Felipe VI. und Königin Letizia von Spanien feiern heute ihren 20. Hochzeitstag. Die schwierigste Zeit ihrer Ehe scheint hinter ihnen zu liegen. Was bringt die Zukunft? Als sich Felipe und Letizia am 22. Mai 2004 in der Almudena-Kathedrale von Madrid das Jawort gaben, bestand an einer Tatsache kein Zweifel: Der Kronprinz und die Fernsehmoderatorin heirateten aus Liebe. Dass Felipe heute so beliebt ist, hat er unter anderem seiner Frau zu verdanken. Unter ihrem Einfluss wirkt er extrovertierter und hat seine Schüchternheit abgelegt. "Er profitiert von ihrer Art, sich in der Öffentlichkeit zu präsentieren", merkt Julia Melchior im Gespräch mit t-online an. Niemand in Deutschland mag das spanische Königshaus wohl besser kennen als sie. Die deutsche Journalistin und Filmemacherin begleitete das Königspaar schon häufig für ihre Dokumentationen. "Er ist ein sehr besonnener Mann, der sehr viel Ruhe ausstrahlt. Sie hat sicherlich ein bisschen mehr Temperament", beschreibt Julia Melchior das Paar. Felipe ist ausgeglichen und nachdenklich. Letizia wirkt leidenschaftlich und spontan. "Wenn beide zusammen auftreten, merkt man: Er ist für sie ein Ruhepol", sagt Julia Melchior. In den Unterschieden des Paares liegt seine Stärke: "Sie funktionieren sehr gut als Tandem." Beide scheinen sich zu ergänzen. Eine Qualität, die besonders Felipe laut Almudena Martínez-Fornés zu schätzen weiß. Die Königshausexpertin der spanischen Onlinezeitung "El Debate" sagt im Gespräch mit t-online: "Letizia ist eine Frau mit starkem Charakter und eigenen Vorstellungen. Der König nimmt sie zum Maßstab, auch wenn ihre Meinungen manchmal nicht übereinstimmen und einer von beiden den anderen überzeugen muss." "Er ist der König und sie lässt ihn König sein" Felipe und Letizia sind ein sehr zeitgemäßes und sachbezogenes Paar. Anders als beispielsweise das britische Königshaus verzichten sie auf Pomp und Glamour. "Das ist eine sehr bescheiden aufgestellte Staatsspitze mit einem sehr fleißigen und ernsthaften Königspaar, das sich keine Extravaganzen leistet", beschreibt Julia Melchior das spanische Königshaus. Auch die Rollenverteilung von Felipe und Letizia ist modern: Als Königsgemahlin, so ihr offizieller Titel in der Verfassung, ist die 51-Jährige nicht nur Zierde des Königs, sondern seine gleichberechtigte Partnerin: "Felipe ist der Staatschef mit den konstitutionellen Aufgaben, die ihm die Verfassung Spaniens gibt. Letizia hat zwar keine konstitutionelle Rolle, dennoch ist sie sein Komplementär." Die ehemalige Journalistin ist Felipes loyale Begleiterin. "Er ist der König und sie lässt ihn König sein. Letizia versucht nie, ihm die Show zu stehlen oder die Rolle streitig zu machen. Sie beschneidet ihn nie in seiner Kompetenz oder tritt mit Felipe in Konkurrenz", führt Julia Melchior aus. Dabei gelingt es Letizia, nicht nur reine Repräsentantin zu sein: Sie hat eine eigene Agenda und nutzt ihre Stellung, um gesellschaftliche Themen in die Öffentlichkeit zu bringen. Zwar darf sie sich als Königsgemahlin nicht in die Politik einmischen, setzt aber regelmäßig Akzente. Besonders Bildung für alle und der Kampf gegen häusliche Gewalt sind ihr wichtig. Gegner der Monarchie wollen dem Paar schaden Die immer wieder aufkommenden Spekulationen über eine Ehekrise scheinen Felipe und Letizia zu ignorieren. "Ich finde, dieses Paar spricht für sich. Es gibt keinerlei Hinweise, dass an diesen Gerüchten etwas dran sein sollte", meint Julia Melchior. Ihrer Meinung nach werden solche Schlagzeilen vor allem im Internet von Gegnern der Monarchie befeuert. Dabei gehe es darum, die Institution der Krone zu schwächen. Auch Neid spiele dabei eine Rolle. Er schlägt vor allem Letizia entgegen, sagt Almudena Martínez-Fornés. Viele vertreten die Meinung, sie entspreche nicht den Erwartungen einer Kronprinzessin: "Letizia war eine geschiedene Journalistin, gehörte zur Mittelschicht und war die Enkelin eines Taxifahrers." "Letizia fiel es auch schwer, sich der königlichen Familie und der Institution anzupassen", erinnert sich die spanische Königshausexpertin. Als Letizias erster Patzer in der Öffentlichkeit gilt für viele bis heute ihr Verlobungsinterview mit Felipe. Vor laufender Kamera fuhr sie ihm über den Mund: "Lass mich mal ausreden!" Sie musste erst erkennen, dass Selbstkontrolle für ihre neue Rolle von Bedeutung ist. "Es muss ihr anfangs sehr schwergefallen sein, sich zurückzuhalten", glaubt Julia Melchior. Besonders Felipe sei dabei eine Stütze für Letizia gewesen – in einer Welt, die ihr vorher vollkommen fremd war: "Er ist ihr wichtigster Verbündeter ab dem Moment ihrer Verlobung." Das Gröbste ist geschafft "Die schwierigste Zeit in der Ehe dieses Paares waren sicherlich die ersten Jahre nach der Hochzeit", sagt Julia Melchior. Auch die früheren Skandale ihres Schwiegervaters Juan Carlos widerstreben Letizia, sei es sein Ehebruch oder die finanziellen Machenschaften: "Sie ist eine sehr tugendhafte Frau." All das liegt nun aber hinter ihr und Felipe, gemeinsam wollen sie sich auf die Zukunft fokussieren. In diesem Jahr feiert das Paar nicht nur seinen zwanzigsten Hochzeitstag, sondern auch Felipes zehntes Thronjubiläum. Seit dem Thronwechsel 2014 sei Letizia aufgeblüht, merkt Julia Melchior an: "Als Frau des Königs muss sie sich nicht mehr so zurücknehmen, wie sie es noch als Frau des Thronfolgers tun musste." Die wichtigste Aufgabe für sie und Felipe bleiben ihre Töchter. So befinden sich Leonor und Sofía aktuell in einer schwierigen Lebensphase, sagt Julia Melchior: "In der sie flügge werden, Erfahrungen sammeln, sich verlieben und vielleicht auch mal einen Fehler machen." Deswegen prognostiziert auch ihre spanische Kollegin Almudena Martínez-Fornés: "Ich glaube, die großen Herausforderungen, vor denen Felipe und Letizia als Paar stehen, sind kurzfristig die Erziehung ihrer beiden Töchter, mittelfristig die Hochzeit der Thronerbin und langfristig das gemeinsame Älterwerden, wie in jeder anderen Ehe auch."