Suchaktion: Journalist seit Jahren vermisst - Ermittler auf Grundstück
Seit fast 20 Jahren ist ein Berliner Journalist verschwunden. Ermittlungen zu dem Fall kamen bislang nicht voran. Doch nun suchen Kriminalisten ein Grundstück ab.
Seit fast 20 Jahren fehlt von dem Berliner Fotografen und Journalisten Alexander Luchterhandt jede Spur. Nun gibt es Bewegung in dem Fall. Ermittler des Landeskriminalamtes (LKA) und des Bundeskriminalamtes haben am frühen Dienstagmorgen mit der Durchsuchung eines Grundstücks in Berlin-Wannsee begonnen.
"Hintergrund ist ein Anfang Dezember eingegangener Hinweis, der so konkret war, dass wir dem nachgehen mussten", erklärte der Sprecher der Berliner Staatsanwaltschaft, Sebastian Büchner. Seit Anfang Mai 2005 fehlt jede Spur von Luchterhandt, der als Informant für Zeitungen und Fernsehsender gearbeitet hat. Der Fall des 49-Jährigen aus Berlin-Lichtenberg gehört zu den spektakulärsten ungeklärten Fällen, die Berliner Kriminalisten als sogenannte Cold Cases immer wieder in den Blick nehmen.
Seit 6.30 Uhr sind Dutzende Polizistinnen und Polizisten auf dem Grundstück an der Alsenstraße/Ecke Charlottenstraße im Einsatz. Vom BKA ist ein auf Leichensuche spezialisiertes Team dabei, auch Leichenspürhunde sind auf dem Areal.
Viel Müll auf dem Grundstück
Das Grundstück macht einen vernachlässigten Eindruck. Laut dpa-Reporter trugen die Einsatzkräfte viel Müll - darunter alte Reifen oder Kühlschränke - von dem Gelände. Die Absuche konzentrierte sich auf einen Abschnitt im hinteren Teil des Eckgrundstücks, wo sich ein alter Schuppen befindet.
Zunächst blieb offen, ob die Ermittler auf eine Leiche oder andere wichtige Hinweise stießen. Wird etwas gefunden, stehen laut Oberstaatsanwalt Büchner umfangreiche Ermittlungen an.
Im Fall eines Leichenfundes muss die Rechtsmedizin zunächst untersuchen, ob es sich dabei tatsächlich um den vermissten Luchterhandt handelt. Dann werde zu klären sein, ob es neue Ansatzpunkte gebe auf mögliche Täter, so Büchner. "Und lassen sich daraus dann mögliche Tathintergründe erkennen?", so der Sprecher weiter.
Fünf Verdächtige nach Verschwinden
Laut Staatsanwaltschaft waren nach dem rätselhaften Verschwinden von Luchterhandt fünf Verdächtige ins Visier der Ermittler geraten. Zwei von ihnen kamen in Untersuchungshaft: ein damals 35-Jähriger für zwei Wochen im Juni 2005, ein 53-Jähriger für sieben Wochen bis August 2005. Er ist laut Staatsanwaltschaft im Jahr 2017 gestorben.
Laut Büchner wurden die Verfahren gegen die Verdächtigen bereits im August 2008 eingestellt, weil es keinen hinreichenden Tatverdacht gab. Sollte die Leiche von Luchterhandt gefunden werden, könnten die Männer wieder in den Blick geraten.
Vermisster wird als schillernde Figur beschrieben
Von Journalisten wird Luchterhandt als eine schillernde Figur beschrieben. Er hörte demnach seinerzeit verbotenerweise den Polizeifunk ab und informierte Medien. Das Info-Honorar ließ er sich bar auszahlen, hieß es 2021 in einem Bericht der "Berliner Zeitung". Ein Bankkonto hatte er demnach nicht, weil er glaubte, man spioniere ihn aus.
Am 8. Mai 2005 verschwand der damals 49-Jährige. Seitdem ist der laut Polizeibeschreibung 1,85 Meter große Mann "mit blaugrünen Augen und lückenhaften Zähne" verschwunden - und es gibt zahlreiche Erklärungsversuche dafür. Dazu zählen Mord durch Bekannte oder die Russenmafia ebenso wie ein selbstgewähltes Verschwinden mit neuer Existenz in der Karibik oder in Polen. Auch einstige Kontakte zur Staatssicherheit der DDR werden als möglicher Hintergrund genannt.