Am Donnerstag nominiert Julian Nagelsmann seinen Kader für die kommenden Länderspiele. Im Tor sollte der Trainer einen ungewöhnlichen Weg gehen. Deutschland ist eine Torwartnation – oder doch eher: war eine Torwartnation? Hatte der DFB über Jahrzehnte hinweg Keeper auf Weltklasseniveau zur Verfügung, so ist das in Zukunft gar nicht so sicher. Bereits seit mehreren Jahren beschäftigt sich der DFB mit der Thematik, wie t-online berichtete . Nach dem Rücktritt von Manuel Neuer und dem Patellasehnenriss von Marc-André ter Stegen wird Bundestrainer Julian Nagelsmann schon in den kommenden Länderspielen zumindest etwas herausgefordert. Optionen wie Oliver Baumann (TSG Hoffenheim) oder Alexander Nübel (VfB Stuttgart) sind zweifellos gut, aber viel Erfahrung auf hohem Niveau und internationale Spitzenklasse haben sie (noch) nicht. Das Problem: Oliver Baumann ist bereits 34 Jahre alt, wird bei der WM in den USA, Mexiko und Kanada sogar 36 Jahre alt sein. Eine Lösung mit Perspektive ist er nicht. Alexander Nübel ist das mit seinen 28 Jahren schon eher, aber auch er ist nicht mehr der Jüngste. Deshalb sollte Bundestrainer Julian Nagelsmann bei seiner Kadernominierung andere Wege gehen. Er sollte einen radikaleren Schritt wagen, sich für die Perspektive des deutschen Tors vom Leistungsprinzip verabschieden. Neben Nübel und Baumann sollte er nicht etwa Bernd Leno (32 Jahre) mitnehmen, der seit Jahren Stammkeeper in der Premier League ist. Er sollte einen jungen Torhüter mitnehmen. Einen, der vom Training beim DFB profitieren und sich weiterentwickeln würde. Einen, über den ein deutscher Bundestrainer bei der richtigen Entwicklung auch in zehn Jahren noch nachdenken könnte. Einen wie Noah Atubolu vom SC Freiburg . Nicht der drittbeste Torwart, aber die beste Lösung Der 22-Jährige geht nun in sein zweites Jahr als Stammtorwart des SC Freiburg. Nach einer wackligen Hinrunde in seiner Debütsaison stabilisierte sich der athletische Schlussmann im Laufe der Rückrunde. Atubolu wurde sicherer mit dem Ball am Fuß und leistete sich weniger Fehler. Die gute Arbeit, die in Freiburg seit Jahren bei der Entwicklung von Torhütern gemacht wird, war an ihm zu sehen. Dabei wurde er behutsam aufgebaut, durchlief die Jugendmannschaften der Breisgauer, spielte mit der U23 anschließend erst in der Regionalliga, danach sogar zwei Jahre in der 3. Liga und trainierte dabei immer wieder bei den Profis mit. Auch in der deutschen U21-Nationalmannschaft war er die Nummer eins. Atubolu ist nicht der drittbeste deutsche Torwart, den Julian Nagelsmann nominieren könnte, wahrscheinlich auch keiner der besten fünf. Aber er ist der, der am meisten von der Nominierung profitieren würde – was wiederum dem DFB helfen würde. Denn Atubolu könnte von erfahreneren und besseren Keepern im Training lernen, wieder mit Torwarttrainer Andreas Kronenberg zusammenarbeiten, den er bereits aus Freiburg kennt. Und der DFB würde kaum Gefahr laufen, den 22-Jährigen zu früh ins kalte Wasser werfen zu müssen. Denn ein dritter Torwart kommt in den seltensten Fällen zum Einsatz. Das beweist Oliver Baumann selbst. Der Schlussmann der TSG Hoffenheim saß bereits in 25 Länderspielen für Deutschland auf der Bank, zum Einsatz kam er bisher nie.
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