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Wetter: Spiegelglatt und gefährlich - Hunderte Unfälle im Südwesten

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Straßen so glatt wie ein Eisstadion, Autobremsen versagen, es kracht Hunderte Male. Aber zum Glück bleibt es weitgehend bei zerbeultem Blech.

Auf spiegelglatten Straßen sind in weiten Teilen Baden-Württembergs Hunderte Autos wie auf Eisflächen ungebremst aufeinandergefahren oder in Straßengräben gerutscht. Die Polizeipräsidien im Land zählten an einem Vormittag zwischen Chaos und Ohnmacht mehr als 1.000 Unfälle. Zahlreiche Menschen wurden verletzt - einige von ihnen auch schwerer. Es entstand nach Polizeischätzungen ein Schaden von mehreren Millionen Euro. Erst am Mittag beruhigte sich die Lage nach vielen Stunden Dauereinsatz für Rettungsärzte, Abschlepp- und Streudienste.

Allein im Bereich des Polizeipräsidiums Ludwigsburg registrierten die Beamten mehr als 400 Unfälle seit den frühen Morgenstunden - die meisten davon im Landkreis. In Heilbronn und dem Stadtkreis, vor allem aber rund um Weinsberg wurden 250 Unfälle durch Eisregen und Glätte gezählt; es wurden 14 Menschen verletzt. Im Rems-Murr-Kreis waren es acht Verletzte bei etwa 160 Unfällen, im Kreis Schwäbisch Hall kam es laut Polizei zu rund 60 Unfällen mit zwei Verletzten und bei etwa 110 Unfällen im Ostalbkreis erlitten fünf Menschen Verletzungen. 

Im Stadtkreis Stuttgart nahm die Polizei weitere 200 Unfälle auf. Für die Landeshauptstadt wurde eine sogenannte außergewöhnliche Einsatzlage ausgerufen, damit weitere Einheiten des Katastrophenschutzes eingesetzt werden können. Mehr als 200 Unfälle gab es nach Polizei-Angaben auf den Straßen der Landkreise Reutlingen, Tübingen, Esslingen und Zollernalb -innerhalb von knapp fünf Stunden. Weitere mehr als 100 Unfälle mit insgesamt 20 Leichtverletzten waren es im Stadt- und Landkreis Karlsruhe.

"Ich habe so etwas noch nie selbst erlebt", sagte ein Polizeisprecher in Reutlingen. "Der Regen ist auf der Windschutzscheibe sofort gefroren." 

Aufrufe zur Vorsicht

Polizei und Kommunen riefen Fußgänger sowie Auto- und Fahrradfahrer auf, vorsichtig zu sein und auf nicht notwendige Aufenthalte im Freien gegebenenfalls zu verzichten. Wer nicht müsse, solle sein Fahrzeug zunächst stehen lassen. "Das sind Bedingungen, die verzeihen einem einfach weniger", sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums in Aalen. 

Grund für die eisglatte Lage war laut Deutschem Wetterdienst (DWD) eine Warmfront, die Regen und Sprühregen mit sich bringt. Fällt dieser auf kalte Böden, kann er gefrieren und eine Glatteisschicht bilden. 

Massenkarambolage mit mehr als zwei Dutzend Autos

Für Aufregung sorgte eine Massenkarambolage auf der eisglatten Bundesstraße 27 in Hechingen (Zollernalbkreis). Dabei krachten nach Polizeiangaben am Morgen mehr als 20 Autos aufeinander, zwei Menschen wurden nach ersten Informationen leicht verletzt. Bei einem weiteren Serienunfall bei Aalen fuhren zehn Autos in einer langen Unfallkette auf. Zwei Menschen wurden verletzt. 

Beim Zusammenstoß eines Linienbusses mit einem Auto in Ettenheim (Ortenaukreis) wurden neun Menschen verletzt. Laut Polizei stießen beide Fahrzeuge auf einer Kreuzung zusammen. Die zwei Männer im Auto verletzten sich schwer, sieben Fahrgäste im Bus erlitten leichte Verletzungen. Die Unfallursache war zunächst unklar. Glätte könne aber nicht ausgeschlossen werden, sagte ein Polizeisprecher.

Viele Patienten in Notaufnahmen

Die Wetterlage wirkte sich am Vormittag auch auf zahlreiche kommunale Dienste aus. Wegen spiegelglatter Straßen und Wege mussten die Notaufnahmen überdurchschnittlich viele Patienten behandeln. Eine Sprecherin der SLK Kliniken in Heilbronn sprach von einem massiven Patientenaufkommen in den Notaufnahmen. Auch am Klinikum Stuttgart waren am Morgen deutlich mehr Behandlungen notwendig als sonst üblich. "Schwerpunkte sind Knochenbrüche am Unterarm und am Handgelenk", sagte der Sprecher. 

Stau auf der A8

Glatteis behinderte auch den Verkehr auf der Autobahn 8 bei Pforzheim. Einer Polizeisprecherin zufolge stauten sich die Fahrzeuge zwischen Heimsheim und Pforzheim auf einer Länge von 18 Kilometern. Grund war ein Glatteisunfall zwischen den Anschlussstellen Pforzheim-Nord und -West. Dort waren drei Lastwagen und vier Autos ineinander gefahren. Ein Mensch wurde verletzt. 

Probleme für Flugreisende

Probleme gab es wegen gefrierenden Regens auch für den Betrieb des Stuttgarter Flughafens. Nach Angaben einer Sprecherin verspäteten sich viele Starts. Während der Winterdienst auf der Landebahn im Einsatz gewesen sei, habe kein Flugzeug landen oder abheben können. Zwei Maschinen, die in der Landeshauptstadt landen wollten, seien auf andere Flughäfen ausgewichen. 

Besserung in Sicht 

Zwar erwartet der DWD auch eine frostige Nacht zum Donnerstag. Dies werde aber auf keinen Fall ähnliche Folgen haben, sagte ein Meteorologe, der mit solchen Wetterverhältnissen nicht gerechnet hatte: "Die Auswirkungen waren extrem. Dass es so katastrophal war, hat mich auch überrascht."




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