Alexander Zverev muss weiter auf seinen ersehnten ersten Grand-Slam-Titel warten. Der Olympiasieger von 2021 verpasst den Halbfinaleinzug bei den US Open. Ein Amerikaner wird zum Angstgegner. Alexander Zverev zog sich das Stirnband vom Kopf und schlich tief enttäuscht zum Netz. Der Tennis-Olympiasieger von 2021 hat eine große Chance auf seinen ersten Grand-Slam-Titel vergeben und ist bei den US Open im Viertelfinale gescheitert. Er verlor gegen Taylor Fritz in einem hochklassigen Match verdient mit 6:7 (2:7), 6:3, 4:6, 6:7 (3:7). Damit konnte der 27 Jahre alte Hamburger keine Revanche für die diesjährige Achtelfinal-Niederlage bei Wimbledon gegen den Amerikaner nehmen. "Ich habe nichts getan, um heute zu gewinnen", sagte Zverev hinterher selbstkritisch: "Ich habe fürchterlich gespielt." Zverev agierte in den entscheidenden Momenten zu passiv und verpasste seinen dritten Halbfinaleinzug in New York. Damit muss der Finalist von 2020 weiter auf seinen Premierentriumph bei einem der vier großen Turniere warten. "Das ist natürlich eine Riesenenttäuschung für ihn", sagte Tennis-Ikone Boris Becker bei Sportdeutschland.tv: "Ich hatte im vierten Satz nicht das Gefühl, dass er noch wirklich an sich glaubt." Beckers ernüchterndes Fazit lautete: "Fritz war der bessere Spieler." Fritz erstmals im Halbfinale Fritz verwandelte nervenstark vor den begeisterten US-Fans im Arthur Ashe Stadium nach 3:26 Stunden seinen ersten Matchball. Der 26-Jährige steht erstmals bei einem Grand-Slam-Turnier im Halbfinale und trifft nun auf den Sieger der Partie zwischen US-Landsmann Frances Tiafoe und Grigor Dimitrow aus Bulgarien. Zverev wäre der erste männliche deutsche Tennisprofi nach Boris Becker 1991 gewesen, der gleich drei Grand-Slam-Halbfinals in einer Saison erreicht hätte. Bei den Australian Open scheiterte er in der Runde der besten Vier, im French-Open-Finale konnte er sich den Traum vom Titel gegen Carlos Alcaraz aus Spanien nicht erfüllen. Nun war die Gelegenheit so groß lange nicht. Den absoluten Topfavoriten wäre Zverev bis zum Finale aus dem Weg gegangen, Titelverteidiger Novak Djokovic aus Serbien und der Spanier Carlos Alcaraz sind bereits früh gescheitert. Niederlage wie bei Wimbledon Beim Rasen-Klassiker von Wimbledon war Zverev nach Zwei-Satz-Führung noch gegen Fritz gescheitert, damals bremste ihn eine Knieblessur. "Wir hatten schon großartige Matches dieses Jahr gegeneinander. Ich muss heute mein bestes Tennis zeigen", sagte Zverev in den Katakomben der Arena kurz vor Betreten des größten Tennisstadions der Welt. "Die Energie hier ist unglaublich. Jeder genießt es, auf so einer großen Bühne zu spielen." Bei Spielbeginn kurz vor 14.00 Uhr lag der Platz noch komplett in der Sonne, die Stimmung auf den Tribünen war noch gebremst, beide Spieler mussten sich erst in die Partie finden. Nach seinem ersten spektakulären Punktgewinn streckte Zverev den Zeigefinger nach oben. Fritz mit aggressiver Taktik Fritz verfolgte einen klaren taktischen Plan. Der Kalifornier attackierte bei Aufschlag von Zverev früh, stand nah an der Grundlinie, versuchte sofort Druck zu erzeugen. Doch der Hamburger blieb beim Service lange souverän - bis er beim Stand von 5:6 drei Sätzbälle gegen sich hatte. Mit sieben starken ersten Aufschlägen in Serie rettete sich Zverev in den Tie-Break. Dort ließ sich Fritz von den ungenutzten Chancen jedoch nicht aus dem Konzept bringen, gewann den Satz mit sechs Punkten nacheinander. Zverev schlug immer wieder auf die Saiten seines Schlägers, schien unzufrieden mit der Bespannung. Auf der Tribüne sprang Fritz" Freundin Morgan Riddle jubelnd auf. Nach der Wimbledon-Niederlage hatte sich Zverev beklagt, dass einige Personen in der Box des Amerikaners sich etwas übertrieben und nicht angemessen verhalten hatten. Zverev jubelt im Bellingham-Style Der Weltranglistenvierte kämpfte sich emotional ins Spiel zurück. Für einen herausragenden Passierschlag ließ Zverev sich mit weit ausgebreiteten Armen im Stile des englischen Fußballstars Jude Bellingham vom begeisterten Publikum feiern. Mit seinem ersten Breakball im ganzen Match nahm er Fritz den Aufschlag zum 5:3 ab und machte nach 1:37 Stunden den Satzausgleich perfekt. Der Start in den dritten Durchgang misslang Zverev. Schnell lag er 0:3 hinten, kam aber wieder zurück. Wenn der 1,98 Meter große Hüne in die Offensive und ans Netz ging, holte er meist auch den Punkt. Doch beim Stand von 4:5 wackelte Zverev erneut. Vier Satzbälle konnte er abwehren - Nummer fünf nutzte Fritz. Im vierten Durchgang blieb es lange spannend - erneut musste der Tie-Break entscheiden. Hier behielt Fritz wie schon im ersten Satz die Nerven und durfte jubeln.