Lieder wie "Weiße Rosen aus Athen" machten sie weltberühmt. Jetzt feiert Sängerin Nana Mouskouri ihren 90. Geburtstag. So denkt sie rückblickend über ihre Karriere. Sie hat über 1.600 Songs in mehr als 20 Sprachen und über 130 Alben veröffentlicht. Und mehr als 300 Goldene, Diamantene und Platin-Schallplatten – damit gehört sie zu den ganz Großen ihres Geschäfts. Jetzt feiert Nana Mouskouri ihren 90. Geburtstag. Und denkt offenbar nicht daran, sich zur Ruhe zu setzen. Sie hat nun ein weiteres Album veröffentlicht. Als Dankeschön an alle, die sie so lange begleitet haben. Ein Best-of-Album, das eine Zeitreise durch ihre über 65-jährige Musikkarriere ist, bei der auch leise der Beginn eines Abschieds mitschwingt. Sie sei dankbar dafür, das machen zu können, was sie bisher getan habe, sagte die gebürtige Griechin, die in Athen , Paris und Genf lebt, der Deutschen Presse-Agentur. In ihrem Alter könne sie aber keine großen Pläne mehr für die Zukunft machen, sagte sie offen. Macht ihr das Alter Angst? "Ich habe nie über mein Alter nachgedacht. Oder wenn, dann so wie andere auch." Nana Mouskouri hat öfter versucht, sich von der großen Bühne zu verabschieden. Vor über 15 Jahren schon. Wie sie damals sagte, hatte sie das Gefühl, älter zu werden. Doch ohne zu singen, habe sie sich nutzlos und leer gefühlt. Und so sang sie weiter. Rückblickend ist ihr der damalige Abschied und ihr anschließendes Comeback "unangenehm", sagt sie der "Frankfurter Allgemeinen". "Ich dachte wirklich, es ist besser, aufzuhören, bevor die schlechten Zeiten anfangen. Ich war danach lange nicht auf der Bühne, bin schließlich dann doch wieder aufgetreten." Ausgerechnet in Deutschland wurde sie damals zum Star, einem Land, an das sie nicht immer gute Erinnerungen hatte. Zwischen 1941 und 1944 war Griechenland von Nazi-Deutschland besetzt. Die Eroberung ihrer Heimat durch die Wehrmacht und Waffen-SS war äußert blutig. Und dennoch liebt Mouskouri heute das Land. Dazu hat ein geschichtsträchtiges Ereignis aus dem Jahr 1961 beigetragen, jenem Jahr, in dem die Mauer erbaut wurde. Damals kam sie nach Berlin , um das Lied "Weiße Rosen aus Athen" aufzunehmen. Das Plattenstudio lag im Westteil Berlins am Potsdamer Platz . Als sie das Gebäude verließ, sah sie Menschen, die mit Taschentüchern von der anderen Seite herüberwinkten. "Das hat meinem Herz einen Stich verpasst und mich daran erinnert, was damals passiert war", so Mouskouri. Da sei ihr bewusst geworden, dass auch hier Menschen litten. Die Single, die 1961 erschien, verkaufte sich innerhalb von sechs Monaten mehr als 1,5 Millionen Mal. Sie brachte der Sängerin ihre erste Goldene Schallplatte ein. Vom schüchternen Mädchen zur Schlagerikone Mouskouri wurde 1934 auf Kreta geboren. Ihr Vater gehörte einer Widerstandsbewegung gegen die Nazis an und war Filmvorführer in einem Kino, in dem auch ihre Mutter arbeitete. Mit drei Jahren zog sie mit ihrer Familie nach Athen, mit sechs Jahren erlebte sie die Besetzung Griechenlands durch die Deutschen. Dafür, dass sie und ihre älteste Schwester in Athen auf das Konservatorium gehen durften, mussten ihre Eltern hart arbeiten. 1959 gewann sie den ersten Preis des griechischen Gesangswettbewerbs. Zwei Jahre später folgte schon ihr Welthit "Weiße Rosen aus Athen". "Ich war von der Politik enttäuscht" Auch für Politik interessierte sich die Musikerin. In den Neunzigerjahren wurde sie für die konservative griechische Partei Nea Dimokratia ins Europäische Parlament gewählt. Nach dem Ende der Legislaturperiode gab sie auf: "Ich war von der Politik enttäuscht", wie sie immer wieder sagte. 1993 wurde sie Unicef-Botschafterin. In ihrer 2008 veröffentlichten Biografie "Stimme der Sehnsucht: Meine Erinnerungen" geht sie auf ihre Kindheit und Jugend ein, den Krieg und die Entbehrungen. Sie beschreibt die Geschichte einer schüchternen Teenagerin voller Komplexe, die nur von ihrer Leidenschaft für das Singen begeistert war. Die Musik sei zu ihrer Komplizin geworden, sagte sie in einem ihrer früheren Interviews. Auf der Bühne habe sie gelernt, sich durch das Singen auszudrücken. Heute kann sie sich rühmen, mit über 300 Millionen verkauften Tonträgern zur Kategorie der kommerziell erfolgreichsten Sängerinnen aller Zeiten zu gehören. Ihre schwarze Brille ist neben der von Elton John wohl die berühmteste der Welt. Sie hat damit nicht nur ihre Sehprobleme korrigiert. Das zu ihrem Markenzeichen gewordene optische Hilfsmittel hat Mouskouri auch vor ihrer Schüchternheit geschützt. Mit einer dunklen Brille habe sie Mut gefasst, wie sie früher schon erklärte. Sie war die erste bedeutende Künstlerin, die öffentlich mit einer Brille auftrat. Man hat sie oft gebeten, sie abzusetzen. "Ich habe es nie getan, weil ich kurzsichtig bin, wie sie der Zeitung "Le Parisien" sagte. Die Brille habe nie dazu gedient, ihr einen Stil zu verleihen. Heute blickt Mouskouri auf eine erfolgreiche Karriere zurück. Wie lange möchte sie noch Musik machen? "Jetzt sage ich, ich bin bereit, auf die Bühne zu gehen, ein zweites Comeback wird es aber nicht geben."