Saarland: Gegen Telefonbetrug: Kampagne für "echte" Enkel
"Hallo Opa, ich hatte einen Unfall und brauche schnell Geld, um aus der Haft zu kommen!": So melden sich oft Betrüger bei alten Menschen. Das Saarland baut seine Kampagne gegen den Enkeltrick nun aus.
Das Saarland geht neue Wege, um ältere Menschen vor Betrügereien zu beschützen. Mit der Kampagne "Enkeltrick & Co. – nicht mit uns!" nimmt das Innenministerium jetzt eine zusätzliche Zielgruppe in den Fokus: die echten Kinder und Enkel älterer Menschen im Saarland.
"Sie sollen dabei mithelfen, ihre Eltern, Großeltern und betagte Verwandte und Bekannte vor den perfiden Maschen krimineller Telefonbetrüger zu schützen", erläuterte ein Sprecher. Dafür sollen die jungen Menschen in den nächsten Wochen und Monaten ganz gezielt über die sozialen Netzwerke angesprochen werden.
Ab dem ersten Weihnachtstag werden nach und nach Videoclips in den Social-Media-Kanälen des Innenministeriums, aber auch im Vorprogramm der saarländischen Kinos zu sehen sein. Auf der Musik-Streaming-Plattform Spotify laufe schon ein entsprechender Audio-Spot.
Provokativer Ansatz
Der Enkeltrick ist eine Betrugsmasche, bei der sich Täter als Verwandte ausgeben und durch falsche Geschichten - etwa finanzielle Notlagen - versuchen, ältere Menschen zu Geldzahlungen zu bewegen.
Die Kampagnen im Saarland beinhalteten Informationsveranstaltungen, Flyer, Plakate und gezielte Medienkampagnen, um die Bevölkerung zu informieren. Mit dem neuen Fokus werde deutlich gemacht, dass mit jedem erfolgreichen Betrugsfall auch potenzielle Erbmasse für Familienangehörige und die nachfolgende Generation verloren geht.
"Der Ansatz ist ganz bewusst sehr provokativ gewählt. Genau dadurch erhoffen wir uns jedoch auch eine große Aufmerksamkeit in der Zielgruppe für unser wichtiges Anliegen", so Innenminister Reinhold Jost (SPD).
Auch bei dem neuen Ansatz gehe es Polizei und Ministerium in erster Linie um die Opfer. Diese erleiden meist große finanzielle Einbußen. Viel schlimmer seien jedoch oft die seelischen Schäden, die die Betroffenen davontrügen. "Wenn die skrupellosen Telefonbetrüger erfolgreich zugeschlagen haben, schämen sich die Leidtragenden im Nachhinein regelmäßig über ihre vermeintliche Einfältigkeit", heißt es vom Ministerium.
Zugleich verlieren viele von ihnen angesichts der Niedertracht der Täter buchstäblich den Glauben an die Menschheit. Schlimmstenfalls seien die Geschädigten traumatisiert und tragen sogar körperliche Gebrechen davon. "Das möchten wir den echten Kindern und Enkeln vor Augen führen und sie dafür gewinnen, ihre Lieben vor den gewissenlosen kriminellen Banden zu schützen", so Innenminister Jost.
Kampagne zeigte schon Wirkung
Die Kampagne gegen Enkeltrick-Betrüger, die vor knapp zwei Jahren im Saarland gestartet wurde, sei "die erfolgreichste Kampagne, die die Polizei je gefahren hat", so eine Bilanz des Ministers im Oktober. Es gebe einen deutlichen Rückgang sowohl bei der Anzahl als auch dem Gesamtschaden.
Demnach habe sich die Zahl der vollendeten Fälle im Vergleichszeitraum zum 30. September des vergangenen Jahres von 30 auf 17 verringert. Die Schadenssumme sei von 1,8 Millionen Euro auf knapp 740.000 Euro gesunken.
Enkeltrick-Kampagne