Flughafen-Chaos wegen Klima-Aktivisten: Der Chef des deutschen Airportverbands kritisiert die "Letzte Generation" jetzt scharf – und fordert mehr Unterstützung von der Polizei. Der Chef des deutschen Flughafenverbands ADV Ralph Beisel hat die jüngsten Klebeaktionen der "Letzten Generation" scharf kritisiert. "Über die aktuellen Störungen der selbsternannten Aktivisten bin ich entsetzt", sagte Beisel im Gespräch mit t-online. "Eine ganze Branche wird stigmatisiert. Das ist eine Zumutung für Tausende Touristen in Deutschland, die zum Feindbild erklärt werden sollen – obwohl sie nur in den wohlverdienten Urlaub möchten." Mit einer Klebeaktion auf den Landebahnen hatten Klima-Demonstranten den Betrieb am Frankfurter Flughafen für Stunden lahmgelegt. Passagiere mussten Geduld aufbringen, denn an den Terminals bildeten sich lange Warteschlangen. Laut Flughafenbetreiber Fraport wurden rund 170 der 1.400 für Donnerstag geplanten Flüge annulliert. Die Zahl könne sich im Laufe des Tages noch weiter erhöhen, wenn die Fluggesellschaften weitere Flüge streichen, hieß es. Tags zuvor hatten die Aktivisten bereits den Flugbetrieb am Airport Köln/Bonn gestört. "Die Klima-Kleber werden selbst zu Klima-Sündern" Neben stornierten Flügen müssten ankommende Flüge umgeleitet werden, erklärt Beisel – mit erheblichen Folgen. "Es sind enorme Kosten, die entstehen. Wir gehen von einem zweistelligen Millionenbetrag durch die aktuellen Flugbetriebsstörungen aus. Der überwiegende Teil der Kosten fällt bei den Airlines an", verdeutlicht Beisel. "Sollten weitere Flughäfen blockiert werden, würden die Kosten nochmals erheblich steigen", sagte er. Auch mit Blick auf die Umwelt hätten die Aktionen Folgen. "Man muss es deutlich sagen: Die Klima-Kleber werden selbst zu Klima-Sündern." Etwa, weil die Passagiere bei einer Flugumleitung aufwendig zurück an ihr geplantes Ziel gebracht werden müssen, so Beisel. Nicht zuletzt wegen der Kosten sei es entscheidend, dass das verschärfte Luftsicherheitsgesetz nach der Sommerpause komme, fordert Beisel. "Das wird viele Klima-Kleber abschrecken, wenn mehrjährige Haftstrafen für diese kriminellen Handlungen drohen", sagt der Verbandschef. Zusätzlich können Flughäfen und Airlines dann besser zivilrechtlich gegen die Aktivisten vorgehen – und Schadensersatz fordern. Wissing: Aktivisten geht es um "maximalen Schaden" Die Bundesregierung will radikale Klimaschützer und andere Störer von gefährlichen Aktionen auf Flughäfen abhalten. Kern der geplanten Reform, über die dann noch der Bundestag entscheiden muss, ist die Schaffung einer neuen Vorschrift. Sie soll das "vorsätzliche, unberechtigte Eindringen" unter anderem auf das Rollfeld sowie die Start- und Landebahnen unter Strafe stellen – und zwar dann, wenn dadurch die Sicherheit des zivilen Luftverkehrs beeinträchtigt wird. Auch Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) schreibt auf der Plattform X: Das Eindringen der Aktivisten zeige, "dass es mehr als nötig war, Verschärfungen der Strafen für solche kriminellen Machenschaften auf den Weg zu bringen". Offenbar gehe es darum, "maximalen Schaden anzurichten. Dem Land und all den Urlaubern". "Eine Überwachung wie an der innerdeutschen Zonengrenze ist nicht realisitisch" Doch Beisel reicht das nicht. Bei t-online fordert er, die Zusammenarbeit mit den Polizeibehörden zu verstärken. "Die Polizei im Bund und den Ländern leistet wichtige Arbeit, um die Flughäfen zu sichern", so Beisel. "Ich würde mir aber wünschen, dass sie die Aufklärungsarbeit über die 'Letzte Generation' in den Fokus nimmt." So sollte sie Chatgruppen auf geplante Aktionen hin überprüfen. "Hier kann die Polizei ein wenig wachsamer sein und Störaktionen im Vorfeld unterbinden." Mehr Sicherheitskräfte, um die Flughäfen vor Ort zu überwachen, bringen laut Beisel derweil nicht allzu viel. Er begrüßte den erhöhten Polizeieinsatz, um die Flughafenzäune zu bestreifen. Aber: "Wir können nicht 350 Kilometer deutschen Flughafenzaun kontrollieren. Überspitzt gesagt: Eine Überwachung wie an der innerdeutschen Zonengrenze ist nicht realistisch." Trotz der aktuellen Aktionen freut sich Beisel, dass der Urlaubsverkehr angelaufen sei. "Operativ läuft es gut – sofern keine Störungen dazwischenkommen."
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