Erinnerungskultur: Tischner: Gedenkstättenbesuche im Lehrplan verankern
Eine Studie zeigte jüngst Lücken im Wissen junger Menschen über die systematische Vernichtung der Juden durch die Nazis auf. Bildungsminister Tischner will die Lücken schließen.
Bildungsminister Christian Tischner kündigt zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus an, Besuche von Gedenkstätten fest in den Lehrplan aufnehmen zu wollen. Die Regierungskoalition aus CDU, BSW und SPD habe das Ziel, "ein Gesamtkonzept zur schulischen Vermittlung von Erinnerungskultur mit den Gedenkstätten, der Wissenschaft und den Opferverbänden zu erarbeiten sowie Gedenkstättenbesuche fest im Lehrplan zu verankern", erläuterte der Christdemokrat.
Besuche bislang "nach Möglichkeit"
Bisher ist in den Geschichte-Lehrplänen etwa für Gymnasien und Regelschulen nur von der Nutzung von Gedenkstätten und anderen außerschulischen Lernorten "nach Möglichkeit" die Rede. Was genau eine "feste Verankerung" von Gedenkstättenbesuchen im Lehrplan allerdings bedeutet - also ob es etwa eine Pflicht für Schülerinnen und Schüler werden könnte - konnte das Bildungsministerium auf Anfrage noch nicht präzisieren.
Studie zeigt Notwendigkeit auf
Tischner verwies auf eine Studie der Jewish Claims Conference, wonach gut jeder zehnte junge Erwachsene in Deutschland noch nie etwas von den Begriffen Holocaust oder Schoah gehört hat. Man sei auf dem falschen Weg, wenn so viele junge Menschen den Begriff Holocaust nicht kennen, betonte Tischner. Die historisch-politische Bildung junger Menschen sei auch deshalb wichtig, damit diese lernten, die "immerwährende Mahnung als historische und gemeinsame Verantwortung zu begreifen".
Der Begriff Holocaust beschreibt die systematische Verfolgung und Ermordung der europäischen Juden durch die deutschen Nationalsozialisten und deren Unterstützer zwischen 1933 und 1945. Bis zu sechs Millionen Juden wurden getötet, davon etwa eine Million im Vernichtungslager Auschwitz. Dieses wurde vor 80 Jahren, am 27. Januar 1945, befreit.
Der Jahrestag der Befreiung ist inzwischen ein offizieller Gedenktag. Dafür wird auch in Thüringen bei verschiedenen Veranstaltungen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnert.