Wer mit digitalen Währungen wie Bitcoin handelt, möchte einen Anbieter, der seine Token sicher aufbewahrt. "Finanztest" hat neun Plattformen getestet – mit zum Teil großen Unterschieden. Fast fünf Millionen Menschen haben in Deutschland Geld in Kryptowährungen wie Bitcoin , Ethereum , Cardano oder Solana investiert. Viele glauben an eine Ersatzwährung wie Gold , die ihr Geld vor Inflation absichert. Andere spekulieren darauf, einen zweiten Bitcoin zu finden, der sich innerhalb einer Dekade vertausendfacht. "Finanztest" hat in seiner Ausgabe (8/24) neun verschiedene Plattformen getestet, auf denen Menschen Cyberdevisen handeln können. Wer sich der enormen Risiken bewusst sei, finde bei den untersuchten Anbietern teilweise gute Konditionen, schreiben die Tester. Worauf es ankommt, damit Ihr Investment in Bitcoin & Co. zumindest aus Verbrauchersicht sicher und kostengünstig ist, zeigt der große Krypto-Vergleichstest. Einfacher und intuitiver Zugang zu Kryptowährungen Auch wenn es heute noch reine Spekulation ist, könnten Kryptowährungen laut "Finanztest" in nicht allzu ferner Zukunft zum Finanzestablishment gehören. Während die Kurse von Kryptowährungen nicht beeinflussbar sind, haben es Anleger bei den Handelskosten selbst in der Hand, verschiedene Anbieter zu vergleichen. Die neun getesteten Kryptobörsen bieten selbst Anfängern einen komfortablen, weitgehend intuitiven Zugang zu digitalen Währungen. Anleger müssen sich zunächst für eine Plattform entscheiden und dort ein Depotkonto eröffnen. Anschließend können sie dann transparent und günstig Bitcoin, Ether und andere Kryptowährungen kaufen, verkaufen oder tauschen. Das geschieht vorzugsweise übers Smartphone. Außer N26 ermöglichen alle von "Finanztest" ausgewählten Anbieter auch den Handel am PC via Browser. Mit der Lizenz zur Krypto-Verwahrung Alle getesteten Plattformen erfüllten die Mindestanforderung für eine sichere Nutzung: Die Anbieter müssen eine Lizenz der deutschen Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) für die Krypto-Verwahrung haben und ein Verrechnungskonto anbieten, das der Einlagensicherung unterliegt und in Euro geführt wird. Große Unterschiede beim Angebot Die Zahl der handelbaren Kryptowährungen reicht von 10 (BSDEX) bis über 420 (Bitpanda). Für Spezialisten, die sich der sehr hohen Risiken bewusst sind, könne es reizvoll sein, auf eine Plattform mit großer Auswahl an Kryptowährungen zu setzen, schreiben die Autoren der Vergleichsstudie. Normalanleger seien aber gut beraten, erst einmal bei den etablierten Währungen Bitcoin und Ethereum zu bleiben, wenn sie sich an diese Art von Investment wagten. Zumal bei vielen Währungen nicht klar sei, ob sie sich am Markt halten werden. Günstige Konditionen bei Neobrokern Um die Preismodelle der Krypto-Plattformen vergleichen zu können, haben die Tester die Gesamtkosten für verschiedene Bitcoin-Orders im Wert von 500, 1.000, 5.000 und 10.000 Euro berechnet. Dabei haben sie sowohl die Ordergebühren der Banken und Broker als auch die sogenannten Spreadkosten berücksichtigt. Der Spread ist die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs – und für Kunden von Bison, Finanzen.net Zero, Justtrade und Traders Place der Hauptkostenfaktor. Die sogenannten Neobroker Justtrade und Trade Republic bieten gemeinsam mit der Börse Stuttgart Digital Exchange (BSDEX) besonders günstige Konditionen für den Handel mit Kryptowährungen. So zahlen laut "Finanztest"-Studie Anleger bei Justtrade für eine 10.000-Euro-Order nur 30 Euro, während sich die Gesamtkosten bei Coinbase auf fast 200 Euro summieren. Kleinste Anlagebeträge sind üblich Der Vergleichstest ergab, dass es beim Anlagebetrag zwischen den Anbietern keine wirkliche Untergrenze gibt. Der Handel ist teils schon ab einem Cent möglich. Coinbase und Bitpanda offerieren als einzige der untersuchten Plattformen auch sogenanntes Staking. Beim Staking erhalten Besitzer von Digitalwährungen eine Art Dividende, wenn sie ihre Token als Sicherheit hinterlegen und eine Zeit lang weder verkaufen noch tauschen können. Die Übertragung der Coins in die eigene Wallet ist nur bei Bison, Bitpanda, BSDEX und Coinbase möglich. Sparpläne Anleger können auch Sparpläne auf Kryptowährungen einrichten. Laut Vergleich von "Finanztest" ist dies bei Bison, Bitpanda, Coinbase, Finanzen.net Zero und Trade Republic möglich. Die Kosten dafür liegen zwischen 0,4 Prozent bei Trade Republic und 1,99 Prozent des Ordervolumens bei Coinbase. Alternativen zu Kryptowährungen Anlegern, die nicht in einzelne Kryptowährungen investieren wollen, stehen sogenannte ETPs (Exchange Traded Products) zur Verfügung. Da Bitcoin-ETFs in Deutschland nicht zugelassen sind, können sich Anleger mit ETPs indirekt an der Wertentwicklung digitaler Währungen beteiligen. ETPs auf Kryptowährungen lassen sich bei Bison, Finanzen.net Zero, Justtrade und Traders Place kaufen und handeln. "Finanztest" weist auf die Risiken von ETPs hin: Rechtlich gesehen handelt es sich um Schuldverschreibungen. Zum Kursrisiko komme hier ein weiteres Risiko hinzu. Beim sogenannten Emittentenrisiko bestehe für Anleger die Gefahr, ihre gesamten Investitionen zu verlieren, wenn der Herausgeber (Emittent) des Papiers pleitegeht, erklären die Tester. Kritik an Kryptowährungen Kryptowährungen gehören zu den riskantesten Anlagemöglichkeiten. Der Begriff Währung sei eigentlich irreführend, denn als Zahlungsmittel seien die Kryptos wegen der überschaubaren Akzeptanz im Handel nur in sehr begrenztem Maße nutzbar, so das Fazit von "Finanztest". Auch mit den schnellen Buchungssystemen von Banken könne die Zahlungsabwicklung im Krypto-Bereich nicht im Entferntesten konkurrieren. Wie sich die Werte von Kryptowährungen entwickeln, sei ebenfalls nicht abschätzbar. Da es für Bitcoin, Ethereum und Co. keine längere Historie existiere, gebe es nur wenig Erfahrung mit der Kursentwicklung in Krisenzeiten – anders als zum Beispiel bei Aktienmärkten. Zudem bleiben die grundsätzlichen Risiken von Krypto-Investments bestehen. Es gebe keinerlei Schutz davor, dass der Kurs einer Digitalwährung abstürze oder die Krypto-Anlage eines Tages sogar wertlos werde. "Geht ein Krypto-Verwahrer pleite, müssen die betroffenen Anleger um ihr Geld bangen, denn im schlimmsten Fall droht sogar ein Totalverlust."