Eine Nachwuchspolitikerin der Linken hat Christian Lindner mit Schaum beworfen. Das ist eine Grenzüberschreitung. Mehr sollte es dazu eigentlich nicht zu sagen geben – gibt es aber. Da schreibt der eine nun von "Anschlagsopfer" – in Anführungszeichen wohlgemerkt – zu einem Foto, auf dem Christian Lindners Haare mit Schaum bedeckt sind. Ein anderer bezeichnet die Attacke auf den FDP-Vorsitzenden als "erste Sahne!". Und die Nächste schreibt: "EILMELDUNG: Schaumschläger wird mit Schaum beworfen." Mit Spott und Hohn reagierte das asoziale Netz darauf, dass eine Nachwuchspolitikerin der Linken Lindner bei einer Wahlkampfveranstaltung in Greifswald mit einer aus Rasierschaum geformten Torte beworfen hat. Das war erwartbar. Und doch sagt es viel aus über die, die so etwas posten. Denn dahinter steht offenbar die Sicht: So ein bisschen Schaum schadet doch nicht. Und: Es trifft den Richtigen. Dabei sollte außer Frage stehen, dass die Schaum-Attacke auf Christian Lindner eine unzulässige Grenzüberschreitung ist. Das ist weder lustig noch harmlos. Egal, ob mit Schaum, Torten, Eiern oder Steinen geworfen wird: Es war ein tätlicher Angriff. Und ein solcher verbietet sich – auf politische Gegner genauso wie auf jeden anderen. Die Grundvoraussetzung der Demokratie ist und muss es sein, dass politischer Streit mit Argumenten ausgetragen wird – und mit nichts anderem. Alles andere führt zu Verrohung, oder um es mit Hannah Arendt zu sagen: "Gewalt beginnt, wo Reden aufhört." Wird die Grenze überschritten, und sei es "nur" mit Schaum, muss es niemanden wundern, wenn irgendwann eben doch nach Steinen gegriffen wird, nach Messern oder Pistolen. Dieser Konsens scheint in der Politik zumindest noch zu herrschen. Politiker aller Parteien verurteilten die Attacke. Auch die Linkspartei distanzierte sich von der Schaumwerferin. Im Netz dagegen gibt es einen solchen Konsens schon lange nicht mehr – wenn es ihn denn je gab. Dort regiert bereits die Verrohung.