetzt "erst einmal hinter Gittern sitzt". Insgesamt gingen die Behörden Ende September mit Durchsuchungsbeschlüssen gegen sieben Beschuldigte aus verschiedenen Bundesländern vor.
Darunter sind den Angaben nach ein 43-Jähriger aus Schleswig-Holstein, ein 61-Jähriger aus Baden-Württemberg, ein 62-Jähriger aus Niedersachsen, ein 69-Jähriger aus Rheinland-Pfalz, ein 45-Jähriger und ein 56-Jähriger aus Minden und Jüchen in Nordrhein-Westfalen sowie ein 45-Jähriger aus Bayern.
Gegen eine unbestimmte Zahl weiterer Mitglieder der Führungsriege im Ausland laufen demzufolge noch die Ermittlungen internationaler Behörden. "Es gibt keinen Kontinent, der nicht mit betroffen ist", sagte der Leiter der Ermittlungskommission, Kai-Arne Gailer. Angaben zur Nationalität machten die Ermittler nicht.
Gailer betonte, der Großeinsatz sei "ein massiver Schlag" gegen Kinderpornografie gewesen. Dass dabei einige der Organisatoren der Plattform aus dem Verkehr gezogen worden seien, wirke sich "nachhaltig auf die Szene aus". Der Einsatz sorge derzeit für "sehr viel Unruhe in der Community", fügte Gailer hinzu. Er appellierte zugleich an die Nutzer, sich Hilfe zu holen und Reue zu zeigen.
Die Plattform habe "einzig und allein" dazu gedient, unentgeltlich kinder- und jugendpornografisches Material zu sammeln und zu verbreiten, sagte Gailer weiter. Von den auf der Plattform dargestellten Missbrauchstaten waren ausschließlich Mädchen betroffen. Angaben zu Opferzahlen machten die Ermittler nicht.
Reul lobte den Schlag als "außerordentlichen Erfolg". Der Ermittlungskomplex sei "schwindelerregend groß und umfangreich". Es habe sich um eine der "langlebigsten Plattformen dieser Art im Dunkeln" gehandelt, betonte Reul.
Nordrhein-Westfalens Justizminister Benjamin Limbach (Grüne) sprach von einem "Paukenschlag", der ein Signal an alle Täterinnen und Täter von Kindesmissbrauch sende. Es sei ein "großartiger Erfolg für die Strafverfolgung", sagte Limbach.
Bei dem bundesweiten Großeinsatz vor einigen Tagen war umfangreiches Beweismaterial beschlagnahmt worden. Insgesamt beschlagnahmten die Beamten mehr als 1500 Asservate, darunter Laptops, Rechner und Handys. Hinzu kamen unter anderem Videokassetten und DVDs in einem Umfang von 94 Umzugskartons.
Noch sei nicht abzuschätzen, wie viel es in Wirklichkeit sei, sagte Reul bei der Pressekonferenz. Allein bei einem Beschuldigten seien 13,5 Terabyte auszuwerten. Dies entspreche bei einer durchschnittlichen Dateigröße von vier Megabyte ein Anzahl von etwa 3,4 Millionen Fotos.
Gailer betonte, dass die Datenmenge voraussichtlich im Petabytebereich liege. "Wir stecken noch mitten in den Ermittlungen", sagte Gailer weiter. Die Auswertung des beschlagnahmten Materials dauerte an.
200 Kräfte seien bei dem Schlag gegen die Missbrauchsplattform im Einsatz gewesen. Nach Angaben der Ermittler aus der vergangenen Woche waren auch Spezialeinheiten und -kräfte wie Beweissicherungs- und Festnahmeeinheiten, IT-Experten und Datenträgerspürhunde beteiligt.