Kriminalität: Weiter viele Messerangriffe - "brandgefährliche" Waffen
Scharfe Pistolen sind in Deutschland nur schwer zu bekommen und teuer. Für Messer gilt beides nicht. Dabei sind sie aus Sicht der Polizei mindestens genauso gefährlich.
Die Berliner Polizei hat auch in diesem Jahr eine große Zahl von Angriffen, Verletzungen und Bedrohungen mit Messern verzeichnet. "Das Niveau liegt ähnlich hoch wie 2023", sagte Polizeipräsidentin Barbara Slowik Meisel der Deutschen Presse-Agentur. "Wir hatten ja vergangenes Jahr schon den zweithöchsten Stand der letzten zehn Jahre."
2023 waren es 3.482 registrierte Straftaten mit Messern. Etwa die Hälfte davon waren laut Polizei Drohungen mit dem Messer. Das sei 2024 ähnlich gewesen. "Diese Differenzierung macht es insgesamt nicht besser. Aber es ist ein Unterschied, ob jemand tatsächlich durch einen Schnitt oder einen Stich verletzt wird oder ob mit einem Messer ausschließlich gedroht wurde", meinte die Polizeipräsidentin.
Messer sind "brandgefährlich"
Zugleich betonte sie: "Beides ist brandgefährlich. Es gibt bestimmte Gefäße im Bauch, in den Beinen und im Hals, bei denen, wenn getroffen wurde, die Blutung sehr schnell und energisch kontrolliert werden muss, sonst kann es schnell zu einer lebensbedrohlichen Situation werden." Daher seien Messerattacken fast gefährlicher als Auseinandersetzungen mit Schusswaffen und Schüsse, die auch mal den Arm, die Schulter oder die Beine treffen.
"Ich will Schüsse nicht kleinreden, aber gerade Messer werden sehr unterschätzt", so Slowik Meisel. "Besonders von vielen Jugendlichen, die ein Messer mitnehmen und es dann bei einem Streit auch spontan einsetzen, oft mit wirklich schweren Folgen."
Täter häufig unter 21 Jahre
Wie im Vorjahr seien auch aktuell wieder etwa 30 Prozent der Täterinnen und Täter jünger als 21 Jahre alt. Es setze sich fort, dass die Polizei auch viele Jugendliche unter 18 und Kinder unter 14 Jahren als Verdächtige mit Messern registriere, die etwa Raubtaten verübten oder aneinandergerieten.
Erhöht hat sich nach ihren Angaben im laufenden Jahr die Zahl der nicht-deutschen Verdächtigen bei Messertaten. Der Anteil liege 2024 bei knapp 60 Prozent. Im Vorjahr 2023 waren von den 2.575 Tatverdächtigen etwa 1.200 Deutsche und 1.370 Ausländer (53 Prozent). Aber auch die Opfer seien häufig Nicht-Deutsche, weil sich die Taten oft innerhalb bestimmter Szenen und Communitys abspielten.
Viele Taten in bestimmten Milieus
Örtlich verteilten sich die Taten mit Messern demnach in Berlin über das gesamte Stadtgebiet, mit etwas mehr Taten in den Innenstadtbezirken. Große Knotenpunkte wie der Alexanderplatz und Bereiche um den Leopoldplatz in Wedding oder das Kottbusser Tor in Kreuzberg bildeten Schwerpunkte. "Der Alexanderplatz ist aber eben auch der größte Platz in Deutschland mit knapp 400.000 Menschen, die jeden Tag dort vorbeikommen", so Slowik Meisel.
"Da sammeln sich natürlich auch relativ viele Menschen aus bestimmten Milieus, darunter Drogenabhängige, Obdachlose und geflüchtete junge Menschen. Diese Straftaten, die dort passieren, sind zu einem ganz überwiegenden Teil Taten innerhalb dieser Milieus, gerade auch die Messerstraftaten. Wer dort einkauft, der muss daher grundsätzlich wirklich nicht damit rechnen, Opfer einer Messertat zu werden", sagte sie.
Höhere Anzahl von Schüssen
Auf die Konflikte, die in Berlin mit Schusswaffen ausgetragen werden, blickt die Polizei nach eigenen Angaben differenziert: Zwar seien gerade in den vergangenen Wochen immer mal wieder Schüsse abgefeuert worden und tendenziell gebe es eine höhere Zahl registrierter Schüsse in der Öffentlichkeit als im Vorjahr. "Für valide Erkenntnisse müssen wir aber die tatsächlichen Zahlen der Polizeilichen Kriminalstatistik für dieses Jahr abwarten", betonte Slowik Meisel, "nicht immer trifft das Bauchgefühl die Wirklichkeit".
Zugleich verwies sie auf Erfolge: Spezielle Ermittlungsgruppen des Landeskriminalamtes hätten mehrere Waffenschmuggler festnehmen und zahlreiche Waffen beschlagnahmen können.