Universitäten: Wer hier studiert, wird (möglicherweise) Milliardär
In Deutschland gibt es etwa 130 Menschen, die mehr als eine Milliarde Euro besitzen. An welchen Unis sie studiert haben und woher besonders viele Superreiche kommen.
Wer wär' nicht gerne Milliardär? 2024 wussten 130 Menschen in Deutschland, wie das ist. Laut einem Bericht der Hilfsorganisation Oxfam stieg die Anzahl der deutschen Superreichen vergangenes Jahr um neun. Ihr Gesamtvermögen wuchs um 26,8 Milliarden US-Dollar.
Deutschland ist damit das europäische Land mit der höchsten Konzentration an Milliardären und belegt weltweit den vierten Platz. Zu ihrem Vermögen kamen sie auf verschiedene Art und Weise.
Das Informationsportal "Studying in Germany" hat sich dies genauer angeschaut. Die drei reichsten Deutschen – Dieter Schwarz (35,9 Mrd. USD), Klaus-Michael Kühne (34,5 Mrd. USD) und Reinhold Würth (32,6 Mrd. USD) – absolvierten eine Ausbildung, bevor sie ihre Karriere im Familienunternehmen begannen.
Nach den Recherchen des Portals haben 40 der deutschen Milliardäre ein Studium an einer Hochschule in Deutschland abgeschlossen. Ingenieurwesen und Betriebswirtschaftslehre waren dabei die beliebtesten Studienfächer.
Drei Universitäten haben besonders viele Superreiche hervorgebracht:
Technische Universität München (TUM)
Die Technische Universität München (TUM) ist nicht nur eine der renommiertesten Universitäten in Deutschland, sondern auch die Hochschule mit den meisten Milliardärsabsolventen. Fünf deutsche Milliardäre haben an der TUM studiert:
- Georg Nemetschek, Gründer der Nemetschek Group, studierte Bauingenieurwesen an der TUM. Sein Unternehmen gehört zu den größten Softwarefirmen Deutschlands, und sein Vermögen beträgt 4,9 Milliarden USD.
- Mit einem Vermögen von 2,6 Milliarden USD ist auch Hans Langer, ein ehemaliger Physikstudent der TUM, ein Superreicher. Er gründete die EOS Group, eines der erfolgreichsten 3D-Druckunternehmen der Welt.
- Die drei jungen Gründer von Celonis, einem der weltweit führenden Unternehmen für Process-Mining-Software, studierten ebenfalls an der TUM. Bastian Nominacher (1,2 Mrd. USD), Alexander Rinke (1,1 Mrd. USD) und Martin Klenk (1,2 Mrd. USD) lernten sich an der Universität kennen. Ihr Unternehmen entstand im Rahmen eines Studienprojekts.
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Die Universität Freiburg ist ein weiterer beliebter Bildungsort für Milliardäre in spe. Drei deutsche Superreiche haben hier studiert:
- Der deutsche Chirurg und Unternehmer Lutz Mario Helmig studierte Medizin an der Universität Freiburg. Sein Vermögen wird auf 3,0 Milliarden USD geschätzt.
- Ein weiterer bekannter Medizinstudent der Universität ist Andreas Strüngmann, ein Arzt und Unternehmer mit einem Vermögen von 11,4 Milliarden USD. Gemeinsam mit seinem Zwillingsbruder Thomas gründete er das Generikaunternehmen Hexal und war ein früher Investor in den Pharmariesen BioNTech.
- Dr. Nicola Leibinger-Kammüller (1,8 Mrd. USD), Präsidentin und Vorsitzende der Geschäftsführung von Trumpf, einem Marktführer für Werkzeugmaschinen und Lasertechnologie, studierte Germanistik und Anglistik in Freiburg und promovierte später im Ausland.
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU)
Drei weitere spätere Milliardäre in Deutschland wählten die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) für ihr Studium:
- Hubert Burda, Eigentümer und Verleger von Hubert Burda Media, studierte Kunstgeschichte an der LMU. Er übernahm das Familienunternehmen und baute es zu einem Medienimperium aus. Sein Vermögen beläuft sich auf 3,5 Milliarden USD.
- Ein weiterer Verlagsmagnat, der an der LMU studierte, ist Stefan von Holtzbrinck. Nach seinem Studium der Rechtswissenschaften und Literatur promovierte er in Medienrecht. Als CEO der Holtzbrinck Publishing Group beträgt sein Vermögen 4,9 Milliarden USD.
- Julia Thiele-Schürhoff, Aufsichtsratsmitglied und Tochter des ehemaligen Vorstandsvorsitzenden der Knorr-Bremse AG, studierte ebenfalls Jura an der LMU. Ihr Vermögen wird auf 2,9 Milliarden USD geschätzt.
Oxfam sieht Milliardäre als Problem
Die Hilfsorganisation Oxfam hat einen kritischeren Blick auf die Milliardäre in Deutschland und anderswo. Sie sagt: Zunehmender individueller Reichtum und extreme soziale Ungleichheit gefährden auch in Deutschland massiv die Demokratie.
In Deutschland stünden die Milliardäre weniger in der ersten Reihe als zum Beispiel in den USA. Im Hintergrund aber übten sie ebenso Macht aus, um die Politik zu ihren Gunsten zu beeinflussen, kritisiert Oxfam. Als Beispiele nennt die Organisation Lobby-Verbände wie "Die Familienunternehmer" oder die "Stiftung Familienunternehmen und Politik", die mit viel Geld auf eine geringe Besteuerung der Reichen hinwirkten.
Und das offenbar mit Erfolg: "Auch Deutschland ist mittlerweile ein Hochsteuerland für Menschen, die für ihr Geld arbeiten, aber ein Niedrigsteuerland für Superreiche, die ihr Geld für sich arbeiten lassen können", schreibt Oxfam. Familien aus der Mittelschicht zahlten auf ihr Arbeitseinkommen anteilig mehr Steuern als Superreiche, die auch Einkommen aus anderen Quellen wie Kapitalerträgen und Unternehmensgewinnen beziehen.